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# taz.de -- Gleichberechtigung noch ein weiter Weg: Quote gut, aber nicht alles…
> Die Frauenquote setzt sich derzeit sogar in der CDU durch. Doch Quoten
> helfen nicht gegen den Gender-Pay-Gap, oder ungleich verteilte
> Care-Arbeit.
Bild: Eine Quote soll Frauen stärken – doch zur Gleichberechtigung ist das n…
Erinnern Sie sich noch daran, als es als radikal galt, für die Quote zu
sein? Frauen werden sich schon durchsetzen, wenn sie gut sind. Wer will
bitte eine Quotenfrau sein? Menschen in Führungspositionen befördern, nur
weil sie eine Vulva haben, wenn sie sonst nicht viel können? Das kann
keine:r wollen.
Seither sind einige Jahre vergangen. Sogar die CDU will nun [1][eine
Frauenquote einführen]. Die Partei, deren Mitglied Ursula von der Leyen
2007 noch über die Quote sagte: „Die Frauen würden sich selbst schaden,
weil sie damit ihr Licht unter den Scheffel stellen.“
Vor drei Wochen hat das Bundeskabinett auch einen Gesetzesentwurf
gebilligt, der für Unternehmensvorstände eine Frauenquote vorschreibt.
Bevor das Gesetz in Kraft treten kann, müssen noch Bundestag und Bundesrat
zustimmen. Dann wird in Zukunft in jedem Vorstand eines Unternehmens in
Deutschland mindestens eine Frau sitzen, wenn dem Vorstand mehr als drei
Menschen angehören.
Das ist eigentlich keine Quote, sondern eine Mindestbeteiligung, aber dass
Frauen in Vorständen sitzen müssen, wird immerhin gesetzlich
festgeschrieben. Heiko Maas schwang schon 2015 pathetische Worte: „Die
Frauenquote ist der größte Beitrag zur Gleichberechtigung seit Einführung
des Frauenwahlrechts.“ Alles fein also. Haken dran. Prösterchen! Wie schön
wäre eine Wirtschaftswelt, ja eine ganze Welt, in der es so einfach geht.
Eine politische Maßnahme als Allheilmittel. Sie ahnen es: Ich bin nicht
überzeugt.
## Was ist mit den anderen Baustellen?
Die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds, Elke
Hannack, sagte über den neuen Gesetzesentwurf: Es sei [2][ein wichtiger
Schritt], um die „gläserne Decke“ einzureißen. Doch was ist eigentlich
unter der Decke los? Groß ist die Gefahr, sich nun so zu feiern, dass die
anderen Baustellen vergessen werden.
Eine Quote für Vorstände und mehr weibliche Führungskräfte erwirken auf
vielen Ebenen nicht automatisch eine bessere Gleichstellung. Sie helfen
kaum gegen den Gender-Pay-Gap, gegen ungleich verteilte Care-Arbeit, sie
verändern nichts daran, wer die Sekretariate dieses Landes managt und wer
vor großem Publikum spricht.
Für all das braucht es viel [3][mehr als eine Quote]. Aber bleiben wir für
heute beim Frauenzählen, jetzt, wo es Konsens wurde. In sozialen Medien
zählen Menschen, wie viele Frauen vertreten sind bei Veranstaltungen, in
Gremien und Bestenlisten – nicht nur in Vorständen. Einfach anwendbar, zu
Hause, am Arbeitsplatz, auf Clubhouse. Wer ist hier anwesend? Wer übernimmt
welche Aufgabe? Wer spricht wie viel? Daraus können alle Konsequenzen
ziehen. Quoten von unten geben. Sich als Mann nicht mehr auf ein
All-Male-Panel setzen oder Meetings anders organisieren.
Klappt vor allem, wenn nicht nur Frauen sondern auch Männer mal sagen: So
geht das nicht mehr. Analog lässt sich das übrigens auch für
All-White-Panel praktizieren.
26 Jan 2021
## LINKS
[1] /Quote-fuer-Vorstaende/!5738380
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[3] /Feministischer-Jahresrueckblick/!5737138
## AUTOREN
Susan Djahangard
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