| # taz.de -- Berliner Volksbegehren zum Enteignen: Blackbox Immobilienmarkt | |
| > Viele private Immobilienriesen verschleiern über Briefkastenfirmen ihren | |
| > Besitz und ihre wahre Größe. Wie bekommt man diese Firmen enteignet? | |
| Berlin taz | Die Frage „Wem gehört Berlin?“ ist eine der am häufigsten | |
| gestellten im Zusammenhang mit Verdrängung und Wohnungspolitik in der | |
| Hauptstadt. Dass tatsächlich auf dem Immobilienmarkt vieles im Dunkeln | |
| liegt, zeigen immer wieder bekannt werdende Beispiele: Etwa, wenn | |
| Mieter:innen herausfinden wollen, wer eigentlich der wahre Eigentümer | |
| hinter der Briefkastenfirma ist, dem ihr Haus gehören soll. Oder wenn die | |
| britische Milliardärsfamilie Pears über Tochterfirmen und Hausverwaltungen | |
| die [1][Kiezkneipe Syndikat] räumen lässt und dabei ihr verdecktes | |
| Immobilienimperium auffliegt. Oder wenn die [2][Kreuzberger Buchhandlung | |
| Kisch & Co] bis heute nicht sicher weiß, wem eigentlich das Haus in der | |
| Oranienstraße gehört, aus dem sie geworfen werden soll. | |
| Noch immer muss in Deutschland nicht der letztlich wirtschaftlich | |
| Verfügungsberechtigte, also der eigentliche Eigentümer, im Grundbuch | |
| stehen. Dieser Zustand ist ein Einfallstor für legalen Betrug: Durch | |
| Briefkastennetzwerke können Immobilienkonzerne etwa Grunderwerbssteuer | |
| vermeiden durch sogenannte Share Deals. Denkbar wäre auch, dass Firmen mit | |
| einer solchen Strategie einer Enteignung entgehen könnten, für die derzeit | |
| das Volksbegehren „Deutsche Wohnen & Co enteignen“ wirbt. | |
| Das Volksbegehren, das derzeit Unterschriften für eine Volksabstimmung im | |
| September sammelt, will sozialen Wohnraum schaffen und die Macht von großen | |
| Playern auf dem Immobilienmarkt mit über 3.000 Wohnungen brechen, in dem | |
| sie deren Wohnungsbesitz vergesellschaftet. Zuletzt war die Rede von bis zu | |
| 240.000 betroffenen Wohnungen – doch die genaue Zahl bleibt schwammig. | |
| Denn nicht einmal der rot-rot-grüne Berliner Senat weiß aufgrund der | |
| intransparenten Gesamtlage genau, wie viele private Firmen, Hedgefonds oder | |
| sonstige Gesellschaften in Berlin über 3.000 Wohnungen besitzen. Bei der | |
| amtlichen Kostenschätzung für das Volksbegehren war im März 2019 noch die | |
| Rede von zehn Wohnungskonzernen über der Enteignungsgrenze. Dass da | |
| allerdings noch mehr dicke Haie im trüben Wasser schwimmen könnten, dürfte | |
| spätestens mit der Enttarnung des Firmenkonstrukts von [3][Pears Global] | |
| der britischen Milliardärsfamilie Pears mit wohl deutlich mehr als 3.000 | |
| Wohnungen klar geworden sein. | |
| ## Steuerschlupflöcher und Intransparenz | |
| Mittlerweile gibt der Senat zwölf privatwirtschaftliche Unternehmen an, die | |
| mehr als 3.000 Wohnungen besitzen. Offiziell hinzugekommen ist mit 5.700 | |
| Wohnungen zum einen der [4][schwedische Investor Heimstaden], der unter | |
| anderem das zuvor getarnte Immobiliengeflecht um [5][Gabriel International] | |
| gekauft hat, und zum anderen der [6][Private-Equity-Fonds Blackstone], von | |
| dem erst im [7][November 2020] bekannt wurde, dass er wenigstens 3.500 | |
| Wohnungen in Berlin besitzen dürfte. Pears Global ist nicht dabei. | |
| Die Ungewissheit, ob es möglicherweise sogar weitere Player gibt, offenbart | |
