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# taz.de -- Rechtsextremismus an Lausitzer Schule: Endlich in Köpfe investieren
> Hitlergruß, Hakenkreuze, rassistisches Mobbing: Eine Schule im Landkreis
> Spree-Neiße schreibt einen Brandbrief. Wo bleibt der Strukturwandel von
> unten?
Bild: Protest gegen den Cottbuser AfD-Kandidaten bei der OB-Wahl
Ein Hitlergruß vor den Augen der Lehrer. Hakenkreuze auf Autos.
Rassistisches Mobbing gegen Mitschülerinnen. Und ein Kollegium, das zur
Hälfte wegschaut: Die [1][Vorwürfe], die Lehrerinnen und Lehrer einer
Schule im Landkreis Spree-Neiße erheben, sind mehr als nur ein Hilfeschrei.
Sie zeigen einen rechtsextremen Alltag, der in der Lausitz vielerorts zum
Mainstream geworden ist.
Nein, der Name der Schule wird nicht genannt in dem Brief, auch nicht die
Stadt, in der sie sich befindet. Selbst die Verfasserinnen und Verfasser
zeichnen ihren Hilferuf nicht namentlich. Zu groß ist die Angst vor rechter
Gewalt. Die Angst vor den eigenen Schülerinnen und Schülern, die im Vorfeld
der vergangenen Bundestagswahl bei einer Schülerwahl für eine Koalition von
NPD und AfD gestimmt haben.
Dass die Lausitz ein rechtes Problem hat, ist nicht neu. Schon 2019 hat der
Brandenburger Verfassungsschutz die [2][Verflechtungen von Neonazi- und
Kampfsportszene in Cottbus toxisch] genannt. Groß war deshalb die
Erleichterung, dass sich im vergangenen Jahr mit Tobias Schick ein SPD-Mann
in der Stichwahl um das Amt des Oberbürgermeisters [3][deutlich gegen einen
AfD-Kandidaten durchsetzen konnte].
Der Brandbrief zeigt nun, dass es auch in Schulen in dem Landkreis, in
dessen Mitte Cottbus liegt, toxisch zugehen kann. Für die Landesregierung
in Potsdam kommt er zur Unzeit. Fast vier Milliarden Euro an Fördermitteln
pumpt Brandenburg in den Strukturwandel in der Lausitz. Dazu kommen noch
die unmittelbar vom Bund bezahlten Leuchtturmprojekte wie die
Hochschulmedizin in Cottbus, das ICE-Werk oder der Lausitz Science Park.
## Neue Jobs, aber wer will da hinziehen?
Tausende Hightech-Jobs sollen den Verlust kompensieren, der mit dem
Ausstieg aus dem Braunkohletagebau entsteht. Aber wer will schon aus
München, Hamburg oder Berlin in die Lausitz ziehen, wenn nicht einmal die
eigenen Kinder in der Schule sicher vor rechter Gewalt sind?
Immerhin hat der designierte neue Bildungsminister den Schuss gehört. Auch
die [4][Polizei ermittelt] nun. Doch das reicht nicht. Inzwischen haben
sich andere Schulen zu Wort gemeldet, die ähnliche Probleme haben. Durch
die Politik in Brandenburg muss ein Ruck gehen. Nicht nur in Beton dürfen
die Milliarden aus dem Strukturstärkungsgesetz investiert werden, sie
müssen auch in Demokratieprojekten, in der Zivilgesellschaft, in den Köpfen
ankommen. Wird da nicht schnell umgesteuert, droht der Strukturwandel zum
Milliardengrab zu werden.
Schon einmal hat ein Brandbrief die Politik wachgerüttelt. 2006 gingen
Lehrerinnen und Lehrer der [5][Neuköllner Rütli-Schule] an die
Öffentlichkeit, weil sie das Gewaltproblem nicht mehr in den Griff bekamen.
Inzwischen ist aus der Problemschule mit dem Rütli-Campus ein
Vorzeigeprojekt geworden.
Brandenburg hat es in der Hand, ähnliche Erfolgsgeschichten zu schreiben.
Und es hat das nötige Geld für einen solchen Strukturwandel von unten.
26 Apr 2023
## LINKS
[1] https://www.rbb24.de/studiocottbus/politik/2023/04/spree-neisse-schule-offe…
[2] https://www.deutschlandfunkkultur.de/rechtsextremismus-in-cottbus-eine-der-…
[3] /Oberbuergermeisterwahl-in-Cottbus/!5886668
[4] https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2023/04/rechtsextremismus-schule-spre…
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeinschaftsschule_auf_dem_Campus_R%C3%BCtli
## AUTOREN
Uwe Rada
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