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# taz.de -- Bericht der Weltwetterorganisation: Extremes Wetter, extreme Kosten
> Katastrophen durch Extremwetter haben sich in den letzten 50 Jahren
> gehäuft – und werden besonders für den globalen Norden teuer.
Bild: Wird der Sturm „Ida“ teurer als „Katrina“? Überschwemmung im US-…
Eingestürzte Dächer, umgeknickte Bäume, Keller voller Wasser, verschlammte
Straßen, kein Strom: An der US-amerikanischen Golfküste herrscht der
Ausnahmezustand. Hurrikan „Ida“, ein Sturm der Kategorie vier von fünf, hat
mindestens vier Menschen getötet und große Zerstörungen hinterlassen. In
der Großstadt New Orleans herrscht aus Sicherheitsgründen eine nächtliche
Ausgangssperre. Die Wiederaufbauarbeiten laufen, in manchen Regionen könnte
es trotzdem noch Wochen dauern, bis der Strom wieder fließt.
„Ida“ traf auf den Tag genau 16 Jahre nach dem Hurrikan „Katrina“ auf d…
US-Küste, der New Orleans schon einmal verwüstete. Ein neuer [1][Bericht]
der Weltorganisation für Meteorologie der Vereinten Nationen (WMO) führt
„Katrina“ als die weltweit teuerste durch Extremwetter ausgelöste
Katastrophe der letzten fünf Jahrzehnte. Wie hoch der wirtschaftliche
Schaden durch „Ida“ wird, ist noch unklar.
[2][Extreme Wetterlagen] und die von ihnen begünstigten Naturkatastrophen
verursachen immer höhere Kosten, zeigt der neue Bericht. Für ihn
untersuchten die Meteorolog:innen der UN die Wetterereignisse von 1970
bis 2019: Dürren, Stürme, Hitzewellen, [3][Überschwemmungen], Waldbrände.
Solche Extreme träten inzwischen vier- bis fünfmal häufiger auf. Die
ökonomischen Schäden hätten sich in dem Zeitraum versiebenfacht. Die
Kosten, um die es dabei geht, sind gigantisch: Mittelt man sie, kommt man
laut Bericht auf weltweit 200 Millionen US-Dollar – an jedem einzelnen Tag.
Blickt man nur auf das Jahrzehnt von 2010, steigt dieser Wert sogar auf 383
Millionen US-Dollar.
„Die wirtschaftlichen Verluste wachsen massiv“, sagte WMO-Chef Petteri
Taalas. Der Meteorologe warnt: „Und wir werden durch den Klimawandel immer
mehr extremes Wetter erleben“. Sein Appell, den er so oder so ähnlich schon
seit vielen Jahren immer wieder formuliert: „Der Schlüssel zum menschlichen
Wohlergehen ist es, den Klimawandel zu bremsen. Aber wir müssen uns auch an
ihn anpassen.“
## Unterschiedliche Folgen
Denn die [4][Folgen des Klimawandels sind schließlich nicht mehr
vollständig abzuwenden], ganz im Gegenteil: Sie sind längst zu spüren und
zu messen. Um deutlich mehr als 1 Grad hat die Menschheit die Erde schon
aufgeheizt. Dass extremes Wetter dadurch nachweislich zugenommen hat, war
auch eine Schlüsselerkenntnis aus dem neuen Weltklimabericht, dessen erster
Teil im August erschienen ist. In diesen riesigen Metastudien werten
Hunderte Wissenschaftler:innen aus verschiedenen Disziplinen und
Ländern der Welt regelmäßig die Studienlage zur Klimakrise aus und
formulieren damit den aktuellen Kenntnisstand. „Wir sehen, dass
Klimaextreme wirklich die ganze Welt betreffen“, sagte die Klimaforscherin
Sonia Seneviratne von der ETH Zürich, die an dem Weltklimabericht beteiligt
war.
Der aktuelle Bericht der Weltwetterorganisation zeigt jedoch auch: Extremes
Wetter tritt zwar überall auf der Welt auf, hat aber unterschiedliche
Folgen. „Die Welt ist nicht gleich, wenn es um die Auswirkungen geht“,
sagte Meteorologe Taalas. Die höchsten wirtschaftlichen Schäden fallen zum
Beispiel vor allem in den Ländern des globalen Nordens an. Sechs der zehn
teuersten Katastrophen der vergangenen 50 Jahre waren Stürme in den USA:
„Katrina“ (2005), „Harvey“ (2017), „Maria“ (2017), „Irma“ (2017…
(2012) und „Andrew“ (1992). Es sei denkbar, dass Hurrikan „Ida“ bald auf
Platz eins rutsche, meint Taalas. Schließlich sei das Stromnetz so
nachhaltig geschädigt worden, dass der Aufbau sehr teuer werde.
Aber: Es geht hier um absolute Zahlen, die nicht unbedingt aussagen, wie
fatal die Schäden für Privatpersonen oder auch Volkswirtschaften sind. Wo
teurere Häuser und Autos stehen, entsteht bei Zerstörung in absoluten
Zahlen ein höherer Schaden – wie eben in den USA. „Setzt man die Zahlen ins
Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt, ist der globale Norden nicht stärker
von Kosten betroffen“, sagte Mami Mizutori, Sonderbeauftragte des
UN-Generalsekretärs für Katastrophenvorsorge. Auch sie meint: Die Welt muss
sich besser anpassen an das extreme Wetter – und die reichen Länder müssen
die armen Länder besser dabei unterstützen. Mizutori wies auch auf die
Schäden und Verluste hin, die nicht finanzieller Art sind. „31 Millionen
Menschen wurden allein im vergangenen Jahr durch extremes Wetter
vertrieben“, sagte die japanische Diplomatin. Die Zahl an Klimaflüchtlingen
übersteige langsam die Zahl jener, „die durch Konflikte fliehen – und der
Trend geht nach oben.“
Auch der Bericht der Weltwetterorganisation weist auf humanitäre Schäden
hin, identifiziert nicht nur die teuersten Wetterereignisse, sondern auch
die tödlichsten. Sie liegen fast alle im globalen Süden. Auf Platz eins
steht die äthiopische Dürre von 1983, die durch Ernteausfälle eine große
Hungersnot auslöste, in der 300.000 Menschen starben.
## 30 Milliarden für die Flutkatastrophe in Deutschland
Im Gegensatz zu den Kosten steigen die Todeszahlen durch extremes Wetter
allerdings nicht, sondern sind über die untersuchten Jahrzehnte deutlich
gesunken. Das liegt dem Bericht zufolge an verbesserten Warnsystemen und
einem effektiveren Krisen-Management.
Auch Deutschland beschäftigt sich gerade mit den Kosten der Klimakrise:
Durch die Überschwemmungen Mitte Juli sind immense Schäden entstanden, die
größtenteils nicht versichert waren (siehe Infokasten). Die Bundesregierung
bringt derzeit ein Hilfspaket von 30 Milliarden Euro auf den Weg.
Wissenschaftler:innen hatten im August nachgewiesen, dass der
[5][Klimawandel den Starkregen bis zu neunmal wahrscheinlicher gemacht
hat].
1 Sep 2021
## LINKS
[1] https://public.wmo.int/en/media/press-release/weather-related-disasters-inc…
[2] /Extremwetter-Im-Mittelmeerraum/!5793719
[3] /Studie-zur-Flutkatastrophe-im-Juli/!5791167
[4] /Warnung-des-Weltklimarats-IPCC/!5792170
[5] /Studie-zur-Flutkatastrophe-im-Juli/!5791167
## AUTOREN
Susanne Schwarz
## TAGS
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