| neben Steuerschlupflöchern und Intransparenz, wie schwer eine Enteignung | |
| insbesondere solcher Firmen werden könnte, die auf Steuerersparnis und | |
| Verschleierung ausgelegt sind. | |
| Den wohl umfassendsten, aber freilich noch nicht absoluten Überblick über | |
| die Untiefen des Berliner Immobilienmarkts hat die Linken-nahe | |
| Rosa-Luxemburg-Stiftung mit der Analyse [8][„Wem gehört die Stadt?“] | |
| geliefert. | |
| Geschrieben hat die Analyse ein ehemaliger Unternehmensberater: Christoph | |
| Trautvetter. Er hat als forensischer Sonderprüfer dort die Geschäfts- und | |
| Steuerpraktiken der Konzerne kennengelernt und nach drei Jahren gekündigt. | |
| Mittlerweile setzt er sich im Netzwerk für Steuergerechtigkeit gegen | |
| Geldwäsche ein. Für seine Untersuchung griff Trautvetter auf das Wissen von | |
| Mieter:innen-Initiativen, journalistische und eigene Recherchen zu | |
| Hunderten Eigentümer:innen in weltweiten Firmenregistern und | |
| Finanzberichten zurück. | |
| ## Studie enttarnt neue dicke Fische | |
| Wem aber nun das Haus der Buchhandlung Kisch & Co letztlich gehört, weiß | |
| auch er nicht genau. Es spreche einiges dafür, dass in der Oranienstraße | |
| die milliardenschweren Tetrapak-Erben investiert haben, aber zweifelsfrei | |
| belegen ließe sich das mit öffentlichen Informationen nicht, sagt | |
| Trautvetter. | |
| Dennoch kommt seine Studie zu dem Schluss, dass „fast die Hälfte der Stadt | |
| wenigen Tausend (Immobilien-)Multimillionär:innen gehört, die bisher | |
| oft anonym bleiben“. Fast alle konnten laut der Analyse aufgrund der | |
| Mietsteigerungen der vergangenen zehn Jahre ihre Gewinne stark erhöhen. | |
| Mit der Auswertung hat Trautvetter zudem neue dicke Fische enttarnt: So | |
| geht die Recherche zu Blackstone mit rund 3.500 Wohnungen auch auf | |
| Trautvetter zurück. Unternehmen wie Blackstone versprächen | |
| Anleger:innen zweistellige Renditen, machten ihre Manager zu | |
| Milliardär:innen und nutzten Schattenfinanzplätze, | |
| Steuervermeidungsstrategien und Anonymität, heißt es in der Studie. | |
| Aber auch kleinere aggressive Eigentümer hat Trautvetter ausgemacht, von | |
| denen bisher wenig die Rede war, wenn es um Aufwertung und Verdrängung auf | |
| dem Wohnungsmarkt ging: den Investmentfonds Phoenix Spree aus Jersey etwa, | |
| die Familienstiftung Becker & Kries oder den Erben von Harry Gerlach. | |
| Behütet würden solche Player bislang durch den im unternehmerischen Bereich | |
| stark ausgeprägten Schutz der Privatsphäre und fehlende Berichtspflichten. | |
| ## Soziale Frage des 21. Jahrhunderts | |
| „Die aktuell verfügbaren Daten zu den Eigentümerstrukturen und zum | |
| Mietenmarkt sind für die notwendigen regulatorischen und steuerlichen | |
| Maßnahmen angesichts der Bedeutung des Themas völlig unzureichend“, heißt | |
| es in der Studie. Um „die soziale Frage des 21. Jahrhunderts“ zu | |
| beantworten, brauche es Transparenz: „Ein Gebäude- und Wohnungsregister | |
| beziehungsweise Mietenkataster mit Eigentümerinformationen könnte hier | |
| Abhilfe schaffen.“ | |
| Autor Trautvetter hat das Volksbegehren Deutsche Wohnen & Co. enteignen | |
| noch nicht unterschrieben, wie er der taz sagte. Er wolle das aber noch | |
| nachholen. Dass nun vermehrt Fragen nach Transparenz auf dem Wohnungsmarkt | |
