| # taz.de -- Tarifstreit im öffentlichen Dienst: Warme Worte unerwünscht | |
| > In Potsdam starten die Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst. Die | |
| > Gewerkschaften gehen mit einer ambitionierten Forderung in die Gespräche. | |
| Bild: Ob es so schwierig wird wie bei der Post? Die Tarifverhandlungen im öffe… | |
| Berlin taz | Der Trommelwirbel ist laut. Vor Beginn der Tarifverhandlungen | |
| im öffentlichen Dienst der Kommunen und des Bundes, die an diesem Dienstag | |
| in Potsdam starten, geben sich die Gewerkschaften kampfbereit. Bei den | |
| Beschäftigten „brodelt es“, sagte der Verdi-Vorsitzende Frank Werneke am | |
| Montag in Berlin. „Die Arbeitgeber müssen wissen: Die Belegschaften werden | |
| sich in der Tarifrunde nicht mit warmen Worten und einem schlechten | |
| Ergebnis abspeisen lassen.“ Die Verhandlungen würden „hammerhart“, | |
| sekundierte Beamtenbund-Chef Ulrich Silberbach. | |
| 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat wollen Verdi und | |
| Beamtenbund (dbb) für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten erstreiten – und | |
| notfalls auch erstreiken. „Die Beschäftigten haben den Eindruck, mit einem | |
| wachsenden Berg von Aufgaben und Anforderungen alleingelassen zu werden“, | |
| begründete das Wernecke. „Und die Inflation hat ihre Spuren gerade auch in | |
| den Portemonnaies vieler öffentlich Beschäftigter mit eher niedrigen bis | |
| mittleren Gehältern hinterlassen.“ | |
| Durch den geforderten Mindestfestbetrag, von dem die unteren Gehaltsgruppen | |
| prozentual stärker profitieren würden, ergäbe sich eine durchschnittliche | |
| Lohnsteigerung von etwa 15 Prozent – was der Forderung Verdis für die | |
| Postbeschäftigten entspricht, die am vergangenen Wochenende [1][in einen | |
| bundesweiten Warnstreik] getreten waren. | |
| ## Arbeitgeber sehen Forderungen als „nicht finanzierbar“ | |
| Folgen Bund und Kommunen [2][wie die Deutsche Post] dem üblichen Ritual, | |
| erst zur dritten Verhandlungsrunde, die Ende März stattfinden soll, ein | |
| eigenes Angebot vorzulegen, dann dürfte es auch im öffentlichen Dienst | |
| demnächst zu flächendeckenden Warnstreiks kommen. „Leider hat die Unsitte | |
| Einzug gehalten, bis zur letzten Verhandlungsnacht überhaupt kein | |
| ernsthaftes Angebot zu machen“, sagte Verdi-Chef Wernecke der Süddeutschen | |
| Zeitung. „Wer so agiert, darf sich über Warnstreiks nicht beschweren.“ | |
| Bislang ist unklar, [3][zu welchen Zugeständnissen] die Arbeitgeberseite | |
| bereit sein wird. Noch weist sie schlicht die Gewerkschaftsforderungen als | |
| nicht finanzierbar zurück. „Das können wir so nicht leisten, und viele | |
| andere Kommunen auch nicht“, sagte Gelsenkirchens Oberbürgermeisterin Karin | |
| Wege (SPD), die Verhandlungsführerin der Kommunen, dem Spiegel. Nach ihren | |
| Berechnungen würden die gewerkschaftlichen Forderungen die Kommunen etwa 15 | |
| Milliarden Euro im Jahr kosten. Sie kritisieren überdies, die | |
| Gewerkschaften ließen außer Acht, dass es in den letzten zehn Jahren für | |
| die Beschäftigten im öffentlichen Dienst eine Reallohnsteigerung von knapp | |
| 11 Prozent gegeben habe. Was wohl heißen soll: Die Beschäftigten könnten | |
| auch einmal mit einem Reallohnverlust leben. | |
| Auf der dbb-Jahrestagung Anfang Januar sagte Innenministerin Nancy Faeser, | |
| die für den Bund die Verhandlungen führt, sie sei „zuversichtlich, dass wir | |
| in den kommenden Tarifverhandlungen gute und sachgerechte Lösungen finden | |
| werden“. Gleichwohl verwies auch sie auf die angespannte Haushaltslage. | |
| Für den Bund ergäben sich bei Erfüllung der Gewerkschaftsforderung | |
| Mehrkosten von rund 1,4 Milliarden Euro. Da der Tarifabschluss | |
| üblicherweise wirkungsgleich auf Beamt:innen, Richter:innen, | |
| Soldat:innen und Versorgungsempfänger:innen übertragen wird, | |
| kämen noch einmal 3,3 Milliarden Euro pro Jahr hinzu. | |
| 24 Jan 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Pascal Beucker | |
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