# taz.de -- Boris Pistorius und seine Emotionen: Männliche Hybris | |
> Der Verteidigungsminister muss nicht machen, was er macht. Sagt er. Ist | |
> das Selbstaufopferung für das Land oder blanke Überheblichkeit? | |
Bild: Verteidigungsminister Boris Pistorius: „Ich muss das hier nicht machen.… | |
Ich muss das hier nicht machen. Aber wenn ich es nicht mache, macht es | |
keiner. Dann prangt an dieser Stelle ein Loch. Nicht einmal die sich sonst | |
so gern als Kriegsexperten ausgebenden Kollegen ließen sich dazu überreden, | |
diesen Platz in der Zeitung zu füllen. Und falls doch, hätten nur Männer | |
das Geschehen der Welt kommentiert. So geht das nicht. Also opfere ich | |
mich. | |
Oder anders gesagt: Heute mache ich mal den Boris Pistorius. Der SPD-Mann | |
muss nämlich auch nicht machen, was er macht: Verteidigungsminister sein. | |
Jedenfalls sagte er das kürzlich hinter verschlossenen Türen bei | |
Verhandlungen zum Haushalt. Dazu muss man wissen, dass [1][Pistorius sein | |
Haus von den Sparplänen seines Kollegen Christian Lindner ausnehmen lassen] | |
wollte. Aber das ist, wenn man den knausrigen Finanzminister kennt, alles | |
andere als easy. Weswegen Pistorius sich mal kurz vergaß und zischte: „Ich | |
muss das hier nicht machen.“ | |
Ich kann Boris verstehen. Volle Kanne. Wie oft frage ich mich: Was machst | |
du hier eigentlich? Statt mich mit mit Kolleg:innen über Kommentarplätze | |
im Blatt, Thesenzuspitzung, Redaktionsschlusszeiten und – Achtung – | |
Honorare zu zoffen, könnte ich [2][schon am Nachmittag Pastis trinken]. | |
Aber ich sitze brav am Schreibtisch und füge mich. Denn wenn ich es nicht | |
mache, macht es (vielleicht) doch jemand anders. | |
Das ist der Unterschied zwischen Pistorius und mir: Er tut so, als hinge | |
das Schicksal der Bundesrepublik von seinem Kampf für den Wehretat ab. Als | |
hätte er das Recht, [3][für sein Ministerium zu fordern, was anderen | |
Häusern verwehrt bleibt.] Pistorius wirft sich nicht in den Staub, wenn er | |
sich dazu herablässt, das Verteidigungsministerium weiterzuführen – [4][mit | |
welchem Etat auch immer]. Vielmehr offenbart er eine Seite, die der | |
Öffentlichkeit bisher verborgen geblieben ist: Egozentriertheit und Hybris. | |
So etwas ist Frauen natürlich vollkommen fremd. Als frühere | |
Genderredakteurin weiß ich das ganz genau. Aber notfalls opfern sie sich | |
und kommen so um die unsinnigen Diskussionen mit sturen Böcken herum. Und | |
geben [5][gern die Quotenfrau] – so wie ich heute. Auch wenn ich das nicht | |
machen muss. | |
16 May 2024 | |
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## AUTOREN | |
Simone Schmollack | |
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