| aufkämen, sei schon jetzt ein Verdienst der Initiative, wie er sagt – | |
| unabhängig davon, ob Enteignungen am Ende stattfinden oder nicht. „Selbst | |
| wenn das Volksbegehren nicht erfolgreich sein sollte, stehen wir am Ende | |
| besser da als vorher“, sagt Trautvetter. | |
| In Sachen Transparenz also hat das Volksbegehren die Verhältnisse schon | |
| jetzt zum Tanzen gebracht, wie immer neue Recherchen und Enthüllungen über | |
| die nächste enteignungsreife Immobilienfirma belegen. Nicht wenige | |
| behaupten, dass die SPD die Enteignungsfrage gerne mit dem Mietendeckel | |
| abgeräumt hätte. Stattdessen heißt es jetzt in der Mietenbewegung: „Erst | |
| deckeln, dann enteignen!“ | |
| Allerdings ist die Frage, wie man tatsächlich enteignet, noch ungeklärt – | |
| insbesondere mit Blick auf Holdings und Investmentfonds, die | |
| Briefkastenfirmen und Steueroasen nutzen. Das Volksbegehren strebt ein | |
| Gesetz an, ist aber nur ein [9][Beschlussvolksbegehren], das die | |
| Landesregierung auffordert, ein Enteignungsgesetz zu schaffen. Ein erstmals | |
| von der Linken [10][Anfang März vorgelegter Entwurf] war noch reichlich | |
| unkonkret. Die Grünen haben ein Gutachten dazu in Auftrag gegeben, das Ende | |
| April vorgestellt werden soll. Aber auch die Volksini selbst arbeitet an | |
| einem noch nicht veröffentlichten Gesetzesentwurf. | |
| ## „Auskunftsverpflichtung mit Bußgeldtatbeständen“ | |
| Nach der Vorstellung der Initiative zählen die Wohnungsbestände von | |
| Tochtergesellschaften und nachgeordneten Unternehmen zur Konzernmutter, | |
| wenn diese erheblichen Einfluss ausüben kann. Das soll ab einer Schwelle | |
| von 20 Prozent der Kapital- oder Stimmanteile gelten. Die Ini will dabei | |
| nicht nur die Eigentümer von Wohnungsbeständen erfassen, sondern auch die | |
| wirtschaftlich Berechtigten nach dem Geldwäschegesetz. Als | |
| [11][wirtschaftlich berechtigt] gilt man in Deutschland ab der Schwelle von | |
| 25 Prozent der Anteile. | |
| Um die Eigentümerstrukturen überhaupt nachvollziehen zu können, soll das | |
| Gesetz auch für Transparenz sorgen, wie Sebastian Schneider vom | |
| Volksbegehren der taz sagte: „Wir wollen im Vergesellschaftungsgesetz eine | |
| Auskunftsverpflichtung mit empfindlichen Bußgeldtatbeständen verankern.“ | |
| Organisatorisch geht es bei den Überlegungen zu einem Enteignungsgesetz ans | |
| Eingemachte: Der Gesetzgeber ist gezwungen, genau zu formulieren, auf | |
| welcher Konzernebene man ansetzt. Welche Firmen liegen über der | |
| Enteignungsgrenze von 3.000 Wohnungen? Wie bekommt man Unternehmen zu | |
| fassen, die ihren Besitz verschleiern? Was ist mit Investmentfonds und | |
| Großaktionär:innen? Könnten Unternehmen möglicherweise sogar einer | |
| Enteignung entgehen, indem sie ihren Besitz in Tochterunternehmen | |
| aufsplitten? | |
| Die Deutsche Wohnen ist ohnehin bereits in Hunderte Unterfirmen | |
| aufgegliedert – wäre es da nicht ein Leichtes, Besitz in Gesellschaften zu | |
| parken, die jeweils 2.999 Wohnungen besitzen? Der Senat müsste sich | |
| Klarheit in all diesen Fragen verschaffen und einen genauen Überblick über | |
| die Eigentümerstrukturen bekommen. | |
| ## Mietenkataster wohl erst nach der Berlin-Wahl im September | |
| Immerhin plant der Senat unabhängig von dem Enteignungsvolksbegehren | |
