Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Neue Geflüchtetenlager in Griechenland: Der Dschungel von Samos
> Die EU muss endlich einen Weg finden, humane Orte für traumatisierte, vor
> Krieg und Konflikt Geflüchtete zu schaffen. Und zwar jetzt.
Bild: Auf Samos leben mehr als 4.000 geflüchtete Menschen, unter ihnen viele K…
Eigentlich ist es ein Wunder, dass bisher nur das Lager Moria auf Lesbos
gänzlich abgebrannt ist. Wer unter den [1][Geflüchteten auf der Insel
Samos] unterwegs ist, erlebt entmutigte Väter, die Fotos von den
blutig-schorfig-eitrigen Infektionen am Kopf ihres Babys zeigen. Andere,
die ihren Mund weit aufsperren und auf ihre schmerzenden Zähne deuten –
doch im Camp gibt es keinen Zahnarzt, der ihnen den Schmerz lindern könnte.
Kleinkinder, die an einem Abhang entlanghopsen, der nur mit einem
Stacheldrahtwall gesichert ist. Und diese Verzweifelten und Frustrierten
werden nun auch noch wegen der Pandemie eingekesselt – ein Desaster.
Dass Einsperren die Situation verschlimmert, sollte der griechischen
Regierung klar sein. Trotzdem hält sie an ihrem Plan fest und will neue
Lager bauen – selbstverständlich geschlossene, eine bessere Strategie als
das strikte Absperren scheint Athen nicht zu haben. Und dabei ist ihr
[2][die Europäische Union eine treue Komplizin]: Migrationsminister Notis
Mitarachi hat am Montag noch vor Journalisten davon gesprochen, dass im
Rahmen eines EU-finanzierten Programms „geschlossene Lager“ mit
Einlasskontrollen und „doppelter Umzäunung“ auf Lesbos, Samos, Kos und
Leros entstehen sollen.
Aha. Das war also gemeint, als [3][Kommissionspräsidentin Ursula von der
Leyen] im September bei der Vorstellung ihrer Pläne für eine Asylreform
ankündigte, „ein gemeinsames Pilotprojekt mit der griechischen Regierung
auf Lesbos“ zu starten.
Da mögen Athen und Brüssel noch so viel von verbesserten Lebensbedingungen
in den neuen Lagern palavern – beiden ist nicht über den Weg zu trauen,
wenn es um die Leben von Migranten geht. Schließlich hätten die EU und ihre
Mitgliederländer die Situation schon vorher ernst nehmen können. Immerhin
lassen wir, die feinen Europäer*innen, ja schon seit Jahren Familien in
Dreck und Elend leben, während wir uns gleichzeitig über die
Internierungslager des US-Präsidenten Donald Trump echauffieren. Der
EU-Türkei-Deal und damit der Plan, Asylanträge noch auf den griechischen
Inseln zu bearbeiten, ist pompös gescheitert – zumindest wenn Menschenwürde
ein tatsächlicher Maßstab sein soll.
In diesen Tagen hat auf Lesbos der Regen eingesetzt und das provisorische
Zeltlager überflutet. Die EU muss einen Weg finden, humane Orte für
traumatisierte, vor Krieg und Konflikt Geflüchtete zu schaffen und die
Menschen mit Griechenland zusammen von den Inseln zu holen – und zwar genau
jetzt. Was Winter und Pandemie zusammen in den Lagern anrichten wird,
möchte man sich nicht einmal ausmalen.
15 Oct 2020
## LINKS
[1] /Situation-auf-den-griechischen-Inseln/!5719116
[2] /Reaktionen-auf-Asylpakt-der-EU/!5716521
[3] /Von-der-Leyen-legt-Migrationspakt-vor/!5711756
## AUTOREN
Eva Oer
## TAGS
EU-Flüchtlingspolitik
Lesbos
Samos
EU-Kommission
Migration
Flüchtlingslager
Schwerpunkt Flucht
Schwerpunkt Flucht
Schwerpunkt Coronavirus
Afrikanische Flüchtende
Moria
Griechenland
Lesestück Recherche und Reportage
Migration
EU-Flüchtlingspolitik
EU-Flüchtlingspolitik
## ARTIKEL ZUM THEMA
Flüchtlingslager auf griechischen Inseln: Wo es an allem fehlt
Wer als Flüchtling auf den griechischen Inseln lebt, für den wird es vor
Ort schrecklich. Die körperliche Unversehrtheit ist dort mehrfach bedroht.
Flüchtlingslager Moria in Griechenland: Zwischen Elend und Abschreckung
Nach dem Brand in Moria haben Organisationen viele Spenden gesammelt. Die
Lage vor Ort ist aber weiter katastrophal.
Brand in Flüchtlingscamp auf Samos: Seit Langem schutzlos
Ein Brand im Flüchtlingslager auf der Insel Samos hat mehrere Zelte
zerstört. Aber auch ohne Feuer ist es ein gefährlicher Ort für die
Bewohner*innen.
Isolation von Geflüchteten mit Corona: Eingeschlossen im Container
Rund 100 Coronafälle gibt es im Flüchtlingslager Vathy auf der griechischen
Insel Samos. Betroffene werden auf engstem Raum eingepfercht.
Camp für geflüchtete Menschen in Afrika: Dem Leid ins Gesicht sehen
Europa verschließt sich dem „Flüchtlingsproblem“, wenn es sich nicht vor
der Haustür abspielt. Eine Bekämpfung der Fluchtursachen sieht anders aus.
Seenotretter über Hilfsmissionen: „Eine andere Art von Befriedigung “
Unternehmer Andreas Steinert war immer auf der Suche nach „coolen
Geschäften“. Jetzt sammelt er für die Flüchtlinge auf den griechischen
Inseln.
Nach Brand in griechischem Lager: Geflüchtete in Hannover gelandet
Rund 100 Geflüchtete sind in Hannover gelandet. Die Schutzbedürftigen waren
zuvor auf der Insel Lesbos und sollen nun in Deutschland verteilt werden.
Flüchtlingslager im griechischen Samos: Apokalypse in Europa
Ghulam Mustafa lebt neben Müll in einem Zelt zwischen Ratten. Das Essen ist
ungenießbar, Sanitäranlagen sind unzureichend. Hier leben 4.300 Menschen.
Situation auf den griechischen Inseln: Schlimmer als in Moria
450 Hilfsorganisationen und 160.000 Unterstützer:innen appellieren an die
EU: Die Lage auf den Inseln Chios, Samos und Lesbos sei weiterhin
menschenunwürdig.
Reaktionen auf „Asylpakt“ der EU: Europa ohne Solidarität
Die Visegrád-Gruppe hält nichts vom neuen „Asyl- und Migrationspakt“ der
EU-Kommission. Für Ursula von der Leyen ist das ein herber Rückschlag.
Von der Leyen legt Migrationspakt vor: EU setzt auf Tempo und Härte
Der Asylplan von EU-Kommissionschefin von der Leyen sieht schnellere
Abschiebungen Geflüchteter an den Außengrenzen vor. Pro Asyl ist entsetzt.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.