# taz.de -- Peking treibt E-Mobilität voran: Hoffnungen liegen auf China | |
> In Peking feiert sich die Branche auf der ersten Automesse seit dem | |
> Corona-Ausbruch. Für die Deutschen wird der chinesische Markt noch | |
> wichtiger. | |
Bild: Chinesische E-Auto-Hersteller sind inzwischen führend | |
Peking taz | Wummernde Bässe tönen durch die Ausstellungshalle, ein Rapper | |
mit Baseball-Cap performt enthusiastisch seine Strophen, gefolgt von drei | |
Tänzerinnen in Minirock und Netzstrumpfhosen. Zwischen ihnen thronen die | |
neuesten Modelle der Autohersteller: Dutzende SUVs, riesig wie | |
Straßenpanzer, frisch lackiert in Minzgrün und Knallrot. Begeistert zücken | |
die anwesenden Video-Blogger ihre Selfie-Kameras. | |
Die Feierstimmung auf der Pekinger Automesse ist durchaus begründet: Allein | |
dass im Coronajahr rund 80 Marken ihre neuesten Innovationen präsentieren | |
können, ist ein demonstrativer Sieg über die Viruspandemie – die Hauptstadt | |
Peking ist seit über 50 Tagen virusfrei. Doch ganz normal läuft Chinas | |
wichtigste Automesse allerdings nicht ab: Zählte Deutsch in den letzten | |
Jahren noch zu einer Art inoffizieller Amtssprache auf den Gängen, sind | |
2020 praktisch keine Ausländer mehr zu sehen.Die allermeisten Vorstände aus | |
Europa haben die Anreise nach China ausgelassen. | |
Doch auch die anwesenden Expats vor Ort blieben redefaul. Dabei gäbe es | |
genügend brisante Themen: etwa die Zwangsarbeit in der muslimisch geprägten | |
Provinz Xinjiang, wo auch Volkswagen ein Werk unterhält. Stattdessen | |
ähnelten die Reden von Daimler und Co. regelrechten Lobeshymnen auf den | |
chinesischen Markt. | |
Dieser ist in der Tat eine der raren Erfolgsgeschichten in diesem Jahr. | |
Nach einem kurzen, aber massiven Einbruch von fast 80 Prozent steigen die | |
Absätze nun seit fünf Monaten wieder. Mit Stand August verzeichnen die | |
Fahrzeugverkäufe gar ein sattes Plus von 11,6 Prozent, verglichen mit dem | |
Vorjahreszeitraum. | |
## China wird zum Hoffnungsträger der Deutschen | |
Im Reich der Mitte erfreuen sich vor allem deutsche Luxuswagen nach wie vor | |
hoher Beliebtheit. Daimler verkauft weltweit mehr als ein Drittel aller | |
S-Klassen im Reich der Mitte. [1][Auch Volkswagen setzt rund 40 Prozent | |
aller Autos auf dem chinesischen Markt ab] und investiert derzeit 2 | |
Milliarden Euro, um im Bereich Elektromobilität aufzuholen. | |
Während die Branche in Europa und den USA nach wie vor massiv leidet, ist | |
China erneut zum Hoffnungsträger der deutschen Autoindustrie geworden. | |
Kritischer formuliert: Die Abhängigkeit von China steigt weiter. | |
## China setzt auf E-Mobilität | |
Im Gegensatz zu den Hochklasse-Benzinern, für die „Made in Germany“ nach | |
wie vor steht, [2][setzt die chinesische Konkurrenz vor allem auf | |
Elektro-Autos]. „BYD“, „Geely“ und „Dongfeng“ heißen die Marken, v… | |
in Europa nur die wenigsten je gehört haben dürften. In Sachen Design und | |
technische Ausstattung haben sie massiv aufgeholt. | |
Angetrieben durch großzügige Kaufanreize und staatliche Investitionen in | |
die technische Infrastruktur hat sich die Volksrepublik längst zum größten | |
Produzenten als auch Markt für Elektro-Autos entwickelt. Über die Hälfte | |
aller mit Strom betriebenen Fahrzeuge fahren in China. | |
28 Sep 2020 | |
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## AUTOREN | |
Fabian Kretschmer | |
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