| # taz.de -- Migrant:innen in Tunesien: Ohne Perspektive | |
| > In Tunis eskaliert auf den Straßen Gewalt gegen Migrant:innen aus der | |
| > Subsahara. Es ist ein Versuch der Regierung, von der eigenen Schwäche | |
| > abzulenken. | |
| Bild: Ein junger Mann am Strand von Zarzis in Südtunesien. Hier legen die Schl… | |
| Tunis/Sfax taz | Die Worte des tunesischen Präsidenten Kais Saied vor dem | |
| Nationalen Sicherheitsrat, den er am 21. Februar einberufen hatte, waren | |
| scharf wie selten. „Gewalt, Verbrechen und inakzeptable Handlungen“ würden | |
| von den in Tunesien lebenden Migrant:innen ausgehen. [1][„Horden | |
| illegaler Migranten aus afrikanischen Ländern sind auf dem Weg nach | |
| Tunesien“, sagte der Präsident]. Die vor dem Krieg aus Libyen fliehenden | |
| Menschen und westafrikanische Migrant:innen seien „der Versuch fremder | |
| Mächte, die tunesische Identität und den Islam“ in der Region zu | |
| schwächen“. Die wie versteinert schweigenden Ratsmitglieder wies er an, die | |
| illegale Migration umgehend zu stoppen und alle Migrant:innen ohne | |
| legalen Aufenthaltsstatus auszuweisen. | |
| Das nordafrikanische Land war danach ein anderes. Mit seiner Rede hat | |
| [2][Saied, der 2019 mit überwältigender Mehrheit ins Amt gewählt] wurde, | |
| eine Welle der Gewalt gegen afrikanische Migrant:innen und | |
| Student:innen aus Subsahara ausgelöst – insbesondere in der Hauptstadt | |
| Tunis. Nach heftiger Kritik aus Westafrika und dem vorläufigen Rückzug | |
| internationaler Finanzinstitutionen ruderte Saied zwar zurück. Doch die | |
| Kampagne hatte bereits nachhaltig Schaden angerichtet. Noch immer trauen | |
| sich viele Menschen mit dunkler Hautfarbe nicht auf die Straße. | |
| Vor allem in den Vororten Ariana und La Soukra fuhren | |
| Mannschaftstransporter der Polizei vor, um die im Zentrum von Tunis als | |
| Putzfrauen oder als Servicekräfte arbeitenden Migrant:innen aus | |
| Straßenbahnen und Bussen heraus zu verhaften. Nach zwei Tagen saßen bereits | |
| mehr als 3.000 Migranten in Abschiebehaft, viele davon mit gültiger | |
| Aufenthaltsgenehmigung. Viele der Opfer leben bereits seit Jahren im Land, | |
| sie mieten Wohnungen und gehen einer geregelten Arbeit nach. Weil viele | |
| junge Tunesier ihr Heimatland verlassen, suchen tunesische Firmen, | |
| Restaurants oder Hotels nach Arbeitskräften im Billiglohnbereich. | |
| Migrant:innen, die eine „cart de sejour“, also einen offiziellen | |
| Aufenthaltstitel oder eine Identitätskarte der Vereinten Nationen ergattern | |
| konnten, wurde nach wenigen Tagen wieder freigelassen. Es sind meist | |
| Studenten oder Geschäftsleute aus Guinea, von der Elfenbeinküste oder aus | |
| Mali. Sie berichteten von Schlägen, unhygienischen Zuständen und Hunger in | |
| den Gefängnissen. Die tunesische Polizei hat wegen inzwischen überfüllter | |
| Gefängnisse die Verhaftungen beendet. Doch sind es Nachbarn, Jugendgangs | |
| und manchmal sogar Kinder, die ihren Frust über die aktuelle | |
| Wirtschaftskrise und die rapide steigenden Preise auf offener Straße an | |
| dunkelhäutigen Menschen auslassen. | |
| „Wir haben uns seit der Rede von Kais Saied nicht mehr auf die Straße | |
| getraut“, sagt Eric Zewolo aus Liberia. Der 25-Jährige übernachtet seit | |
| einigen Tagen vor der Zentrale der Organisation für Migration (IOM) in | |
