| # taz.de -- Maskenaffäre bei CDU und CSU: Unions-Fraktionsspitze setzt Frist | |
| > In CDU und CSU herrscht weiter Aufregung. Bis Freitag sollen alle | |
| > Abgeordneten erklären, sich nicht mit Pandemie-Geschäften bereichert zu | |
| > haben. | |
| Bild: Die persönlichen Erklärungen der Fraktionsmitglieder sollen bis Freitag… | |
| Berlin taz | Die Fraktionsführung der Union macht Druck: Ralph Brinkhaus | |
| (CDU) und Alexander Dobrindt (CSU) fordern in einem Brief an alle | |
| Fraktionsmitglieder von diesen eine persönliche Erklärung, keine | |
| finanziellen Vorteile im Rahmen der Coronapandemie erzielt zu haben. | |
| Einzureichen bis Freitag, 12. März 2021, 18 Uhr. So heißt es in dem Brief, | |
| der der taz vorliegt. Beschlossen habe dies der Fraktionsvorstand. | |
| Dieser reagiert damit auf die sogenannte [1][Maskenaffäre der Union], bei | |
| der die Abgeordneten Georg Nüßlein (CSU) und Nikolaus Löbel (CDU) bei der | |
| Vermittlung von Geschäften mit Corona- Schutzmasken sechsstellige | |
| Provisionen kassiert haben sollen. Beide sind inzwischen aus ihren Parteien | |
| ausgetreten, Löbel hat auch sein Bundestagsmandat niedergelegt. Bei der | |
| Union herrscht kurz vor zwei wichtigen Landtagswahlen am kommenden Sonntag | |
| Alarmstimmung. | |
| Die Erklärung der Abgeordneten soll, so heißt es in dem Schreiben, | |
| beinhalten, dass direkt oder über Gesellschaften aus dem Kauf oder Verkauf | |
| von Medizinprodukten wie etwa Schutzausstattung, Test- und Impfbedarf im | |
| Zusammenhang mit der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie keine finanziellen | |
| Vorteile erzielt wurden oder werden. Dies gelte ebenso für die Vermittlung | |
| von Kontakten, der Weiterleitung von Angeboten oder Anfragen und der | |
| Unterstützung oder Beratung Dritter bei solchen Tätigkeiten. | |
| Für den Fall, dass eine solche Erklärung nicht abgegeben werden kann, wird | |
| zum persönlichen Gespräch gebeten. Die entsprechenden Mitglieder, heißt es | |
| in dem Brief weiter, sollen sich gegenüber den Parlamentarischen | |
| Geschäftsführern „erklären“. | |
| ## Die Grünen machen Druck | |
| Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte angekündig, die Namen aller | |
| Abgeordneten öffentlich machen zu wollen, die an der Vermittlung von | |
| Maskengeschäften beteiligt waren. Er habe die Bundestagsdirektion gebeten, | |
| mit seinem Ministerium ein entsprechendes Verfahren zu entwickeln, so | |
| Spahn. Diese aber hat inzwischen auf den Brief aus dem | |
| Gesundheitsministerium geantwortet und sich für nicht zuständig erklärt. | |
| Der Bundestagsdirektor macht aber deutlich, dass Abgeordnete nach | |
| einschlägiger Rechtsprechung ein berechtigtes Interesse an der | |
| Vertraulichkeit personenbezogener Daten hätten, die von der Freiheit des | |
| Mandats geschützt seien. „Solche Daten dürfen daher nur in eng begrenzten | |
| Ausnahmefällen herausgegeben werden“, so ein Sprecher. Rechtlich | |
| unbedenklich erscheine die Herausgabe, wenn dem Ministerium eine | |
| Einwilligung der Betroffenen vorliege. | |
| Unterdessen haben sich die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen, | |
| Britta Haßelmann, und Bundesgeschäftsführer Michael Kellner mit einem Brief | |
| an die anderen Fraktionen im Bundestag gewendet und sie aufgefordert, | |
| strengere Regeln und Veröffentlichungspflichten schnellstmöglich auf den | |
| Weg zu bringen. | |
| „Es muss jetzt darum gehen, verlorenes Vertrauen in die demokratischen | |
| Institutionen wiederherzustellen“, schreiben sie. „Uns ist es ein deshalb | |
| ein großes Anliegen, dass wir zeitnah bis zum Sommer wirkungsvolle | |
| Maßnahmen für klare und striktere Regeln und mehr Transparenz beschließen.“ | |
| Brinkhaus und Dobrindt hatten bereits am Montag einen neuen | |
| [2][Verhaltenskodex für die Unionsabgeordneten angekündigt]. Auch solle es | |
| mehr Transparenz bei Nebentätigkeiten und einen gesenkten Grenzwert für die | |
| Veröffentlichungspflicht von Spenden geben. Für die Union, die in diesen | |
| Fragen bislang vor allem auf der Bremse stand, sind dies erste Schritte. | |
| Nach Meinung von SPD und Opposition, aber auch von Organisationen wie | |
| Transparency International und LobbyControl [3][reichen sie bei weitem | |
| nicht aus]. | |
| 10 Mar 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Sabine am Orde | |
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