# taz.de -- Maskenaffäre erreicht Göttingen: Parlamentarischer Inkassodienst | |
> In der Maskenaffäre gerät der Göttinger Bundestagsabgeordnete Fritz | |
> Güntzler in den Blick. Geld gegen Gefälligkeiten habe er nicht genommen, | |
> sagt er. | |
Bild: Hat neben der Parlamentsarbeit noch viele Tätigkeiten: Fritz Güntzler | |
HAMBURG taz | Kassiert habe er für seinen Nebenjob als Geldeintreiber | |
nichts, verspricht der Göttinger CDU-Bundestagsabgeordnete Fritz Güntzler. | |
Mit seinen „zurecht zurückgetretenen Kollegen“, Georg Nüßlein und Nikolas | |
Löbel, die beim Milliardengeschäft mit Schutzmasken [1][fett mitverdient | |
hatten], habe er also nichts gemein. | |
Dass er selbst auch in der CDU-Maskenaffäre steckt, kann er aber reumütig | |
doch ein bisschen verstehen: „In Zukunft werde ich persönlich noch etwas | |
genauer hinsehen, wessen Unterlagen ich weiterleite“, sagt er. | |
Der Spiegel fand heraus, dass Güntzler Inkassoarbeit für einen recht | |
windigen Unternehmer aus Berlin betrieben hatte. Dieser hatte dem | |
Bundesgesundheitsministerium zu Beginn der Pandemie 400.000 Schutzmasken | |
geliefert. Doch das Ministerium war von der Qualität der Masken nicht | |
angetan – und zahlte vorerst nicht. | |
Güntzler wandte sich deshalb per Mail [2][an Minister und Parteikollege | |
Jens Spahn.] Nichts Unübliches, findet Güntzler. Schließlich verstehe er es | |
als eine seiner Hauptaufgaben als Abgeordneter, sich für die | |
Bürger:innen, aber eben auch für Unternehmen einzusetzen. | |
Für wen er sich da einsetzte, habe er gar nicht so genau gewusst. „Den | |
Hinweis auf den Fall hatte ich von einem befreundeten Steuerberater | |
erhalten“, sagt Güntzler. „Ich hatte und habe keinen Kontakt oder | |
geschäftliche Verbindungen zu dem besagten Unternehmen.“ Eine reine | |
Gefälligkeit an einen Fremden also. Was nach christlicher Nächstenliebe | |
klingt, dürfte aber nicht nur vielen ehrlichen Unternehmer:innen sauer | |
aufstoßen. | |
## Ein Zahlenmensch mit vielen Tätigkeiten | |
Güntzler liebt die Zahlen, besonders wenn hinter ihnen ein Währungszeichen | |
steht. BWL hat er im Saarland und in Göttingen studiert, danach wurde er | |
Steuerberater und Wirtschaftsprüfer. Aktuell sitzt er im | |
Untersuchungsausschuss zur Wirecard-Pleite, um herauszufinden, wieso | |
Bilanzfälschungen übersehen worden waren. | |
Wie er es aber [3][neben dieser Vollzeitarbeit im Bundestag] noch schafft, | |
seinen restlichen Geschäften nachzugehen, nötigt gewissen Respekt ab: Satte | |
20 Einträge bei den veröffentlichungspflichtigen Angaben als Abgeordneter | |
listet er auf. Für nicht alle Tätigkeiten erhält er Geld, aber gewiss | |
scheint: Ein effizientes Zeitmanagement hat er. | |
Güntzler gilt als vergleichsweise liberaler CDUler. Angefangen als | |
Abgeordneter im Göttinger Stadtrat, ging es über den Landtag 2013 nach | |
Berlin. Ein Direktmandat konnte er bislang nie gewinnen – da haben die | |
Sozialdemokrat:innen in der Unistadt ein Abo drauf. | |
Wenn es stimmt, dass er für seine Gefälligkeit keine Gegenleistung erhalten | |
hat, kann er den Freitag entspannt angehen: Bis 18 Uhr muss Güntzler – wie | |
der Rest seiner Fraktionskolleg:innen – eine Ehrenerklärung abgeben, | |
dass er keinerlei finanziellen Vorteile aus der Pandemie gezogen hat. | |
11 Mar 2021 | |
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## AUTOREN | |
André Zuschlag | |
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