| # taz.de -- Trump und die US-Republikaner: Trump spaltet die eigene Partei | |
| > Auch in seine eigene Partei treibt der scheidende US-Präsident mit seinen | |
| > haltlosen Vorwürfen immer tiefere Keile. Das hat Folgen für ihn. | |
| Bild: Verlassen bald das Weiße Haus, doch der Schaden bleibt: Donald und Melan… | |
| Washington taz | US-Präsident Donald Trump hat auch mehr als einen Monat | |
| nach der Wahl seine Niederlage im Rennen um das Präsidentschaftsamt noch | |
| immer nicht akzeptiert. Weiterhin [1][versuchen] er und seine Mitstreiter, | |
| das Wahlergebnis rechtlich anzufechten und durch haltlose Behauptungen über | |
| angeblichen Wahlbetrug zu untergraben. | |
| „Wir haben mehr als 74 Millionen Stimmen erhalten, und sie versuchen uns | |
| davon zu überzeugen, dass wir verloren hätten. Wir haben nicht verloren“, | |
| sagte Trump während eines Wahlkampfauftritts zur Unterstützung der | |
| republikanischen Senatoren David Perdue und Kelly Loeffler im | |
| US-Bundesstaat [2][Georgia] am vergangenen Wochenende. | |
| Mit solchen Falschaussagen gefährdet der scheidende US-Präsident nicht nur | |
| die Chancen der beiden Republikaner bei den bevorstehenden Stichwahlen, | |
| sondern er stellt damit die gesamte Partei vor eine existenzielle Frage: | |
| Wofür steht die Republikanische Partei in Zukunft? | |
| Nimmt man das Schweigen der republikanischen Führungsriege zum Wahlausgang | |
| als Anhaltspunkt, dann steht die Partei aktuell für Verschwörungstheorien | |
| und gegen die Demokratie. Mitch McConnell und Kevin McCarthy, die beiden | |
| [3][republikanischen Führer im US-Kongress], haben Joe Bidens Wahlsieg | |
| offiziell noch immer nicht anerkannt. | |
| ## Niemand hat loyalere Anhänger als Donald Trump | |
| „Wir müssen sichergehen, dass jede rechtmäßig abgegebene Stimme gezählt | |
| wurde, jede Nachzählung abgeschlossen ist und jede Klage eine Anhörung | |
| findet. Dann, und nur dann wissen wir, wer die Wahl gewonnen hat“, sagte | |
| McCarthy am Tag, nachdem Biden zum Gewinner erklärt worden war. | |
| Dass trotz fehlender Beweise so viele Republikaner weiterhin zu Trump | |
| halten, ist laut Harvard-Professor Thomas Patterson nicht verwunderlich. | |
| Viele Kongressabgeordnete fürchten ganz einfach um ihr Amt. | |
| „Kein amerikanischer Politiker der Nachkriegsgeschichte hat es geschafft, | |
| eine größere und loyalere Anhängerschaft hinter sich zu versammeln als | |
| Donald Trump – kein Barack Obama und auch kein Ronald Reagan“, sagte der | |
| Autor des Buches „Zerstört sich die Republikanische Partei selbst?“ im | |
| Gespräch mit der taz. Und in der Politik sind Wähler bekanntermaßen | |
| gleichbedeutend mit Macht. | |
| Allein schon deshalb wird Trump auch nach seinem Auszug aus dem Weißen Haus | |
| die Republikanische Partei weiter prägen, vermutet Patterson. Laut | |
| US-Medien schließt der 74-Jährige auch eine erneute Kandidatur in vier | |
| Jahren nicht aus. | |
| ## Trump hat den populistischen Flügel salonfähig gemacht | |
| Doch bis es so weit ist, versucht Trump weiter alles, um an der Macht zu | |
| bleiben. Zuletzt hatte er es auf lokale Politiker in den alles | |
| entscheidenden Swing States abgesehen. Diese wollte er davon überzeugen, | |
| das Wahlergebnis nicht zu zertifizieren. Und obwohl auch diese Versuche | |
| erfolglos blieben, erhielt Trump für sein undemokratisches Verhalten viel | |
| Unterstützung aus den eigenen Reihen. Laura Cox, die Vorsitzende der | |
| Republikanischen Partei in Michigan, bezeichnete die Zertifizierung des | |
| Wahlergebnisses in ihrem Bundesstaat gar als einen „kriminellen Akt“. | |
| Trump hat nicht nur das Land, sondern auch die Republikanische Partei | |
| zutiefst gespalten. Der populistische Flügel der Republikaner, der | |
| jahrelang nur ein Schattendasein pflegte, wurde durch Trump salonfähig. | |
| Dass mit [4][Marjorie Taylor Greene] und Lauren Boebert gleich zwei | |
| Anhängerinnen der QAnon-Verschwörungstheorie ins Repräsentantenhaus gewählt | |
| wurden, kann da nicht verwundern. | |
| Die aktuelle Republikanische Partei hat nur noch wenig mit der Partei des | |
| verstorbenen John McCain zu tun, der bei der Präsidentschaftswahl 2008 | |
| gegen Barack Obama unterlag. McCain verteidigte damals seinen Kontrahenten | |
| während eines Wahlkampfauftritts gegen die rassistischen Äußerungen einer | |
| Wählerin. Doch moderate Republikaner sind mittlerweile eine vom Aussterben | |
| bedrohte Spezies. Senatoren wie [5][Mitt Romney] oder Ben Sasse spielen | |
| deshalb trotz ihrer regionalen Popularität auf nationaler Ebene nur eine | |
| untergeordnete Rolle. | |
| „Was wir in den kommenden Jahren sehen werden, ist eine Fortsetzung des | |
| rechtsextremen Populismus, der durch Trump stark gemacht wurde“, sagte | |
| Politologe Jacob Hacker gegenüber der taz. Zwar ist Trump der erste | |
| amtierende Präsident seit 1992, der keine zweite Amtszeit gewinnen konnte, | |
| doch die Republikanische Partei konnte immerhin zehn Sitze im | |
| [6][Repräsentantenhaus] dazugewinnen und auch die Verteidigung der | |
| Senatsmehrheit ist noch nicht verloren – es kommt dabei auf den Ausgang der | |
| für Anfang Januar angesetzten Stichwahlen in Georgia an. | |
| Angesichts dieser Ausgangslage gibt es für Republikaner keinen Grund, ihre | |
| Strategie zu ändern. „Die Wähler haben mit Trump zwar einen Tumor entfernt, | |
| aber der Patient amerikanische Politik ist noch immer sehr krank“, sagte | |
| Hacker, der an der renommierten Yale-Universität lehrt. | |
| Mitch McConnell hat bereits während Barack Obamas Amtszeit bewiesen, dass | |
| er es versteht, eine demokratische Regierung lahmzulegen. | |
| 10 Dec 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Hansjürgen Mai | |
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