# taz.de -- Hafenwirtschaft schlägt Umwelt: Elbvertiefung abgenickt | |
> 18 Jahre nach Beginn der Planungen weist das Bundesverwaltungsgericht die | |
> letzte Klage von Naturschutzverbänden gegen den Fahrrinnenausbau ab. | |
Bild: Der Fahrrinnenausbau ist schon halb fertig: Baggerschiff auf der Unterelbe | |
Hamburg taz | Die [1][umstrittene Elbvertiefung] hat die letzte juristische | |
Hürde genommen. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig wies die Klage von | |
Umweltschützern gegen die ergänzten Planungen für das Vorhaben am | |
Donnerstag zurück. Diese seien „nicht zu beanstanden“ (Az.: BVerwG 7 A | |
1.18). | |
Damit steht dem Ausbau der Elbe juristisch nichts mehr im Wege. Die | |
Planungen dafür hatten [2][vor 18 Jahren begonnen], mussten aber aufgrund | |
wiederholter Klagen mehrfach nachgebessert werden. Der Fluss soll so | |
ausgebaut werden, dass künftig Containerriesen mit einem Tiefgang bis zu | |
13,50 Metern unabhängig von der Flut und 14,50 Metern mit der Flut den | |
Hafen erreichen können. Eine Begegnungsbox, in der sehr große Schiffe | |
flussauf und -abwärts aneinander vorbeifahren können, ist bereits fertig. | |
Das Bundesverwaltungsgericht hatte 2017 den Planfeststellungsbeschluss | |
wegen einzelner Mängel für rechtswidrig und nicht vollziehbar erklärt. Im | |
Mittelpunkt stand der streng geschützte Schierlings-Wasserfenchel, der nur | |
an der Elbe vorkommt. Die Planer besserten nach und schufen für den bis zu | |
zwei Meter hohen Doldenblütler in zwei alten [3][Absetzbecken der | |
Wasserwerke] eine künstliche Heimstatt. | |
„Die Wirksamkeit dieser Ausweichfläche steht für den Senat fest“, sagte d… | |
Vorsitzende Richter Andreas Korbmacher. Das Absetzbecken sei auch von der | |
Lage her geeignet, die Population zu sichern. | |
Die im Aktionsbündnis „Lebendige Tideelbe“ zusammengeschlossenen | |
Umweltschutzverbände Nabu, BUND und WWF bezweifeln das. „Die Entscheidung | |
ist ein Meilenstein für die Zerstörung der Natur“, sagte Beatrice Claus vom | |
WWF Deutschland nach der Verkündung. | |
Trotz der Niederlage hätten die Verbände viel erreicht, sagte der Hamburger | |
Nabu-Vorsitzende Alexander Porschke: „Die Planer müssen jetzt lernen, dass | |
es, wenn sie den Naturschutz nicht beachten, zu erheblichen Verzögerungen | |
kommen kann.“ | |
Die Verbände hätten viele Mängel aufdecken könnten, ergänzte der | |
BUND-Landesvorsitzende Manfred Braasch, darunter Fehlprognosen mit Blick | |
auf die Entwicklung des Containerumschlages und die Veränderung des | |
Stroms, die das Gericht aber leider akzeptiert habe. „Die Entscheidung | |
heute lädt zu Auftrags- und Gefälligkeitsgutachten ein“, warnte Braasch. | |
„Wollen wir unsere wirtschaftliche Stärke erhalten, muss es gelingen, | |
solche Planungsprozesse deutlich schneller zu einem Abschluss zu bringen“, | |
sagte Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos). | |
5 Jun 2020 | |
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[1] /Elbvertiefung-noch-mal-vor-Gericht/!5684975 | |
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## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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