# taz.de -- Wasserstoffstrategie der Bundesregierung: Grüne Energie | |
> Die Forschungsministerin setzt einen Innovationsbeauftragten ein. Er soll | |
> dafür sorgen, dass die Wasserstoffstrategie ein Erfolg wird. | |
Bild: Wsserstoffkraftwerk in Mecklenburg-Vorpommern | |
Berlin taz | Endlich einmal gewonnen. Als Bildungsministerin derzeit stark | |
gebeutelt, hat Anja Karliczek als Bundesforschungsministerin in der vorigen | |
Woche einen Punktsieg errungen. Gegenüber Wirtschaftsminister Altmaier | |
konnte sie sich mit ihrer Forderung nach einem Innovationsbeauftragten für | |
den neuen Förderschwerpunkt „Grüner Wasserstoff“ durchsetzen. Am Freitag | |
wurde der CDU-Bundestagsabgeordnete Stefan Kaufmann in dieser Funktion | |
vorgestellt. Mit einem millionenschweren Wettbewerb soll er in den | |
kommenden Jahren die Weichen für den Aufbau der „Wasserstoffrepublik | |
Deutschland“ stellen. | |
Die Durchsetzung der kniffligen Personalie war für das Bundesministerium | |
für Bildung und Forschung (BMBF) auch eine Konsequenz aus dem | |
[1][administrativen Hickhack] der letzten Monate, als eine Verabschiedung | |
der [2][„Nationalen Wasserstoffstrategie“] wegen unzureichender | |
Abstimmungen zwischen den Ministerien für Forschung, Wirtschaft, Umwelt und | |
Entwicklung ein ums andere Mal verschoben werden musste. | |
Dabei ging es um die Kapazitäten der Elektrolyse-Anlagen und die Rolle von | |
„blauem“ Wasserstoff, der wegen seiner Herstellung aus Erdgas im | |
Unterschied zum „grünen“ Hydrogen nicht klimaneutral ist. Mit dem | |
Corona-Konjunkturprogramm, das für die deutsche Wasserstoffforschung und | |
-technik gigantische 9 Milliarden Euro bereitstellt, kam der Durchbruch. | |
„Wir brauchen eine Aufbruchstimmung und das klare Signal für Innovatoren | |
und Investoren: Deutschland will Leitanbieter und Leitmarkt für grüne | |
Wasserstofftechnologien werden“, erklärte Karliczek bei der Ernennung des | |
Innovationsbeauftragten. Seine Funktion werde es sein, vor allem für eine | |
Beschleunigung des Transfers zwischen Forschung und wirtschaftlicher | |
Anwendung zu sorgen. „Damit aus den guten Ideen aber auch erfolgreiche | |
Innovationen werden, muss der Sprung in die Praxis gelingen“, sagte die | |
Ministerin. Eine intensive Nutzung des „grünen Wasserstoffs“ sei von | |
zentraler Bedeutung für den Klimaschutz, aber auch für den Erhalt der | |
Industrie in Deutschland. | |
Kaufmann, forschungspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, | |
unterstrich die Bedeutung von Innovation in seiner bisherigen Tätigkeit. | |
„Als Berichterstatter für die Innovationspolitik und Hightech-Strategie | |
sowie Mitglied der Gründungskommission und des künftigen Aufsichtsrats der | |
Agentur für Sprunginnovationen liegt mir dieses Thema sehr am Herzen“, | |
sagte der Stuttgarter Bundestagsabgeordnete. | |
Auch die deutsche Automobilindustrie wolle er an das Wasserstoffthema | |
heranführen, sagte Kaufmann vor der Presse. Er musste aber einräumen, dass | |
die Führungsrolle, die deutsche Autobauer in den 90er Jahren beim | |
Wasserstoffmotor hatten, wieder verloren gegangen sei. Derzeit gibt es kein | |
Wasserstoffauto „made in Germany“. | |
Damit sich dies ändert, kann Kaufmann in eine prall gefüllte | |
Förderschatulle greifen. Mit seiner Ernennung startete das BMBF zugleich | |
den Ideenwettbewerb „Wasserstoffrepublik Deutschland“ mit einem Umfang von | |
rund 600 Millionen Euro. Ab sofort, so die Ministerin, seien „Innovatoren | |
aus Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft aufgerufen, Ideen für | |
den Aufbau der Wasserstoffwirtschaft einzureichen“. | |
Besonderes Interesse besteht an Durchbrüchen bei der Wasserelektrolyse im | |
Industriemaßstab und für Transportlösungen zum grünen Wasserstoff. Außerdem | |
will das BMBF die Grundlagenforschung insbesondere für bessere Materialien | |
und Komponenten, aber auch für alternative Erzeugungsverfahren verstärkt | |
fördern. | |
Ob der erste grüne Wasserstoff in Deutschland im Industriemaßstab schon vor | |
2030 produziert werden könne, bezweifelte Kaufmann. Das gesamte Projekt | |
„Wasserstoffrepublik“ sei eher auf einen Zeitraum von zwanzig Jahren | |
ausgelegt. Und auch nicht auf Deutschland begrenzt: Wie Karliczek | |
mitteilte, erarbeitet ihr Haus gegenwärtig einen „Potenzialatlas“ für 31 | |
afrikanische Staaten, in denen mit deutscher Technikhilfe eine | |
Wasserstoffproduktion aufgebaut werden könnte. | |
28 Jun 2020 | |
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## AUTOREN | |
Manfred Ronzheimer | |
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