| # taz.de -- Wirtschaftsrat der CDU: Ein Lobbyverband im Parteivorstand | |
| > Der „Wirtschaftsrat der CDU“ genießt großen Einfluss in der Partei, | |
| > obwohl er formal unabhängig ist. Der Verein Lobbycontrol fordert | |
| > Änderungen. | |
| Bild: Kurzer Draht zur Führung: Wirtschaftsminister Peter Altmaier 2018 beim K… | |
| Berlin taz | Joachim Pfeiffer ist ein vielbeschäftigter Mann: Neben seinem | |
| Bundestagsmandat gibt der energiepolitische Sprecher der | |
| CDU/CSU-Bundestagsfraktion auf seiner Internetseite 3 bezahlte | |
| Nebentätigkeiten an, dazu 11 Posten in Aufsichtsräten oder Beiräten von | |
| Unternehmen und 10 Leitungsfunktionen in Vereinen. Doch während selbst der | |
| Sitz im Beirat des Sportkreises Rems-Murr e. V. in Backnang aufgeführt ist, | |
| fehlt ein einflussreicher Posten: Pfeiffer ist Vorstandsmitglied im | |
| Landesverband Baden-Württemberg des sogenannten Wirtschaftsrats der CDU. | |
| Dies werde „umgehend und rückwirkend nachgeholt“, erklärte Pfeiffer als | |
| Reaktion auf eine Anfrage der taz. Ähnlich verhält es sich beim | |
| Bundestagsabgeordneten Christian von Stetten: Auch seine Mitgliedschaft im | |
| Bundespräsidium des Wirtschaftsrats war auf seiner Webseite bisher nicht | |
| unter den veröffentlichungspflichtigen Angaben aufgeführt, der Abgeordnete | |
| will das jetzt ändern. | |
| Erwähnt wurde von Stettens Mitgliedschaft dagegen auch bisher schon in | |
| seinem allgemeinen Lebenslauf, und zwar zwischen diversen Ämtern in der | |
| CDU. Das passt zum Bild des Verbands: Der Wirtschaftsrat wird in der | |
| Öffentlichkeit meist als Parteiorganisation wahrgenommen – was beim | |
| besitzanzeigenden Namensbestandteil „der CDU“ ja auch nicht verwunderlich | |
| ist. Doch es entspricht nicht den Tatsachen: Tatsächlich ist der | |
| Wirtschaftsrat ein Lobbyverein, der organisatorisch und finanziell | |
| offiziell unabhängig von der Union ist. | |
| Obwohl der Name nach Auskunft des Verbands historisch begründet ist und | |
| lediglich eine Nähe zur CDU andeuten soll, gibt es aber auch formal eine | |
| enge Anbindung. Diese zeigt sich vor allem daran, dass die Spitze des | |
| Verbands – derzeit die Präsidentin Astrid Hamker – qua Amt einen Sitz im | |
| Vorstand der CDU hat, zwar ohne Stimmrecht, aber durchaus mit Einfluss, | |
| etwa um im Sinne des Vereins [1][gegen eine ambitionierte Klimapolitik zu | |
| kämpfen]. Umgekehrt ist der Vorsitzende des Parlamentskreises Mittelstand | |
| der CDU/CSU-Bundestagsfraktion traditionell Mitglied im Präsidium des | |
| Wirtschaftsrats. | |
| Zudem pflegt der Wirtschaftsrat einen engen Draht zu | |
| Spitzenpolitiker*innen der Union. In einer Studie, die der Verein | |
| Lobbycontrol am Dienstag vorgestellt hat ([2][hier als pdf]), werden für | |
| das Jahr 2020 zwölf Termine der Präsidentin mit Wirtschaftsminister Peter | |
| Altmaier aufgeführt. Daneben sind führende CDU-Politiker*innen | |
| regelmäßig (und weitaus häufiger als Vertreter*innen anderer Parteien) | |
| zu Gast bei Veranstaltungen des Wirtschaftsrats. | |
| ## Zahlungen von Unternehmen werden nicht veröffentlicht | |
| Lobbycontrol sieht diese Sonderstellung des Wirtschaftsrats kritisch. „Ein | |
| Lobbyverband mit Sitz im Parteivorstand ist ein Unding“, sagt Sprecherin | |
| Christina Deckwirth. „Von solchen privilegierten Zugängen können andere | |
| gesellschaftliche Gruppen nur träumen.“ Fragwürdig sei zudem, dass für den | |
| Wirtschaftsrat trotz seiner engen Anbindung an die Partei nicht die | |
| Transparenzregeln der Parteienfinanzierung gelten. | |
| Mitglieder können ihre Beiträge steuerlich geltend machen, doch welche | |
| Unternehmen wie viel zur Finanzierung beitragen, veröffentlicht der | |
| Wirtschaftsrat nicht. Gleiches gilt für Unternehmens-Sponsoring von | |
| Verbandsveranstaltungen, die oft mit einer Teilnahmen von | |
| Firmenvertreter*innen auf Podien korrelieren. | |
| Der Verband selber sieht darin kein Problem. Dass Sponsoring zu einer | |
| direkten Einflussnahme auf Inhalte führe, sei „an den Haaren | |
| herbeigezogen“, heißt es in einer Stellungnahme. Der Verband vertrete keine | |
| Einzelinteressen, sondern habe „die Rahmenbedingungen der gesamten | |
| Wirtschaft“ im Blick. Das sieht Lobbycontrol anders. Die CDU müsse die | |
| Strukturen ändern, fordert Deckwirth. „Ein fließender Übergang zwischen | |
| Lobbyverband und Partei schadet der Demokratie.“ | |
| 16 Mar 2021 | |
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| [2] https://www.lobbycontrol.de/wp-content/uploads/Lobbycontrol-Studie-Wirtscha… | |
| ## AUTOREN | |
| Malte Kreutzfeldt | |
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