| Tunis. Wie die meisten der geschätzt 25.000 Migrant:innen in Tunesien | |
| hatte Zewolo nach dem 21. Februar zuerst seine Arbeit und dann seine | |
| Wohnung verloren. | |
| Stets in der Dämmerung schlug er sich mit Freunden über mehrere Tage zu Fuß | |
| zum Gebäude der Vereinten Nationen durch. Viele Taxifahrer nahmen aus Angst | |
| vor behördlichen Strafen keine dunkelhäutigen Menschen mehr mit. In den | |
| sozialen Medien hatte zuvor eine amtliche Notiz die Runde gemacht, die an | |
| Straßenbahnhaltestellen angebracht worden war: Menschen ohne „carte de | |
| sejour“, die bereits länger als drei Monate im Land sind, dürften nicht | |
| mehr mitgenommen werden, hieß es darauf. | |
| Auch das Vermieten von Wohnungen an „Papierlose“, an Migrant:innen ohne | |
| Aufenthaltsgenehmigung, ist nun strafbar. Zewolo und mehrere Hundert aus | |
| ihren Wohnungen geworfene Migrant:innen leben bei nächtlichen | |
| Temperaturen von 10 Grad in Zelten. Schwangere Frauen dürfen die Toiletten | |
| des von hohen Metallgittern geschützten Bereichs im Büroviertel Lac1 | |
| nutzen. Tunesische und internationale Freiwillige haben eine spontane | |
| Hilfsaktion gestartet, die diejenigen mit Lebensmitteln versorgt, die sich | |
| noch in ihren Wohnungen verstecken. Auch Mietzahlungen übernehmen die | |
| Freiwilligen. | |
| Wie es weitergehen soll, wissen offenbar weder die Behörden noch die | |
| Betroffenen. Viele Migrant:innen scheuen die gefährliche Überfahrt mit | |
| Schmugglerbooten nach Italien und möchten eigentlich in Tunesien bleiben. | |
| „Aber selbst vor dem Gebäude der Vereinten Nationen fühlen wir uns nicht | |
| mehr sicher“, sagt Zewolo. „In mehreren Nächten sind Unbekannte | |
| vorbeigekommen und haben uns beschimpft.“ | |
| Die Afrikanische Union und mehrere Regierungen Westafrikas reagieren empört | |
| auf die Behandlung ihrer Bürger:innen. Der Botschafter der Elfenbeinküste | |
| sah aufgrund mehrerer schwerverletzter Landsleute die Lage als so ernst an, | |
| dass er eine Passagiermaschine charterte. Am Montag wurden die ersten | |
| freiwilligen Rückkehrer nach Abidjan, einer Großstadt im Südwesten der | |
| Elfenbeinküste, ausgeflogen | |
| Auch tunesische Menschenrechtsorganisationen fordern ein Ende der Gewalt | |
| und kritisieren Saied dafür, mit seiner Rede die vorhandenen Vorurteile in | |
| Nordafrika gegen Menschen aus der Subsahara in gewaltsamen Hass verwandelt | |
| zu haben. Auf der Flaniermeile Avenue du Bourguiba demonstrierten am | |
| Wochenende über 1.000 Menschen für die Solidarität mit den „afrikanischen | |
| Schwestern und Brüdern“. Auch die größte Gewerkschaft im Land, die UGGT | |
| brachte mehrere tausend Anhänger:innen auf die Straße, die den | |
| Rücktritt des Präsidenten forderten. | |
| Zwei Wochen nach dieser – selbst für die krisengewohnten Tunesier:innen | |
| überraschenden – Eskalation steht Kais Saied im Präsidentenpalast bei einem | |
| offiziellen Termin neben seinem Kollegen aus Guinea. Offenbar wollte Omar | |
| Sissoko Embalo wissen, was es mit dem „großen Bevölkerungsaustausch“ auf | |
| sich hat, der in tunesischen Medien aus dem Umfeld des Präsidenten | |
| verbreitet wird. | |
| Sichtlich um Beschwichtigung bemüht, propagiert der als konservativer | |
| Nationalist bekannte Saied die Brüderlichkeit zu den Ländern | |
| Subsahara-Afrikas. Jeder, der legal im Land sei, könne bleiben, so Saied – | |
