# taz.de -- Strategien gegen rechts: Es kann wieder geschehen | |
> Ob Flüchtlingspolitik oder Zustimmung zur AfD: Rechte erreichen viel. Dem | |
> Kapitalismus wohnt Menschenfeindlichkeit inne, es braucht Alternativen. | |
Bild: Kapitalismuskritisches Graffiti auf einem Stromkasten in Erfurt | |
Letzte Woche hatte ich frei, und um es mit [1][den Rock-Poet*innen der | |
frühen 2000er, „Juli“], zu sagen: Ich hatte eine geile Zeit. Zurück aus d… | |
Urlaub, merke ich aber, dass er nicht über die Beklemmung hinwegtäuschen | |
kann, die mich einholt, wenn ich an den Zustand der Welt denke. Zugegeben, | |
das hört sich groß an, und der Zustand war ja im Zeitalter des Kapitalismus | |
nie gut. Doch was Rechte und Rechtsextremist*innen alles erreichen, | |
bereitet mir Sorgen. | |
Die Liste ist lang. [2][Der Westen schottet sich von Flüchtenden ab], vor | |
allem von denen, die aufgrund der Klimakrise und prekärer | |
Lebensverhältnisse fliehen. In der EU ist entsprechend das Recht auf Asyl | |
menschenverachtend verwässert worden. Trans Menschen wird unter der | |
verharmlosenden Bezeichnung „Kulturkampf“ ihre Existenz abgesprochen, | |
Gewalt gegen Jüd*innen nimmt zu, [3][die AfD genießt so viel Zustimmung | |
wie nie], die Klimakrise wird nicht effektiv bekämpft, und, und, und. | |
Die Ampelkoalition hat dem offenbar kaum etwas entgegenzusetzen. Wenn aber | |
auf die Politik im Kampf gegen rechts kein Verlass ist, sie selbst sogar | |
rechte Entscheidungen trifft, müsste die Zivilgesellschaft ran. Die | |
gesellschaftliche Mitte aber stemmt sich nicht so gegen Rechte und Nazis, | |
wie sie es müsste, um sie zu schwächen. Teils ist sie nach rechts offen. | |
Wir leben in Deutschland in Parallelwelten, in denen der öffentliche | |
Diskurs teils von Leuten geprägt wird, die ihr Haus abbezahlt haben und | |
scheinbar keine anderen Sorgen als [4][eine Wärmepumpe haben] und sich zu | |
Opfern der Grünen und „Woken“ stilisieren, weil sie sonst keine Hobbys | |
finden, während andere ihre Einkäufe, Miete und Strom nicht zahlen können. | |
Es ist verständlich, dass die Mitte ein Interesse an der Wahrung ihres | |
Wohlstands hat, aber sie ist ziemlich unkreativ dabei, dafür zu sorgen, | |
dass das nicht nationalistisch und armenfeindlich passiert. Es wird kaum | |
intellektuell herausfordernd über [5][Strategien gegen rechts] diskutiert. | |
Oft gibt es kein Bewusstsein dafür, dass dem Kapitalismus | |
menschenfeindliche Ideologien innewohnen und die Politik gar kein Korrektiv | |
dafür sein kann. Wer über Alternativen nachdenkt, wird schnell | |
antiintellektuell mit der „Drohkulisse Linksextremismus“ konfrontiert. | |
Dabei wäre eine Debatte um Alternativen hilfreich für das eigene politische | |
Agieren. | |
## Primo Levis Worte als Mahnung | |
„Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen“, sagte der | |
Auschwitzüberlebende Primo Levi in Bezug auf die Schoah. Hitler wurde in | |
den 1930er Jahren an die Macht gehievt. Als ich aufgewachsen bin, wurden | |
mir die Jahre davor als die „Goldenen 20er“ verkauft. Aber natürlich braute | |
sich da schon zusammen, was in 1933 mündete. | |
Das hört sich für einige übertrieben an. Wenn wir aber der globalen und | |
lokalen Rechten nichts Starkes entgegensetzen, ist mindestens eine | |
Machtergreifung Rechtsextremer nicht unrealistisch. Levis Worte sollten uns | |
eine Mahnung sein, nicht nur am Holocaustgedenktag. | |
14 Jun 2023 | |
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[5] /Studie-zu-Strategien-gegen-Rechts/!5045009 | |
## AUTOREN | |
Amina Aziz | |
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