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# taz.de -- Öffnung der Dove-Elbe umstritten: Kampf um den Tidenhub
> Ob die Öffnung der Dove-Elbe sinnvoll ist, darum herrscht Streit unter
> Naturschützer*innen. Gegen die Öffnung gab es am Samstag einem
> Boots-Konvoi.
Bild: Der Protest-Konvoi passiert die Schleuse, wo die Dove-Elbe an die Tide an…
Hamburg taz | Der Protest kam zu Wasser. Knapp hundert Boote haben am
Samstag in einem Konvoi Kurs auf die Landungsbrücken genommen, um gegen die
Öffnung der Dove-Elbe zu protestieren. Mit einer Schiffsparade auf der Elbe
schlossen die Skipper*innen der Bürgerinitiative „Rettet die Dove-Elbe“ am
frühen Nachmittag ihre Aktion ab.
Grund für den Boots-Konvoi: Der Elb-Seitenarm soll zu großen Teilen an der
Tatenberger Schleuse über ein breites Sperrwerk wieder an die Norderelbe
angeschlossen und somit Ebbe und Flut ausgesetzt werden. Seit 1952 ist die
[1][Dove-Elbe] vom Hauptstrom und damit vom Tidenhub – dem Auf und Ab der
Gezeiten – abgeschnitten.
In den Plänen sieht die Initiative „Rettet die Dove-Elbe“, die über 13.000
Unterschriften gegen die Öffnung gesammelt hat, zahlreiche Risiken.
Gezeitenunterschiede von dann mehr als zwei Metern würden dazu führen, dass
weite Abschnitte des Flussarms zweimal täglich trockenfallen und
verschlicken würden. Die zunehmende Strömungsgeschwindigkeit würde
Stahlbauwerke mitten in der Dove-Elbe als Strömungslenker erfordern, neue
Spundwände müssten errichtet werden, um die Uferböschungen abzustützen.
Flora und Fauna würden so bedroht, ein beliebtes Naherholungs- und
Wassersportareal zerstört und auch die angrenzenden Obst- und
Gemüseanbaugebiete gefährdet. Denn durch die Öffnung der Dove-Elbe für Ebbe
und Flut würden sich hier mehr schadstoffbelastete Hafensedimente ablagern,
die das Grundwasser belasten.
## Die Flut läuft immer höher auf
Auch die Standsicherheit von flussnahen Gebäuden und die Existenz
zahlreicher maritimer Betriebe, die sich an der 18 Kilometer langen
Dove-Elbe angesiedelt haben, sei gefährdet. Die Dove-Elbe ist eines der
größten Wassersportfreizeitgebiete Hamburgs, Olympia-Trainingsgebiet samt
Regattastrecke und beliebtes Angler-Revier – damit könnte es nach ihrer
Öffnung vorbei sein.
Im Bezirk Bergedorf unterstützen auch die meisten Bezirkspolitiker*innen
die Initiative. Doch es sind gerade renommierte Naturschützer*innen, die
die Öffnung der Dove-Elbe vorantreiben – etwa der Verein „Rettet die Elbe�…
der Naturschutzbund (Nabu) oder der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND).
Sie wollen damit die Auswirkungen der Elbvertiefung bekämpfen.
Durch diese würden die negativen Folgen von Ebbe und Flut, die von der
Nordsee hinein in die Elbe drückt, immer stärker. Die Flut laufe in der
Elbe immer höher auf, immer mehr Sedimente lagerten sich im Hafengebiet ab,
der – genau wie die Elbeseitenarme – verschlicke. All diese Negativeffekte
könnten gemildert werden, wenn die Dove-Elbe wieder an die Norderelbe und
damit an Ebbe und Flut angeschlossen würde.
Das [2][Forum Tideelbe], ein Zusammenschluss aus Politik, Wirtschaft und
Verbänden – darunter auch vielen aus dem Bereich Umwelt – sowie der
Elbanrainerländer Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen
sympathisiert mit der Öffnung der Dove-Elbe und hat bereits eine
Machbarkeitsstudie erarbeiten lassen, die Ende September, Anfang Oktober
der Öffentlichkeit präsentiert werden soll.
Aus ökologischer Sicht werde die Öffnung des Elbarms „in Bezug auf den
Sauerstoffhaushalt, die Anbindung von Flachwasserzonen und der
Entwicklungsmöglichkeiten für das Tideröhricht in der Tideelbe bisher
positiv bewertet“, heißt es in einer Erklärung des Forums.
Jennifer Jasberg (Grüne) sieht das Problem bei dem Forum in guten Händen:
„Ich begrüße den intensiven Dialog dort und bin sicher, dass wir auf dieser
Grundlage zu guten Lösungen kommen“, erklärte die Bürgerschaftsabgeordnete
am Samstag.
Doch neben dem Dialog wird es weitere Protestaktionen der Öffnungsgegner
geben. „Wir werden die 13.000 Protestunterschriften öffentlichkeitswirksam
übergeben und planen noch ein Konzert auf der Elbe“, kündigt
Initiativensprecherin Katrin Piepiorka an. Denn die geplante Öffnung der
Dove-Elbe sei nur „eine Alibimaßnahme, die die Elbe nicht rettet“. Das
könne nur der Verzicht auf weitere Elbvertiefungen.
Klaus Baumgardt von „Rettet die Elbe“ findet diese Argumentation allerdings
scheinheilig: „Die, die sich heute gegen die Öffnung der Dove-Elbe wehren,
habe ich bei den Aktionen und Klagen gegen die Elbvertiefung nie gesehen –
sie protestieren nicht gegen die Gründe der Elbverschlickung, sondern gegen
die Lösung des Problems.“
26 Jul 2020
## LINKS
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Dove_Elbe
[2] https://www.forum-tideelbe.de/
## AUTOREN
Marco Carini
## TAGS
Elbe
Elbvertiefung
Stiftung Naturschutz
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Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
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