| # taz.de -- Berlinale-Preisverleihung online: Drastik als große Kunst | |
| > Bei der 71. Berlinale geht der Goldene Bär an die Komödie „Bad Luck | |
| > Banging or Loony Porn“. Erstmals gab es genderneutrale Schauspielpreise. | |
| Bild: Hauptdarstellerin Katia Pascariu im Siegerfilm „Bad Luck Banging or Loo… | |
| Das Festival war noch nicht einmal ganz vorüber, da wurden die Bären der | |
| Berlinale schon verteilt. Unglamourös als Übertragung einer Videokonferenz, | |
| mit Carlo Chatrian, dem künstlerischen Leiter, im Studio, während die | |
| Jurymitglieder auf einem Bildschirm vor ihm sprachen. Die Preisverleihung, | |
| wie Chatrian mehrfach wiederholte, folgt dann im Juni vor Publikum. | |
| Etwas überraschend, dabei nicht unverdient, erhielt der rumänische | |
| Regisseur [1][Radu Jude für seine hemmungslose Satire „Bad Luck Banging or | |
| Loony Porn“] den Goldenen Bären. Der im Titel angekündigte Porno, den die | |
| Komödie ziemlich drastisch an den Anfang stellt und der die Karriere einer | |
| Lehrerin gefährdet, war anscheinend kein Ausschlusskriterium. Gut zu | |
| wissen, dass nicht allein ernste bis dramatische Stoffe, von denen es im | |
| Wettbewerb der 71. Berlinale durchaus einige gab, als preiswürdig gelten. | |
| Mit dem Silbernen Bären Großer Preis der Jury für „[2][Wheel of Fortune and | |
| Fantasy“ des Japaners Ryusuke Hamaguchi] ging ein weiterer wichtiger Preis | |
| an einen Favoriten. Sein Episodenfilm über drei verschiedene Frauen in | |
| heikler Lage mischt Tragik mit Leichtigkeit, den scharfen Blick für | |
| Schieflagen zwischen den Geschlechtern mit sarkastischem Humor. Ein | |
| beiläufig präzise erzählendes Drehbuch, ebenso präzise ins Bild gesetzt. | |
| ## Panorama des heutigen Deutschlands | |
| Scheinbar ausladend ist demgegenüber der gut dreieinhalb Stunden lange | |
| Dokumentarfilm „Herr Bachmann und seine Klasse“ der deutschen Filmemacherin | |
| Maria Speth. Die mit dem Silbernen Bären Preis der Jury ausgezeichnete | |
| Langzeitbeobachtung einer Klasse im hessischen Stadtallendorf nimmt sich | |
| Zeit, um ihre Protagonisten, einen Lehrer kurz vor der Pensionierung und | |
| seine Schüler, die alle durch Migration ihrer Familien geprägt sind, | |
| vorzustellen. | |
| Und erzählt dabei von Einzelschicksalen, davon, was im Bildungssystem | |
| möglich ist, wenn sich Lehrer für ihre Schüler engagieren, und bietet so | |
| ein Panorama des heutigen Deutschlands durch das Brennglas einer kleinen, | |
| geschlossenen Gruppe. | |
| Neu war in diesem Jahr die Beschränkung der Schauspielpreise auf die | |
| geschlechtsneutralen Kategorien „Hauptrolle“ und „Nebenrolle“. Beide Pr… | |
| gingen an Schauspielerinnen. Für ihre Hauptrolle in [3][Maria Schraders | |
| romantischer Maschinenkomödie „Ich bin dein Mensch“] erhielt Maren Eggert | |
| verdient einen Silbernen Bären. Und für ihren kurzen, aber eindringlich | |
| konzentrierten Part in Bence Fliegaufs ungarischem Beitrag „Forest – I See | |
| You Everywhere“, ein weiterer Episodenfilm, ging der andere Schauspielbär | |
| an Lilla Kizlinger. | |
| Auch über die weiteren Preise, ebenso in der Sektion „Encounters“, die seit | |
| vergangenem Jahr als eine Art paralleler Wettbewerb der freieren Formen | |
| eingeführt wurde, wird noch zu reden sein. Und über die Berlinale als | |
| solche, die mit dieser Ausgabe eine Zäsur gesetzt hat. Mehr davon nach dem | |
| Internationalen Frauentag. | |
| 5 Mar 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Tim Caspar Boehme | |
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