| die ganze Aufregung sei sowieso nur ein Missverständnis. Allerdings spricht | |
| er bei diesem Auftritt ständig von „Afrikanern“, wenn er die | |
| Migrant:innen aus Subsahara meint. | |
| Sichtlich erbost sagt Embalo daraufhin: „Auch Sie sind Afrikaner, selbst | |
| wenn sie helle Haut haben. An einem Flughafen in Madrid oder Frankreich | |
| werden wir beide als Afrikaner identisch behandelt werden.“ Der Ton | |
| zwischen den beiden bleibt diplomatisch, eine Lösung für die Migration nach | |
| Norden haben beide nicht. | |
| Oft ist es die tunesische Bürokratie, die es vielen Migrant:innen | |
| unmöglich macht, einen offiziellen Status zu erlangen. Alle legal im Land | |
| lebenden „Afrikaner“ seien willkommen, so der Präsident – und bietet | |
| immerhin vereinfachte Regularien für westafrikanische Student:innen an, | |
| die wichtig sind für die vielen neu entstandenen, privaten Universitäten in | |
| Tunis und in der Hafenstadt Sfax. | |
| Kais überraschenden Antimigrationskurs hatte die bisher unbekannte | |
| Nationale Partei Tunesiens, ein Projekt im Wesentlichen von drei | |
| konservativen Aktivisten, medial vorbereitet. Viele Tunesier:innen | |
| hörten zunächst nicht richtig hin: Sie werteten die Kampagne der Nationalen | |
| als populistisches Ablenkungsmanöver von der sich zuspitzenden | |
| Wirtschaftskrise im Land. Doch mit Saieds Rede wurde dieses Thema | |
| allabendlich in allen Talkshows diskutiert. | |
| Gegen die Wirtschaftskrise findet der Präsident indes kein Mittel. In | |
| Wutreden wettert er gegen die grassierende Korruption, konkrete Reformen | |
| blieben bisher aus. Die von Saied eigenmächtig eingesetzte Regierung von | |
| Premier Najla Bouden versucht mit einem Kredit des Internationalen | |
| Währungsfonds die mittlerweile stark gefährdete Zahlungsfähigkeit Tunesiens | |
| zu retten. | |
| Doch statt Reformen und die vom IWF geforderte Einigkeit mit | |
| Gewerkschaften, Parteien und Arbeitgeberverband voranzubringen, begann | |
| Saied eine Verhaftungswelle gegen Rechtsanwälte, Richter und die moderate | |
| Islamistenpartei Ennahda. Die Empörung darüber ist nun seit Beginn der | |
| Verhaftungswelle gegen Migrant:innen verstummt. In ärmeren Vororten von | |
| Tunis oder Sfax, wo junge Tunesier:innen die Migrant:innen als | |
| Konkurrenz im Kampf um Jobs begreifen, erntet Saied für das harte | |
| Durchgreifen gegen die angeblich durch die Migrant:innen gestiegene | |
| Kriminalitätsrate Beifall. | |
| International könnte der Kurs das einzige tatsächlich demokratisch regierte | |
| und freie Land der Region isolieren. Am Montag legte die Weltbank ihre | |
| Verhandlungen mit Tunesien vorerst auf Eis. Ein dringend benötigter Kredit | |
| des Internationalen Währungsfonds verzögert sich möglicherweise. Saied | |
| entließ am Mittwoch sämtliche vor zwei Jahren gewählten Bürgermeister und | |
| Gemeindevertretungen und will sie durch von ihm bestimmte Kommissionen | |
| ersetzen. | |
| La Soukra, der migrantisch geprägte Vorort von Tunis: Wenn Christine Bela | |
| in der Straßenbahn sitzt, schaut sie am liebsten stur geradeaus. Die | |
| 32-jährige Friseurin aus der Elfenbeinküste fährt an sechs Tagen in der | |
| Woche von La Soukra in das Zentrum von Tunis. In den stets überfüllten | |
| Waggons ist die Stimmung oft zum Zerreißen gespannt. „Den Ärger vieler | |
| Tunesier über die jede Woche steigenden Preise und die sinkenden Löhne | |