| Maßnahmen für mehr Transparenz. Das auch in der Rosa-Luxemburg-Studie | |
| geforderte Wohnungs- und Mietenkataster ist in Planung. Laut | |
| Senatsverwaltung für Stadtentwicklung von Senator Sebastian Scheel (Linke) | |
| werden derzeit die Ausgestaltungsmöglichkeiten dafür geprüft. Allerdings | |
| werde es ein Mietenkataster nebst einer landesgesetzlichen Grundlage dafür | |
| wohl erst nach der Wahl im September 2021 geben, heißt es auf taz-Anfrage. | |
| „Man hätte da in dieser Legislatur schon mehr machen können“, sagt Katrin | |
| Schmidberger, wohnungspolitische Sprecherin der Grünen im Abgeordnetenhaus. | |
| Es sei ärgerlich, dass der Wohnungsmarkt noch immer derart intransparent | |
| sei: „Wir wissen teilweise gar nicht, wem ganze Straßenzüge gehören“, sa… | |
| Schmidberger. | |
| Ein Kataster sei zwingend notwendig, um den Mietendeckel | |
| weiterzuentwickeln, „aber auch zur Erstellung einer Mietdatenbank und damit | |
| quasi eines verbesserten Mietspiegels“, so Schmidberger. Während die Mieten | |
| eingefroren seien, könne man Eigentumsverhältnisse aufdecken und in | |
| Zusammenarbeit mit den Finanzämtern eine Taskforce Immobilienspekulation | |
| gegen Geldwäsche und Steuerschlupflöcher bilden. Die Bezirke hätten mit | |
| einem Miet- und Wohnungskataster zudem eine bessere Handhabe gegen Share | |
| Deals und Zweckentfremdung. | |
| „Das Miet- und Wohnungskataster würde viele Türen öffnen. Wir müssten nic… | |
| ständig im Nebel stochern und könnten das Primat in der Wohnungspolitik | |
| zurückbekommen“, sagt Schmidberger. Ähnlich wie beim Mietendeckel bleibt | |
| für sie aber die Frage nach der Zuständigkeit: Grundbuchrecht sei | |
| Bundesrecht, Wohnungswesen hingegen Landesrecht, so Schmidberger. Man warte | |
| nun die Untersuchungen der Senatsverwaltung zum Thema ab. Ein Fachgespräch | |
| dazu sei auch in Planung. | |
| ## „Transparenz ist kein Hexenwerk“ | |
| Trautvetter vom Netzwerk Steuergerechtigkeit hingegen hat konkrete Ideen, | |
| wie das recht leicht ginge: „Transparenz auf dem Wohnungsmarkt zu schaffen | |
| ist kein Hexenwerk“, sagt er. Dafür müsste man lediglich bereits vorhandene | |
| Daten verknüpfen: Eigentümerdaten aus dem Grundbuch oder dem digital | |
| vorliegenden Liegenschaftskataster mit dem Unternehmensregister und dem | |
| 2017 mit dem Geldwäschegesetz geschaffenen Transparenzregister. Mithilfe | |
| einer eindeutigen, im Immobilienregister eingetragenen Unternehmens-ID | |
| könnte so den Grundstückseigentümern im Grundbuch ein wirtschaftlich | |
| Berechtigter zugeordnet werden. | |
| Alternativ könnte man dafür auch digitalisierte Daten zu | |
| Unternehmenseigentümern von kommerziellen Anbietern kaufen und den Computer | |
| die Verknüpfung erledigen lassen. „Das wäre in wenigen Wochen erledigt“, | |
| sagt Trautvetter. „Allerdings bleiben dabei viele Einträge übrig, bei denen | |
| die automatische Verknüpfung nicht funktioniert und die dann händisch | |
| verknüpft werden müssten.“ | |
| Warum das noch nicht längst geschehen ist, wenn es so einfach ist? Nun, die | |
| linke Senatsverwaltung widerspricht, dass es so einfach sei: „Neben | |
| organisatorischen sind erhebliche datenschutzrechtliche Aspekte zu | |
| beachten.“ Man könne nicht einfach ohne gesetzliche Grundlage Daten | |
