Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Mietenwahnsinn geht weiter: Ein Hai frisst den anderen
> Akelius verkauft alle Wohnungen an den schwedischen Immobilienkonzern
> Heimstaden. Mieter:innen fordern die Vergesellschaftung beider
> Konzerne.
Bild: Fressen Haie auch Hunde?
Berlin taz | Berlins Wohnungsmarkt wurde in der Wahlnacht nicht nur vom
Enteignungs-Volksentscheid erschüttert. Noch während die Stimmen ausgezählt
wurden, verkündigte der schwedische Immobilienkonzern [1][Heimstaden],
sämtliche Berliner Bestände des unter Mieter:innen besonders
berüchtigten Immobilienkonzerns [2][Akelius] gekauft zu haben. Offenbar
sind die Kaufverträge bereits unterzeichnet. Akelius würde damit in Berlin
keine einzige Wohnung mehr besitzen.
Für 9,1 Milliarden Euro will Heimstaden insgesamt 28.776 Wohnungen in
Deutschland, Schweden und Dänemark kaufen. Etwa 17.600 davon befinden sich
in Deutschland, 14.050 sind Berliner Wohnungen. Damit wächst das
Unternehmen im Besitz des norwegischen Milliardärs Ivar Tollefsen in
Deutschland mal eben um mehr als das Dreifache – von 7.300 auf 24.900
Wohnungen. Insgesamt soll Tollefsen mehr als 100.000 Wohnungen besitzen.
Auch für Akelius ist das Geschäft ein großer Schritt: Der Konzern des
mutmaßlichen Milliardärs [3][Roger Akelius] besitzt nach eigenen Angaben
weltweit 45.000 Wohnungen; nach dem Verkauf dürften es „nur“ noch etwa
16.000 sein. Offenbar sollen die Bestände liquidiert werden, um wieder
ordentlich shoppen gehen zu können. Das Unternehmen teilt mit, es wolle nun
wieder auf 50.000 Wohnungen anwachsen.
## Auch Aktivisten fusionieren
Durch den Megadeal fusionieren allerdings nicht nur Immobilienbestände,
sondern auch die aktivistischen Initiativen von Akelius- und
Heimstaden-Mieter:innen. „Im gemeinsamen Widerstand bilden auch wir
Synergien“, teilten sie am Dienstag kämpferisch mit.
Akelius und Heimstaden seien „international agierende Konzerne des
Finanzkapitals“, denen es „nur um Profit“ ginge. Man sei sich dessen
bewusst, dass auch Heimstaden kein guter Vermieter sei. Gemeinsam fordern
die Initiativen die „(Re)Kommunalisierung aller Häuser weit unterhalb des
spekulativen Marktwertes“. Rouzbeh Taheri, Sprecher von Deutsche Wohnen &
Co enteignen, sagte am Montag, Akelius sei der Berliner Markt „zu heiß
geworden“. Die Renditen, die sich der Konzern vorstelle, könnten wegen des
Volksentscheids nicht mehr erzielt werden.
Derweil bemüht sich Heimstaden offenbar um eine möglichst
mieter:innenfreundliche Kommunikation: Man sei sich seiner
„gesellschaftlichen Verantwortung“ bewusst und stehe für ein „kooperativ…
Verhältnis“ zwischen Mieter:innen und Vermietern. Dann heißt es
spendabel, der Konzern plane sogar, die volle Grunderwerbsteuer zu zahlen.
Dass offenbar kein sogenannter Share-Deal angestrebt wird, durch welchen
diese Steuer umgangen werden kann, hat Konsequenzen: Die Bezirke haben nun
das Recht, ihr Vorkaufsrecht auszuüben. Theoretisch könnte Berlin
Heimstaden alle jene Wohnungen, die in Milieuschutzgebieten liegen,
wegschnappen. Verhindern könnte das Unternehmen dies durch
Abwendungsvereinbarungen, die die Verpflichtung zu einer sozialen
Vermietungspraxis beinhalten.
Die Möglichkeit würde bereits geprüft, hieß es am Dienstag von Florian
Schmidt, dem grünen Baustadtrat in Friedrichshain-Kreuzberg. „Ich gehe
davon aus, dass wir das Vorkaufsrecht ausüben werden“, sagte er.
28 Sep 2021
## LINKS
[1] /Heimstaden-und-die-Skjerven-Group/!5720069
[2] /Akelius-auf-dem-Immobilienmarkt-Berlin/!5747051
[3] /Immobilienkonzern-will-verkaufen/!5797308
## AUTOREN
Timm Kühn
## TAGS
Vorkaufsrecht
Mietenwahnsinn
Akelius
Deutsche Wohnen & Co enteignen
Schwerpunkt Gentrifizierung in Berlin
Mietenpolitik
Schwerpunkt Gentrifizierung in Berlin
Akelius
Mietenpolitik
Immobilien Hamburg
Lesestück Recherche und Reportage
## ARTIKEL ZUM THEMA
Akelius schüttet Dividende aus: 6 Milliarden für die Bahamas
Die Wohnungsfirma Akelius schüttet nach dem Verkauf von 14.000 Wohnungen in
Berlin eine Rekord-Dividende aus. Das Geld fließt in dubiose Stiftungen.
Gerichtsentscheidung zum Vorkaufsrecht: Gegen die Mieter in Berlin
Das Bundesverwaltungsgericht erschwert den Kauf von Häusern in
Milieuschutzgebieten. Berlins Bausenator Scheel spricht von einer
„Katastrophe“.
„Investorenschreck“ wird Buchautor: Rebellion als Pflicht
Florian Schmidt, grüner Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, hat ein
Buch geschrieben. Es ist eine Anleitung für den Kampf um lebenswerte
Städte.
Immobiliendeal Akelius – Heimstaden: Vergoldeter Raubzug
Immobilenriese Akelius verkauft gesamten Bestand an Berliner Wohnungen an
den schwedischen Immobilienkonzern Heimstaden. Was bedeutet das?
Enteignungsvolksentscheid in Berlin: Eine Million gegen Deutsche Wohnen
Die Berliner:innen haben dafür gestimmt, Deutsche Wohnen & Co zu
enteignen. Doch setzt SPD-Wahlsiegerin Giffey die Forderung auch um?
Immobilienkonzern will verkaufen: Akelius-Abschied naht
Der Immobilienkonzern wird seine rund 3.500 Wohnungen in Hamburg verkaufen.
Das kündigt der Firmengründer in einer schwedischen Zeitung an.
Berliner Volksbegehren zum Enteignen: Blackbox Immobilienmarkt
Viele private Immobilienriesen verschleiern über Briefkastenfirmen ihren
Besitz und ihre wahre Größe. Wie bekommt man diese Firmen enteignet?
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.