| # taz.de -- Skandale um Maskenbeschaffung: Die Union will (etwas) Kontrolle | |
| > Die Union will Konsequenzen aus der Maskenaffäre ziehen. Doch die Pläne | |
| > gehen laut Transparency International „nicht ansatzweise weit genug“. | |
| Bild: Von Korruptionsskandalen erschüttert: Die Union hat im Wahljahr ein Prob… | |
| Berlin taz | Karin Maag zumindest müsste es treffen. Die Rechtsanwältin aus | |
| Stuttgart ist gesundheitspolitische Sprecherin der | |
| CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Daneben arbeitet sie als Beraterin für das | |
| Medizinunternehmen DaVita, das Dialyseleistungen anbietet. Für 2020 hat sie | |
| beim Bundestag für diese Nebentätigkeit einen Verdienst in der Stufe 2 | |
| angegeben, zwischen 3.500 und 7.000 Euro. | |
| Zudem sitzt Maag im Beirat der Wuppertaler Krankenversicherung Barmenia. | |
| Das bringt Stufe 1: zwischen 1.000 und 3.500 Euro. Dafür haben die | |
| Unternehmen eine Expertin an Bord mit Kenntnissen über all das, was im | |
| Gesundheitsausschuss des Bundestags so verhandelt wird. | |
| Setzt Ralph Brinkhaus, Chef der Unionsfraktion im Bundestag, um, was er | |
| angekündigt hat, muss Maag diese Nebentätigkeiten wohl beenden. „Für alle | |
| gilt: Entgeltliche Beratungs- und Vermittlungstätigkeiten, die in einem | |
| direkten Zusammenhang mit dem Aufgabengebiet, das in der Fraktion betreut | |
| wird, stehen, sind auszuschließen“, heißt es in einem Brief an die | |
| Fraktionsmitglieder. | |
| In dem Schreiben kündigte Brinkhaus gemeinsam mit Alexander Dobrindt (CSU) | |
| am Montag die Einführung eines Verhaltenskodexes und den Einsatz für mehr | |
| Transparenz bei Nebentätigkeiten an. Bislang stand die Union in diesen | |
| Fragen eher auf der Bremse. | |
| ## Echte Einsicht oder Aktionismus vor den Wahlen? | |
| Brinkhaus und Dobrindt reagierten damit auf die Affäre um die bisherigen | |
| Unionsabgeordneten Georg Nüßlein (CSU) und Nikolas Löbel (CDU), [1][die | |
| Provisionen im sechsstelligen Bereich für die Vermittlung von Masken | |
| kassiert haben sollen]. Beide Politiker haben inzwischen ihre Parteien | |
| verlassen, Löbel hat nach massivem Druck aus der CDU auch sein | |
| Bundestagsmandat niedergelegt. | |
| Transparency International freut sich über [2][neue Einsichten bei der | |
| Union]. Doch diese gehen, so Hartmut Bäumer, Vorsitzender von Transparency | |
| Deutschland, „nicht ansatzweise weit genug“. Zwar könnten die Ankündigung… | |
| bei Gesundheitspolitikerin Maag greifen, weil ihre Nebentätigkeit in dem | |
| Arbeitsbereich liegt, in dem sie auch als Abgeordnete tätig ist. „Nach | |
| diesem Maßstab aber wären die Lobbytätigkeiten der Herren Amthor, Nüßlein | |
| und Löbel wahrscheinlich nicht zu kritisieren gewesen“, sagte Bäumer | |
| gegenüber der taz. | |
| „Wenn es die Union ernst meint mit Transparenz und Aufklärung, muss jede | |
| Lobbytätigkeit eines Abgeordneten, die ihm unmittelbar finanzielle Vorteile | |
| bringt, in Zukunft unterbunden werden – und zwar nicht nur mithilfe eines | |
| fraktionsinternen Verhaltenskodex, sondern mit einer Regelung per Gesetz | |
| oder in der Geschäftsordnung des Bundestages“, so Bäumer weiter. Notwendig | |
| sei auch ein umfassendes [3][Lobbyregister]. | |
| Zumindest scheint der CDU-Spitze der Ernst der Lage vor den Landtagswahlen | |
| in Baden-Wüttemberg und Rheinland-Pfalz klar zu sein. Neben Brinkhaus, der | |
| sich am Montagabend selbstkritisch im ZDF äußerte, sprach auch | |
| CDU-Parteichef Armin Laschet deutliche Worte. Sollte noch jemand in der CDU | |
| ähnliche Geschäfte gemacht haben wie Nüßlein und Löbel, sei es an der Zeit, | |
| ihm das persönlich zu sagen, bevor es auffalle, so Laschet in der ARD. Es | |
| sei jetzt die Zeit, reinen Tisch zu machen: „Wenn nicht, machen wir das.“ | |
| Unterdessen hat Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angekündigt, die Namen | |
| aller Abgeordneten öffentlich zu machen, die bei der Beschaffung von | |
| Coronaschutzmasken gegenüber seinem Ministerium in Erscheinung getreten | |
| sind. Die CDU-Fraktion im Düsseldorfer Landtag hat sich nach eigenen | |
| Angaben am Dienstag einen eigenen Verhaltenskodex auferlegen. | |
| 9 Mar 2021 | |
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| Sabine am Orde | |
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