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# taz.de -- Wehrmacht und Bundeswehr: Historische Kontinuitäten
> Das Verteidigungsministerium ist beim Traditionserlass zurückgerudert,
> denn die Kritik daran war angebracht. Erschreckend nur, dass es sie
> brauchte.
Bild: Rekruten des Wachbataillons der Bundeswehr beim Gelöbnis vor dem Berline…
Das ging dann doch ganz schnell. Kaum hatte die taz die Ergänzungen, die
das Verteidigungsministerium seinem Traditionserlass von 2018 beigestellt
hatte, groß thematisiert, da [1][waren sie auch schon wieder
zurückgezogen]. Zu groß war die öffentliche Empörung darüber, dass zwar
nicht die Wehrmacht als Ganzes, wohl aber jetzt einzelne ihrer ehemaligen
Angehörigen traditionswürdig sein sollten, und das auch dann, wenn sie
nicht im Widerstand waren.
Hauptsache, sie waren in der Nachkriegszeit wichtig für die Bundeswehr. Die
[2][beigefügte Liste geeigneter Kandidaten] machte die Sache nicht besser,
sondern wirkte eher wie eine Helden-Sammlung der NS-Kriegspropaganda. Die
öffentliche Kritik war also mehr als berechtigt und möglicherweise wurden
manche im Ministerium so erst auf das Unerhörte aufmerksam, das das eigene
Haus auf den Weg gebracht hatte. Und realisierten, dass die Truppe gerade
in die völlig falsche Richtung marschierte.
Also alles wieder gut bei der Bundeswehr? Nein, denn die Frage ist ja, wie
es überhaupt zu solchen Ergänzungen kommen konnte. Eine Antwort hat das
Ministerium indirekt selbst gegeben. Um die Bundeswehr aufzubauen, wurde
seinerzeit in großem Stil auf ehemalige Wehrmachtsangehörige
zurückgegriffen. (Dass die Nationale Volksarmee eines längst
untergegangenen Staates genauso vorging, macht die Sache nicht besser.)
Sogar auf solche, die Mehrfachmitgliedschaften bei NS-Armee, NSDAP und SS
aufweisen konnten.
Hauptsache, sie gingen irgendwie auf Distanz zum inzwischen ohnehin toten
Adolf Hitler, dann waren sie in der Bundesrepublik willkommen und konnten
ihre Kriegserinnerungen als Landser-Romantik verbreiten. Erst kürzlich
gingen in den sozialen Medien wieder Bilder von General [3][Adolf
Heusinger] viral. Einmal steht er als hoher Militär neben Hitler persönlich
am Kartentisch, wo er übrigens auch stand, als Stauffenbergs Bombe
explodierte. Ein andermal ist er Vorsitzender des Nato-Militärausschusses.
## General des Teufels bei der Nato
Zwischen den Bildern liegen nur wenige Jahre und offensichtlich fragen sich
viele Leute inzwischen, wie so eine Karriere vom General des Teufels zur
Nato möglich war, sonst würden solche Bilder ja nicht empört im Netz
geteilt werden. Nun, ungewöhnlich war sie nicht, wie die Bundeswehr in
ihren gescheiterten Ergänzungen nochmal bestätigt hat.
Das eigentlich Erschreckende ist, dass die Bundeswehr genau diese Teile
ihrer Tradition jetzt wieder hervorholen und als vorbildlich darstellen
wollte, um die von Boris Pistorius geforderte Kriegstüchtigkeit umzusetzen.
Die historischen Kontinuitäten sind also nie abgerissen und das ist mehr,
als man über die Bundeswehr wissen wollte. Oder eben das, was man leider
wissen muss.
16 Aug 2024
## LINKS
[1] /Erweiterter-Traditionserlass-gekippt/!6030283
[2] https://upgr.bv-opfer-ns-militaerjustiz.de/uploads/Dateien/Links/BMVg202407…
[3] https://www.dbwv.de/aktuelle-themen/blickpunkt/beitrag/adolf-heusinger-ein-…
## AUTOREN
Dirk Eckert
## TAGS
Bundeswehr
Boris Pistorius
Tradition
Wehrmacht
Schwerpunkt Nationalsozialismus
GNS
8. Mai 1945
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Boris Pistorius
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