| # taz.de -- Kritik am Verfassungsschutzbericht: CDU diskreditiert Linke Szene | |
| > Die CDU vermisst im Bremer Verfassungsschutzbericht den nicht | |
| > gewaltorientierten Linksextremismus. Sie zielt auf die Delegitimation der | |
| > Linkspartei. | |
| Bild: DKP, Linke und Andere beim Ostermarsch 2017: Die CDU Bremen betrachtet so… | |
| Bremen taz | Fragen zum erstarkenden Rechtsextremismus? Das kann ja jeder, | |
| angesichts von Deportations- und mehreren bekannt gewordenen Umsturzplänen | |
| von Rechts. Die CDU Bremen ist da mit ihrem Aufklärungsdrang ein bisschen | |
| gründlicher und will auch den abseitigeren Fragen, den Orchideen unter den | |
| Sicherheitsthemen, mehr Platz einräumen im Verfassungsschutzbericht. | |
| So fragt sie sich und gleich auch den Senat Bremen in einer Großen Anfrage, | |
| warum der „nicht gewaltorientierte Linksextremismus“ im Bremer | |
| Verfassungsschutzbericht so wenig Platz bekommt. Ja, richtig: der nicht | |
| gewaltorientierte. | |
| Denn, potz Blitz: Diese friedlichen Linken kommen im | |
| Verfassungsschutzbericht des Landes gar nicht vor. Zumindest nicht | |
| gebührend, mit eigenem Kapitel und Überschrift und so. Das sei beim | |
| Rechtsextremismus anders gelöst, dort habe der Verfassungsschutz (VS) auch | |
| das nicht-gewaltorientierte Potenzial aufgeführt, prangert die CDU an. Bei | |
| der Bekämpfung von Rechts- und Linksextremismus dürfe aber „kein | |
| unterschiedlicher Maßstab angelegt werden“. [1][So weit, so | |
| Hufeisentheorie.] | |
| Um das klarzustellen: Der Verfassungsschutz Bremen beschränkt sich in | |
| seiner Darstellung von Linksextremismus keineswegs auf Gewalttäter im | |
| eigentlichen Sinn. Ausführlich berichtet er auch über jene Gruppierungen, | |
| die seines Erachtens Gewalt befürworten oder zumindest billigend in Kauf | |
| nehmen. | |
| Der Interventionistischen Linken und der Basisgruppe Antifaschismus ist | |
| jeweils ein Kapitel gewidmet. Kritisch beäugt werden dort deren | |
| [2][Aktivitäten beim „Bündnis gegen Preissteigerungen“] (Demos) oder bei | |
| [3][Ende Gelände], die weit in die Mitte der Gesellschaft Akzeptanz | |
| gefunden haben. | |
| Was also bleibt faktisch an extremistischem Potenzial, das die CDU gerne | |
| genauer beobachtet wissen möchte? In anderen Bundesländern werden unter dem | |
| Schlagwort „nicht-gewaltorientierte Linksextremisten“ vor allem parteilich | |
| organisierte Kommunist*innen und Marxist*innen geführt: die DKP, die | |
| MLPD und deren Jugendorganisationen. | |
| Auf eine Art erhellend sind die Verfassungsschutzberichte zu diesen | |
| Organisationen tatsächlich. Etwa in Hamburg 2022: Dort hat laut Bericht die | |
| linksextremistische Szene das Sondervermögen der Bundeswehr als | |
| Aufrüstungspaket kritisiert. Und: Es gab „Lesekreise zu Stamokap“ (Lenins | |
| These zum Staatsmonopolistischen Kapitalismus). Mehr noch: Auch an Streiks | |
| und Demos, etwa am 1. Mai und am Ostermarsch, haben die Linksextremisten | |
| teilgenommen. Hört, hört! | |
| Will die CDU das wirklich wissen? Wichtiger ist der Partei vermutlich die | |
| ganz grundsätzliche Delegitimation des politischen Gegners. Denn in die | |
| Große Anfrage zu „nicht gewaltorientierten Linksextremisten“ mischt die CDU | |
| noch so einiges anderes: einerseits eine ganze Menge Fragen zum faktisch | |
| gewaltbereiten und auch gewalttätigen Teil des linken Spektrums; | |
| andererseits Fragen zur nicht extremistischen Partei Die Linke, die in | |
| Bremen an der Regierung beteiligt ist. | |
| ## Delegitimation der Partei Die Linken | |
| Sieben der 31 Fragen beschäftigen sich mittel- oder unmittelbar mit der | |
| Linken. „Alles eine Soße!“, wird damit mittelmäßig geschickt ausgedrück… | |
| Irgendein Schmutz wird schon hängen bleiben. Die jährliche Gedenkfeier zur | |
| Bremer Räterepublik etwa pickt sich die CDU mit spitzen Fingern heraus. | |
| Waren dort neben Linke und Gewerkschaft nicht auch Vertreter der MLPD | |
| zugange? Auch ein paar alte Vorwürfe werden aufgekocht – hat die Linke | |
| Bremen doch 2022 ein [4][Medientraining mit Emily Laquer] gemacht. | |
| Der Bremer [5][Senat antwortet sehr ernsthaft u]nd ganz humorlos auf die | |
| Fragen nach Klassenkampf und linken Kundgebungen. Wer ein bisschen den | |
| Anschluss verloren hat, kann sich in der Antwort informieren, wo in Bremen | |
| sich die Linke Szene trifft und wo man sich online austauscht. Das | |
| Potenzial an nicht gewaltorientierten Linksextremist*innen wird | |
| übrigens auf eine mittlere zweistellige Zahl geschätzt. Über die Große | |
| Anfrage dürften sich am meisten MLPD und DKP freuen, die endlich einmal | |
| wieder zur Kenntnis genommen werden. | |
| 29 Mar 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Lotta Drügemöller | |
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