| bekomme ich als Frau mit dunkler Hautfarbe in Form von Rassismus direkt zu | |
| spüren“, sagt sie. Kritische Blicke oder verächtliche Bemerkungen hätten in | |
| den vier Jahren, die sie nun in Tunesien lebe, stark zugenommen. | |
| Bela ist eine von mehr als 10.000 Menschen aus Westafrika, die mittlerweile | |
| nach Schätzungen von Nichtregierungsorganisationen in Tunis leben. Nur | |
| wenige von ihnen besitzen einen legalen Aufenthaltsstatus, haben einen | |
| Arbeitsvertrag oder eine Krankenversicherung. Bela ist eine „sans papier“, | |
| eine Arbeitsmigrantin, die in keiner Statistik des tunesischen Staates | |
| auftaucht und die keine Rechte hat. | |
| Zusammen mit ihrem Freund François und dem gemeinsamen Sohn Prince wohnt | |
| die zierliche Frau in einer Zweizimmerwohnung. Während sich François als | |
| Spezialist für die Wartung von Klimaanlagen durchschlägt, arbeitet | |
| Christine als Putzfrau und Kindermädchen bei einer tunesischen Familie. Von | |
| ihren umgerechnet rund 400 Euro Monatseinkommen kann sich das Paar sogar | |
| einen Kindergartenplatz leisten. | |
| „Hätten wir eine offizielle Arbeitserlaubnis, könnte ich ruhig schlafen. | |
| Erst einmal denke ich aber nur an den Flug nach Abidjan im übernächsten | |
| Jahr“, sagt Bela. Denn in der Elfenbeinküste hat sie ihre 16-jährige | |
| Tochter Stella und zwei Söhne zurückgelassen. Nachdem ihr Mann an | |
| Nierenversagen gestorben war, konnte sie ihre Kinder als alleinerziehende | |
| Mutter nicht mehr ernähren. „Mit meinem Restaurant habe ich wegen der | |
| Wirtschaftskrise in Westafrika zuletzt kaum mehr als 100 Euro im Monat | |
| verdient.“ | |
| In ihrer Heimat Elfenbeinküste war Bela Friseurin und Köchin. Nach ihrer | |
| Flucht nach Tunis ist sie in den Augen des tunesischen Staats reduziert auf | |
| ihren Status: „sans papiers“. | |
| Wenn Bela über ihr ehemaliges Mittagsrestaurant in Abidjan spricht, | |
| leuchten ihre Augen. Sie habe westafrikanische Gerichte gekocht und Kunden | |
| die Haare geschnitten, damit habe sie bis zum Tod ihres Mannes ein gutes | |
| Auskommen gehabt. „Doch sich als Frau in einer patriarchalischen | |
| Gesellschaft allein durchzusetzen ist fast unmöglich, deshalb habe ich das | |
| Angebot meines Cousins schweren Herzens angenommen und kam nach Tunis.“ | |
| Was zunächst wie das Hilfsangebot eines engen Verwandten aussah, entpuppte | |
| sich als Geschäftsmodell, das in ähnlicher Form mehrere zehntausende | |
| Westafrikaner:innen wie Bela nach Nordafrika lockte. Denn nach | |
| Tunesien und Marokko ist die visafreie Einreise aus vielen afrikanischen | |
| Ländern möglich. „Mein Cousin versprach, dass ich pro Monat mindestens 800 | |
| Euro verdienen und 500 Euro für die Ausbildung meiner Kinder in die | |
| Elfenbeinküste schicken könne“, erzählt sie. | |
| Nachdem sie die 3.000 Euro für das Flugticket aufgebracht hatte und eine | |
| Anstellung als Putzfrau bei einer Familie in Tunis sicher hatte, sei sie | |
| schweren Herzens losgeflogen, erzählt sie. Ihre Kinder brachte sie bei der | |
| Familie ihrer Schwester unter. Am Flughafen Tunis-Karthago habe sie ein | |
| Mann aus der Elfenbeinküste abgeholt – der gleich ihren Reisepass | |
| einkassiert habe. Der Schlepper hatte Belas Cousin wohl als seinen | |
| Vermittler angestellt und zahlt ihm bis heute eine Erfolgsprämie für jede | |
