Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Immobilienkonzern will verkaufen: Akelius-Abschied naht
> Der Immobilienkonzern wird seine rund 3.500 Wohnungen in Hamburg
> verkaufen. Das kündigt der Firmengründer in einer schwedischen Zeitung
> an.
Bild: Nicht ganz Enteignung: Akelius will Hamburger Immobilien verkaufen
Schon etwas länger [1][hält sich das Gerücht], dass sich der umstrittene
Immobilienkonzern Akelius vom Hamburger Wohnungsmarkt verabschieden will.
In einem Interview mit der schwedischen Immobilienzeitung Hem & Hyra
konkretisierte Unternehmensgründer Roger Akelius nun das Vorhaben. Die rund
3.500 Wohnungen in Hamburg zu verkaufen sei das Ziel, Hinz & Kunzt
berichtete darüber zuerst. Was das für die Mieter:innen bedeutet, ist
allerdings noch völlig unklar.
Der schwedische Konzern gehört zu den größten Immobilienunternehmen
Europas. Von seinen rund 50.000 Wohnimmobilien befinden sich etwa 20.000
in Deutschland. Nach Berlin mit 14.000 Wohnungen ist Hamburg Akelius’
zweitwichtigster Standort in Deutschland. Der Immobilienkonzern ist für
seine aggressive Aufwertungsstrategie berüchtigt, bei der die Wohnungen
nach dem Kauf aufwendig modernisiert und dann deutlich teurer
weitervermietet werden.
Gerüchte über einen Verkauf der Immobilien gibt [2][es seit Anfang dieses
Jahres.] Mieter:innen wunderten sich, dass sie von Akelius die
Aufforderung erhielten, die Miete künftig auf ein neues Konto zu
überweisen. Die eingezahlte Kaution würde zudem an eine andere Firma
übertragen. Offenbar wurden erste Immobilien bereits in neu gegründete
Firmenkonstrukte verschoben, um einen schrittweisen Verkauf vorzubereiten.
Im Juni gab der Konzern dann bekannt, dass der Verkauf von älteren
Beständen diskutiert werde.
Über die Gründe für diese Überlegung gab der Konzern nichts bekannt. Die
konkretisierte Firmengründer Roger Akelius nun aber im Interview: „Ein
wichtiger wirtschaftlicher Grund ist, dass die EU in den letzten 20 Jahren
mehrere Regulierungen eingeführt hat“, sagte er Hem & Hyra. Es sei immer
schwieriger, den Wachstumskurs des Konzerns aufrecht zu erhalten. In den
USA, Kanada und Großbritannien sei der Wohnungsmarkt dagegen derzeit
rentabler. Insgesamt sollen ihm zufolge EU-weit 28.000 Wohnungen verkauft
werden.
## Verstoß gegen Menschenrechtsstandards
Rentabel sei der Konzern bislang auch, kritisieren Mietervereine, weil er
auf kreative Weise versuche, Steuern zu vermeiden. Die Berliner
SPD-Bundestagsabgeordnete Cansel Kiziltepe [3][zeigte den Konzern im
vergangenen Jahr sogar bei der Steuerfahndung an], weil er in einem Fall
rechtswidrig gehandelt habe.
Zugleich stellt sich Firmengründer Roger Akelius mit seiner Stiftung als
Philanthrop dar, der Geld für karitative Zwecke auftreibt. Kritik an der
Geschäftspraxis könne er nicht verstehen: „Ich bin auch stolz darauf, dass
Akelius Zehntausenden von Mietern zu einer besseren, moderneren Wohnung
verhelfen konnte“, sagte er Hem & Hyra. Dabei hatte eine
UN-Sonderberichterstatterin für das Recht auf Wohnen vergangenes Jahr
resümiert, dass der Konzern sogar gegen Menschenrechtsstandards verstoße.
Selbst der Hamburger Senat sah sich bemüßigt, 2019 bei einer Immobilie auf
St. Pauli das Vorkaufsrecht zu nutzen – um die Mieter:innen vor dem Kauf
von Akelius zu schützen.
Das durch den offenbar anstehenden Verkauf eingenommene Geld wolle
Firmengründer Akelius vor allem für karitative Zwecke ausgeben – und in
Kanada und England investieren. Auf Nachfrage der taz verweist ein
Unternehmenssprecher lediglich auf den Stand von Juni: dass ein Verkauf
diskutiert werde, es bislang aber keine Verhandlungen mit potenziellen
Käufern gebe.
Die Linksfraktion sieht bei einem Verkauf die Stadt in der Pflicht, einen
strengen Blick auf den Käufer zu werfen. „In diesem Kontext sollte der
Senat tatsächlich das Konzept von 'Abschreckung durch Härte’ anwenden“,
sagt die linke Bürgerschaftsabgeordnete Heike Sudmann. Das gelte besonders
bei den Akelius-Immobilien, die in Gebieten mit sozialer
Erhaltungsverordnung liegen. Dort ist die Verwaltung verpflichtet, bei
jedem Gebäude-Verkauf zu prüfen, ob durch spekulative Methoden die
Erhaltungsziele gefährdet seien.
14 Sep 2021
## LINKS
[1] /Immo-Firma-Akelius-plant-Verkaeufe/!5774325
[2] /Akelius-auf-dem-Immobilienmarkt-Berlin/!5747051
[3] /Vorkaufsrecht-bei-Share-Deal/!5773587
## AUTOREN
André Zuschlag
## TAGS
Immobilien Hamburg
Stadtentwicklung Hamburg
Hamburg
Recht auf Wohnung
Immobilien
Akelius
Bauministerium
Akelius
Vorkaufsrecht
Schwerpunkt Gentrifizierung in Berlin
Schwerpunkt Gentrifizierung in Berlin
Schwerpunkt Gentrifizierung in Berlin
## ARTIKEL ZUM THEMA
Bau-Staatssekretärin Cansel Kiziltepe: Viel Anspruch, wenig Möglichkeiten
Die linke SPD-Politikerin Cansel Kiziltepe wird Staatssekretärin im
Bauministerium. Doch ihre Positionen sind im Koalitionsvertrag nicht
vertreten.
Immobiliendeal Akelius – Heimstaden: Vergoldeter Raubzug
Immobilenriese Akelius verkauft gesamten Bestand an Berliner Wohnungen an
den schwedischen Immobilienkonzern Heimstaden. Was bedeutet das?
Mietenwahnsinn geht weiter: Ein Hai frisst den anderen
Akelius verkauft alle Wohnungen an den schwedischen Immobilienkonzern
Heimstaden. Mieter:innen fordern die Vergesellschaftung beider Konzerne.
Immo-Firma Akelius plant Verkäufe: Teure Rosinen zu verkaufen
Akelius plant nach eigenen Angaben den Verkauf von Immobilien in
Deutschland, Schweden und Dänemark. Wie viele Häuser betroffen sind, ist
noch unklar.
Akelius auf dem Immobilienmarkt Berlin: Hai ändert Schwimmstil
Die viel kritisierte Wohnungsfirma Akelius strukturiert um: Mietshäuser
werden in neue Firmen verschoben. Plant Akelius Verkäufe wegen des
Mietendeckels?
Hamburger „Recht auf Stadt“-Aktivistin: „Wir müssten viel mehr werden“
Mietendeckel und Enteignungen sind in Hamburg in weiter Ferne: Christina
Zeh vom Netzwerk „Recht auf Stadt“ über Widerstand in Zeiten der Beton-SPD.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.