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# taz.de -- Bahnexperte über ÖPNV und Corona: „Testpflicht ist nicht prakti…
> Bahnfahren muss auch in der Pandemie attraktiv bleiben, sagt Bastian
> Kettner vom ökologischen Verkehrsclub. Testen hindere die Mobilität.
Bild: Wie geht sicheres Reisen mit der Bahn?
taz: Herr Kettner, während der Pandemie [1][sind viele Reisende von der
Bahn auf das Auto umgestiegen]. Warum?
Bastian Kettner: Viele Menschen denken beim Bahnfahren vor allem an
überfüllte Züge und haben Angst vor einer Infektion. Öffentliche
Verkehrsmittel haben da zum Teil ein schlechtes Image. Dabei haben
Untersuchungen ergeben, dass die Ansteckungsgefahr im Zug und im
öffentlichen Nahverkehr nicht höher ist als an anderen öffentlichen Orten.
Vorausgesetzt, die Abstände werden eingehalten und alle Fahrgäste tragen
eine Maske.
Richtig, aber gerade im Fernverkehr achtet die Bahn darauf, dass bei
Reservierungen nur jeder zweite Platz angeboten wird, sodass die
Abstandsregelungen eingehalten werden können.
In Frankreich [2][müssen Reisende in Fernzügen nachweisen], dass sie
entweder geimpft, getestet oder genesen sind. Wäre das auch in Deutschland
sinnvoll?
Ich stelle mir das schwierig vor. Wenn ich täglich mit der Bahn unterwegs
bin und für jede Fahrt einen Gesundheitstest vorlegen muss…. Das ist doch
nicht praktikabel.
Aber in Restaurants gab es das ja auch. Und ein Schnelltest wäre bereits
ausreichend.
Ein zu Hause durchgeführter Antigentest würde aber nicht anerkannt werden.
Ich muss also zu einer offiziellen Teststelle gehen. Das würde die Menschen
in ihrer Mobilität erheblich einschränken. Gerade im Pendelverkehr ist es
nicht angebracht, das zu fordern. Wichtiger ist, dass die Abstände
eingehalten werden.
Wie lässt sich das sicherstellen? Trotz der geringeren Fahrgastzahlen kommt
es ja gelegentlich zu vollen Zügen.
Da können die Zugbegleiter:innen eine wichtige Rolle spielen, indem
sie Fahrgäste darauf hinweisen, dass eben auch in anderen Teilen des Zuges
noch Platz ist. Es kann auch sein, dass Züge so voll sind, dass die
Abstandsregelungen nicht mehr gewährleistet werden können. Dann ist es
wichtig, dass die Maske getragen wird, Desinfektionsmittel bereitsteht und
es die Möglichkeit gibt, Masken beim Zugpersonal zu kaufen.
Halten Sie eine Reservierungspflicht für sinnvoll?
Nein, wir lehnen eine Reservierungspflicht ab, weil das immer ein
Einschnitt in die Mobilität bedeutet. Wir stehen dafür ein, dass Menschen
auch spontan die Bahn benutzen können. Das Problem einer
Reservierungspflicht besteht darin, dass die Menschen dann vor allem in den
Zügen reservieren, bei denen die Auslastung ohnehin schon relativ hoch ist.
Menschen mit Flexticket wären dann eingeschränkt.
Was muss die Bahn tun, um die Sicherheit zu erhöhen und Bahnfahren auch
jetzt attraktiv zu machen?
Eine gute Möglichkeit wäre es, die Auslastungsanzeige auf der Homepage zu
verbessern. Da ist aktuell keine Echtzeitdarstellung möglich, die Daten
beruhen auf den Buchungen und Erfahrungswerten. Wichtig ist auch, dass die
Kapazitäten nicht zurückgefahren werden.
Jetzt haben wir viel über den Fernverkehr geredet, aber [3][auch auf kurzen
Strecken sind viele Menschen auf das Auto umgestiegen.] Wie lassen sich
diese Fahrgäste wieder zurückgewinnen?
Im Nahverkehr gilt zum Teil das, was auch im Fernverkehr gilt. Die lokalen
Verkehrsunternehmen sind in der Pflicht, die Reinigungsintervalle zu
verdichten und die Kapazitäten auszubauen.
Manche Virolog:innen gehen davon aus, dass Corona nie ganz verschwinden
wird. Wie kann Bahnfahren dennoch attraktiv bleiben?
Wir brauchen eine Zukunftsvision für den ÖPNV. Da ist zum einen die Frage
mit der Maskenpflicht. Momentan ist es natürlich angezeigt, daran
festzuhalten. Das kann sich aber auch ändern. Zum anderen brauchen wir eine
Investitionsoffensive. Denn der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel
braucht natürlich Geld. Das sehe ich die Politik in der Verantwortung.
29 Jul 2021
## LINKS
[1] /Nahverkehr-leidet-unter-Coronakrise/!5784560
[2] https://www.sncf.com/de/fahrgast-angebote/mit-dem-zug-reisen/covid19-bahnve…
[3] /Trnh-Xun-Thanh/!5526113
## AUTOREN
Kathrin Becker
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