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# taz.de -- Nahverkehr leidet unter Coronakrise: ÖPNV kämpft um Kunden
> In der Pandemie sind die Fahrgastzahlen eingebrochen. Mit Treuebonus,
> neuen Abo-Tickets und einer App will der Nahverkehr Kunden zurückholen.
Bild: Deutscher geht es nicht: die Mission „Fahrgastrückgewinnung“ beginnt
Berlin taz | Die Kampfansage des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen
(VDV) klingt etwas sperrig. „Mission Fahrgastrückgewinnung“ heißt die
Kampagne, mit der wieder mehr Passagiere in Busse und Bahnen gelockt werden
sollen. Denn noch immer steigen [1][nur 60 Prozent der vor Corona gezählten
Passagiere] ein.
Einen Treuebonus gibt es zunächst für die Stammkunden mit Abo-Tickets. Vom
13. bis zum 26. September können sie ihr Ticket auch für Fahrten in anderen
Verkehrsverbünden nutzen, Münchner Kunden etwa kostenlos einen Bus im
Ruhrgebiet oder in Frankfurt nutzen. Die Deutsche Bahn bietet den
Stammkunden in dieser Zeit eine vergünstigte BahnCard 25 an. Der Preis
steht noch nicht fest. „Wir müssen und wollen so schnell wie möglich
Fahrgäste zurückgewinnen“, sagte VDV-Präsident Ingo Wortmann bei einer
Online-Pressekonferenz am Donnerstag.
Die Verkehrsunternehmen wollen aus den Erfahrungen während der Pandemie
neue Angebote entwickeln. Denn das Mobilitätsverhalten wird sich zum Teil
dauerhaft ändern. So planen die Verkehrsunternehmen die Einführung von
Homeoffice-Tickets oder Abos als Flatrate, die sich schon nach wenigen
Fahrten lohnen. Digitale Ticketangebote sollen dazukommen.
Schon länger arbeitet die Branche an einer zentralen Buchungs-App, über die
Fahrscheine in ganz Deutschland gekauft werden können. Ende diesen Jahres
werde die Test-App dazu herausgebracht, kündigte Wortmann an. Der Verband
rechnet mit einer zweijährigen Testphase. 2024 könnte das Buchungssystem
dann mit allen Funktionen eingeführt werden. Entwickelt wird die App von
Mobility Inside, einem Gemeinschaftsunternehmen unter anderem der Münchner
Stadtwerke, dem Rhein-Main-Verkehrsverbund und der Deutschen Bahn. Eine
einheitliche Tarifstruktur im Nahverkehr wird es damit aber nicht geben.
## Erfolgreiche Kampagne nötig
Das Angebot will die Branche ebenfalls ausbauen und verbessern. Laut
Wortmann wird es mehr On-Demand-Verkehre geben, also beispielsweise
Ruftaxis. Dies sei nicht nur in ländlichen Gebieten notwendig, sondern auch
in Städten, betonte der VDV-Chef.
Einen Erfolg mit der Kampagne haben die Nahverkehrsanbieter dringend nötig.
Die beiden Pandemiejahre haben ein Loch von 7 Milliarden Euro in den Kassen
hinterlassen. Bund und Länder fangen die Mindereinnahmen [2][durch einen
Rettungsschirm] auf. Doch die Gefahr wächst, dass finanziell schwache
Kommunen das Verkehrsangebot kürzen müssen. „Die Sorge ist da“, sagte
Wortmann und verwies auf erste Einschränkungen in Offenbach oder in
Wuppertal.
Bis zum Ende des Jahrzehnt sollen [3][sehr viel mehr Menschen Busse und
Bahnen nutzen], das Angebot soll also größer werden. Das sehen die
Klimaschutzziele so vor. Dafür fehlen laut VDV aber noch insgesamt 11
Milliarden Euro bis zum Jahr 2030.
8 Jul 2021
## LINKS
[1] /Ruecklaeufige-Fahrgastzahlen-im-OePNV/!5779042
[2] /Coronakrise-trifft-Verkehrsbetriebe/!5749447
[3] /Buendnis-fordert-langfristige-Investition/!5712409
## AUTOREN
Wolfgang Mulke
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