| ankommende Reisende. Den Lohn für Belas Arbeit strich er fast 18 Monate | |
| lang selbst ein, so berichtet sie selbst es. | |
| „Mir war klar, dass ich in den Fängen einer Schlepperorganisation landen | |
| würde, die überhöhte Vermittlungsgebühren einfordert“, sagt Bela. „Ich | |
| hätte aber nicht gedacht, wie eine Sklavin behandelt zu werden.“ | |
| [3][Nach Europa weiterreisen] wolle sie dennoch nicht, sagt sie mit Tränen | |
| in den Augen. Im Dezember 2022 hatte ihre jüngste Cousine versucht, von der | |
| tunesischen Hafenstadt Sfax aus auf einem Fischerboot in das italienische | |
| Lampedusa zu gelangen. Über 60 Menschen aus Guinea, der Elfenbeinküste und | |
| Ghana waren an Bord des Schlauchboots, das von einem der Strände der 200 | |
| Kilometer südlich von Tunis gelegenen Hafenstadt ablegte. | |
| Der Tag der Abreise sollte zu einem der schwärzesten Tage auf dem | |
| Mittelmeer in diesem Winter werden. Die Schmuggler an der libyschen und | |
| tunesischen Küste versuchten ihre Kunden noch vor dem angekündigten | |
| Wintersturm nach Lampedusa und Sizilien zu bringen. Doch der Wellengang war | |
| bereits so hoch, dass selbst die zwischen Italien und Tunis pendelnden | |
| Autofähren in den Häfen blieben. Christine Belas Cousine wurde als eine von | |
| mehr als 130 offiziell bekannt gewordenen Todesopfern an Land gespült. Das | |
| Schlauchboot war nur wenige Kilometer von der italienischen Küste entfernt | |
| gekentert. | |
| In Sfax, rund 300 Kilometer südlich der Hauptstadt, sammeln sich | |
| unterdessen immer mehr Migrant:inn, die sich eine Rückreise in ihre Heimat | |
| nicht leisten können oder die noch hoffen, in Tunesien bleiben zu können. | |
| Birikhabosse Camera, ein drahtiger Mann aus Guinea, ist mit vielen | |
| Landsleuten in Kontakt, denen Tunis zu unsicher geworden ist. „In Sfax | |
| funktioniert das Zusammenleben zwischen den vor dem Krieg im Tripolis | |
| geflohenen Libyern, Migrant:innengemeinden aus verschiedenen Ländern | |
| und ihren tunesischen Nachbarn besser“, sagt er. | |
| Zusammen mit dem tunesischen Aktivisten Omar Ben Amor versucht Camera, | |
| junge Leute aus fast zehn Ländern zusammenzubringen. „Als Vermittler von | |
| westafrikanischen Fußballspielern an tunesische und europäische Clubs komme | |
| ich gut über die Runden“, sagt Camera. „Europa darf seine Probleme hier | |
| nicht abladen“, sagt sein Kollege Ben Amor. Statt der geforderten | |
| Auffanglager in Tunesien brauche es eine Reform des Aufenthalts- und | |
| Asylrechts. | |
| Täglich treffen die beiden auf Migrant:innen, die sich einen Platz auf | |
| einem Boot nach Lampedusa sichern wollen, sagen sie. „Weil jede Woche die | |
| man im Land ist, bisher zwar akzeptiert wird, aber eine Strafgebühr | |
| kostet“, klagt Camera. Nach sechs Jahren in Sfax müsse er bei legaler | |
| Ausreise über 4.000 Euro zahlen, das sei mehr, als das Ticket für ein Boot | |
| nach Europa kostet, rechnet er vor. Bei ihren regelmäßigen Treffen auf | |
| einem Fußballplatz in Sfax informieren Ben Amor und Camera Jugendliche über | |
| die Rechtslage im Land. | |
| Christine Bela ist nach den Treffen mit der taz vor wenigen Tagen in ihre | |
| Heimat zurückgeflogen. „Ich habe gerne in Tunesien gelebt. Ich weiß nicht, | |
| was in die Leute gefahren ist“, sagt sie. „Wir teilen doch die gleichen | |
| Probleme.“ | |
| 12 Mar 2023 | |
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