# taz.de -- Angriffe gegen IT-Systeme in den USA: Trump nimmt Russland in Schutz | |
> Das Ausmaß der Hackerattacken ist groß, unklar ist jedoch, wie groß. Der | |
> amtierende US-Präsident aber beschwichtigt – und äußert Spekulationen. | |
Bild: Umgeben von Kadetten: Donald Trump am Samstag am Rande eines Football-Spi… | |
Berlin taz | Im Fall des großen Cyberangriffs auf staatliche und private | |
Datensysteme in den USA widerspricht US-Präsident Donald Trump offen seinem | |
eigenen Außenminister. Mike Pompeo hatte am Freitag erklärt, alles weise | |
auf Russland als Urheber des Hackerangriffs hin. Das hatten zuvor unter | |
Berufung aus Informationen aus Geheimdienstkreisen [1][auch mehrere Medien | |
übereinstimmend berichtet.] Auch der republikanische Senator Mitt Romney | |
hatte Moskau verantwortlich gemacht und die Cyberangriffe mit einer | |
Situation verglichen, in der „russische Bomber wiederholt unentdeckt über | |
unser ganzes Land fliegen“. | |
Trump hingegen brachte eine andere Variante ins Spiel: „Wenn irgendetwas | |
passiert, heißt es immer gleich Russland, Russland, Russland“, schrieb er | |
am Samstag auf Twitter. Dabei „könnte“ auch China hinter der Attacke | |
stecken, schrieb er – ohne Hinweis auf die Quelle dieser Vermutung. Im | |
Übrigen könne das Ganze womöglich auch mit der Manipulation der | |
Wahlmaschinen zu tun haben, also Teil jenes von ihm ohne jeden Beweis | |
angeprangerten „riesigen Wahlbetrugs“ sein, der ihn um eine zweite Amtszeit | |
im Weißen Haus bringe. | |
Andererseits sei der Angriff insgesamt gar nicht so schlimm: „Ich wurde | |
vollständig informiert, und alles ist gut unter Kontrolle“, erklärte der | |
US-Präsident. Auch das allerdings deckt sich nicht mit den bisherigen | |
Erkenntnissen – denn selbst das Ausmaß des Angriffs ist noch nicht | |
vollständig bekannt. Inzwischen überprüfen auch die Nato und die EU, ob | |
ihre Computersysteme betroffen sind. | |
In den USA waren zunächst vor allem Regierungsbehörden, kritische | |
Infrastruktur wie Stromnetze und private Unternehmen von den Angriffen | |
betroffen, darunter unter anderen das Energieministerium, das | |
Finanzministerium und das Handelsministerium. Überall dort hatten die | |
Hacker über Monate die Möglichkeit, interne Kommunikation mitzuverfolgen. | |
Einfallstor für den Hack war Software des IT-Konzerns Solarwinds. Nach | |
Angaben der Firma könnten bis zu 18.000 ihrer insgesamt 300.000 Kunden | |
weltweit betroffen sein, darunter auch Einrichtungen der EU und der Nato | |
sowie [2][laut Recherchen des Handelsblatts ebenso Behörden und Unternehmen | |
in Deutschland.] Die Hacker hatten nach Angaben der | |
US-Cybersicherheitsbehörde Cisa eine Hintertür genutzt, um die Malware | |
zwischen März und Juni mit einem Update der Software unbemerkt direkt bei | |
den Kunden aufzuspielen. Es gibt allerdings bislang keine Hinweise darauf, | |
dass ein flächendeckender Datenklau Ziel der Attacke war. | |
Der kommende US-Präsident Joe Biden verurteilte die Angriffe und hatte | |
bereits am Dienstag gesagt, die USA müssten in Zusammenarbeit mit ihren | |
Verbündeten die Kosten für die Verantwortlichen solcher Angriffe deutlich | |
in die Höhe treiben, damit Gegner gar nicht erst auf die Idee kämen, es zu | |
versuchen. | |
Die russische Regierung hat in mehreren Stellungnahmen jede Verantwortung | |
für den Cyberangriff zurückgewiesen. Unterdessen feierte Moskau am Sonntag | |
das 100-jährige Bestehen des 1920 von Feliks Dzierzynski gegründeten | |
Geheimdienstes. „Jede erfolgreich durchgeführte Operation unserer | |
Aufklärung ist für sich genommen einmalig und heldenhaft“, sagte der Chef | |
des Geheimdienstes und zugleich Chef des russischen Sicherheitsrats, Sergei | |
Naryschkin. | |
20 Dec 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.wsj.com/articles/pompeo-blames-russia-for-solarwinds-hack-11608… | |
[2] https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/nach-us-behoerden-hackeran… | |
## AUTOREN | |
Bernd Pickert | |
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