| # taz.de -- Schutzmasken-Affäre der Union: Die Partei für windige Geschäfte | |
| > Das Fehlverhalten zweier Abgeordneter ist kein Ausrutscher. Es passt zur | |
| > Fraktion, die sich als Schutzmacht zwielichtiger Wirtschaft versteht. | |
| Bild: Zwei Unionsabgeordnete haben sich an der Vermittlung von Schutzmasken ber… | |
| Es war vielleicht nicht strafbar, aber dennoch skandalös. Die Abgeordneten | |
| Georg Nüßlein (CSU) und Nikolas Löbel (CDU) haben [1][für die Vermittlung | |
| von Schutzmasken in bedrängter Zeit jeweils sechsstellige Provisionen | |
| erhalten]. Inzwischen haben beide ihren Rückzug aus dem Bundestag | |
| angekündigt. | |
| Es wurde schon mehrfach an die jüngsten [2][Lobbyisten-Affären um Philipp | |
| Amthor] (CDU, Augustus Intelligence) und Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU, | |
| Wirecard) erinnert. Und es passte natürlich dazu, dass es die Union war, | |
| die die [3][Einführung eines Lobbyregisters] im Bundestag lange blockiert | |
| hatte. | |
| Aber das ist längst nicht alles. Auch bei zwei anderen wichtigen | |
| rechtspolitischen Projekten spielt die Union wieder ihre Rolle als | |
| Schutzmacht zwielichtiger Wirtschaftsinteressen. Das geplante neue | |
| Sanktionenrecht sieht grob gesagt vor, dass ein Unternehmen für Delikte | |
| seiner Vorstände und Geschäftsführer mitbestraft wird, wenn die Tat | |
| eigentlich dem Unternehmen nutzte. Kriminelles Handeln soll sich nicht | |
| lohnen. Eine Kultur des organisierten Wegschauens soll beendet werden. | |
| Doch obwohl das Projekt im Koalitionsvertrag detailliert vereinbart war, | |
| blockiert es die CDU/CSU-Fraktion. Bisher konnte die Bundesregierung ihren | |
| Gesetzentwurf noch nicht einmal im Bundestag zur Diskussion stellen. | |
| CDU/CSU-Fraktionschef Ralph Brinkhaus scheint das Projekt generell | |
| verhindern zu wollen. Das könnte klappen, im Herbst ist ja schon | |
| Bundestagswahl. | |
| ## Nicht gut für den Ruf | |
| Nicht völlig verhindern kann die CDU/CSU das geplante Whistleblower-Gesetz, | |
| denn dieses beruht auf einer EU-Richtlinie, die umgesetzt werden muss. | |
| Dabei will die Union [4][den Schutz von Whistleblowern] aber strikt auf | |
| solche Missstände beschränken, für die EU-Recht der Maßstab ist. Ein | |
| Whistleblower soll nicht einmal dann vor Entlassung geschützt sein, wenn er | |
| Verstöße seines Unternehmens gegen deutsches Strafrecht aufdeckt. So stellt | |
| sich die Union auf die Seite von Korruption und Betrug. | |
| Während Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) wieder und wieder | |
| erklärt, dass es doch vor allem den ehrlichen Unternehmen nützt, wenn man | |
| die schwarzen Schafe effektiv angeht, spielt die Unionsfraktion die | |
| Schutzmacht der windigen Geschäftemacher. Natürlich warnt die Union nur | |
| allgemein vor mehr Belastungen und Bürokratie für die Wirtschaft. Aber es | |
| ist doch sehr klar, dass ihre Blockadehaltung vor allem den unsauberen | |
| Wettbewerbsteilnehmern nützt. | |
| Man hat den Eindruck, dass die CDU/CSU die deutsche Wirtschaft immer vom | |
| rechtswidrigen oder zumindest anrüchigen Verhalten her denkt. Das ist ganz | |
| sicher nicht gut für den Ruf der deutschen Unternehmen, die nach den | |
| Diesel- und Wirecard-Skandalen besser auf Verantwortlichkeit und | |
| Transparenz setzen sollten. Aber es ist wohl auch nicht gut für die | |
| CDU/CSU. Denn diese politische Skrupellosigkeit scheint auf das Binnenklima | |
| der Fraktion abgefärbt zu haben. Wenn Abgeordnete wie Nüßlein und Löbel | |
| Nebengeschäfte machen, scheinen sie sich eben nicht an den Standards des | |
| ehrbaren Kaufmanns zu orientieren, sondern eher am Verhalten der dubiosen | |
| Unternehmen, die die Union immer wieder protegiert. | |
| 7 Mar 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Christian Rath | |
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