| koppeln, zudem müsse man Eigentümer per Gesetz verpflichten, Daten | |
| bereitzustellen. | |
| Was die Behörde von Senator Scheel allerdings auf erneute Rückfrage der taz | |
| dann doch plant, ist eine „vorgezogene Sonderauswertung des vorhandenen | |
| digitalen Liegenschaftskatasters“. Trotz datenschutzrechtlicher | |
| Einschränkungen könne man anonymisierte Angaben zu Eigentümerstrukturen | |
| auch kurzfristiger erfassen, heißt es. | |
| Weil das Liegenschaftskataster digital sei, seien diese Daten, wie von | |
| Trautvetter beschrieben, technisch relativ einfach zu erhalten. „Insofern | |
| scheint es auch gegenwärtig möglich, noch in dieser Wahlperiode eine | |
| entsprechende Auswertung zu erhalten“, so Sprecherin Katrin Dietl. Im | |
| Ergebnis läge aber nur eine Analyse der Eigentümerstruktur und kein Mieten- | |
| und Wohnungskataster vor. | |
| ## Der Steuerexperte ist optimistisch | |
| Das stimmt: Um die wirklichen Wohnungsbestände auch von auf Verschleierung | |
| ausgelegten Firmen wie Pears Global zu erfassen, reicht dies noch nicht: | |
| Laut Trautvetter müsste man dafür in einem weiteren Schritt verpflichtend | |
| die Anzahl der Wohnungen pro Grundstück erfassen. Weil das bisher weder im | |
| Grundbuch noch im Liegenschaftskataster passiert, müssen die | |
| Wohnungsbestände für den Zensus alle zehn Jahre durch aufwändige | |
| Vermieterbefragungen erfasst werden. Zuletzt fand dies 2011 statt. | |
| In diesem Jahr führt das statistische Landesamt den Zensus erneut durch. | |
| Die Ergebnisse werden allerdings nur für die Statistik erhoben und | |
| anonymisiert veröffentlicht. Sie stehen der Verwaltung nicht zur Verfügung. | |
| Durch Digitalisierung und eine automatische Verknüpfung ließe sich der | |
| Zensus nicht nur in kürzeren Abständen durchführen, es würden auch enorme | |
| Kosten und Papierberge gespart, so Trautvetter. | |
| Der Steuerexperte ist optimistisch, dass sich in den nächsten Jahren so | |
| deutlich mehr Transparenz schaffen ließe. Durch Skandale wie die | |
| Panama-Papers, Luxemburg-Leaks und die Cum-Ex-Affäre ist das | |
| gesellschaftliche Unrechtsbewusstsein für Steuerbetrug und dubiose | |
| Investments erheblich gewachsen. Deswegen gebe es bereits eine Reihe von | |
| Gesetzesentwürfen und Initiativen gegen Anonymität, sagt Trautvetter. | |
| Seit 2020 sei das gegen Geldwäsche eingeführte [12][Transparenzregister | |
| öffentlich zugänglich] und erfasse auch die wirtschaftlich | |
| Verfügungsberechtigten ausländischer Investoren beim Kauf von Immobilien in | |
| Deutschland. Demnächst soll es verbessert und europäisch vernetzt werden. | |
| Auch das [13][Unternehmensregister] soll jetzt endlich digitalisiert werden | |
| und [14][Gesellschaften bürgerlichen Rechts] sollen erstmals | |
| registrierungspflichtig werden, wenn sie Immobilien besitzen. Und | |
| schließlich gebe es noch die [15][Bundesratsinitiative des Berliner | |
| Senats], ein bundesweites Immobilienregister zu schaffen. | |
| ## Eine Spur führt nach Malta | |
| Dennoch: Selbst wenn alle diese Instrumente geschärft sind, bleibe vor | |
| allem bei den Finanzmarktinvestoren noch ein Problem: Trautvetter erklärt | |
| das am Beispiel von Blackstone. Zwar gebe es für einen Großteil des | |
| Blackstone-Portfolios in Berlin – etwa 3.500 Wohnungen – eine | |
| luxemburgische Muttergesellschaft, die sich mit den beschriebenen Methoden | |
| erfassen ließe. Aber Blackstone investiere darüber hinaus über verschiedene | |
| Strukturen und Fonds in Immobilien, sagt Trautvetter. So habe Blackstone | |
| nach Marktberichten etwa Anteile an Optimum Evolution gekauft, einem | |
| luxemburgischen Investmentfonds, der ebenfalls ein paar Tausend Wohnungen | |
| in Berlin besitzt. | |
| In dem Register würde nicht Blackstone als wirtschaftlich Berechtigter | |
| auftreten, sondern der Fondsverwalter aus Malta. Trautvetter fordert | |
| deswegen, langfristig im Transparenzregister nicht nur die Konzernebene, | |
| sondern auch Investmentfonds und Großaktionär:innen zu erfassen. | |
| „Natürlich lassen sich diese Strukturen nicht einfach mit einem | |
| Fingerschnippen enteignen“, sagt Trautvetter, „aber es ist der große Wert | |
| der Enteignungskampagne, dass alle diese Fragen mal gestellt werden und | |
| diese Eigentümerstrukturen ans Licht kommen.“ Im Prinzip stellten sich bei | |
| der Enteignungskampagne dieselben Fragen wie in dem Kampf gegen Geldwäsche | |
| und Steuerhinterziehung, so Trautvetter. Sie zu beantworten sei zwar viel | |
| Arbeit, aber nicht unmöglich. „Es ist lächerlich, dass eine genaue | |
| Erfassung von Konzernstrukturen in der Welt von Big Data nicht gehen soll.“ | |
| Aus pragmatischer Sicht hält Trautvetter deswegen auch eine pauschale | |
| Grenze von beispielsweise 3.000 Wohnungen für sinnvoll. Dadurch könne man | |
| mit vertretbarem Aufwand durch die Vergesellschaftungen nennenswerten | |
| sozialen Wohnraum schaffen, so Trautvetter. Zu erheben, ob am Ende die | |
| geeignete Grenze dafür eventuell auch bei 2.000 oder 5.000 Wohnungen liege, | |
| sei Aufgabe des Senats. | |
| Bis es dazu kommt, ist allerdings noch einiges zu tun. Aber immerhin: | |
| Unabhängig vom Ausgang der Unterschriftensammlung oder eines möglichen | |
| Volksentscheids im September wird Berlins Wohnungsmarkt keine Blackbox | |
| bleiben. Mehr Transparenz soll unabhängig von der Enteignungsfrage kommen. | |
| Und vielleicht weiß man dann ja auch endlich, wem Berlin wirklich gehört. | |
| 11 Apr 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Linke-Kneipe-in-Kreuzberg/!5761358 | |
| [2] /Raeumungsklage-gegen-Kisch-und-Co/!5764564 | |
| [3] /Linke-Kneipe-enttarnt-Immobilienriesen/!5548679 | |
| [4] /Heimstaden-und-die-Skjerven-Group/!5720069 | |
| [5] /Immobilien-Firma-enttarnt/!5661142 | |
| [6] /Studie-zum-Wohnungsmarkt-in-Berlin/!5723793 | |
| [7] https://interaktiv.tagesspiegel.de/lab/blackstone-3500-berliner-wohnungen-i… | |
| [8] https://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Studien/Studien_13-20_Wem… | |
| [9] https://www.dwenteignen.de/2020/07/aktueller-beschlusstext/ | |
| [10] /Berliner-Debatte-um-Enteignung-von-Wohnraum/!5756217 | |
| [11] https://dejure.org/gesetze/GwG/3.html | |
| [12] https://www.transparency.de/aktuelles/detail/article/reform-des-transparen… | |
| [13] https://www.bmjv.de/SharedDocs/Gesetzgebungsverfahren/DE/Digitalisierungsr… | |
| [14] https://www.bmjv.de/SharedDocs/Gesetzgebungsverfahren/Dokumente/RefE_Perso… | |
| [15] http://dipbt.bundestag.de/dip21.web/bt?rp=http%3A%2F%2Fdipbt.bundestag.de%… | |
| ## AUTOREN | |
| Gareth Joswig | |
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