# taz.de -- BUND-Chef künftig in Umweltbehörde: Die Seiten gewechselt | |
> BUND-Geschäftsführer Manfred Braasch ist der wohl bekannteste Kritiker | |
> der Hamburger Umweltpolitik. Nun wechselt er in die Umweltbehörde. | |
Bild: Künftig mehr im Rathaus als vor dem Rathaus: Manfred Braasch | |
Hamburg taz | Es ist für ihn eine „persönliche Lebensentscheidung“. | |
[1][Manfred Braasch,] der langjährige Geschäftsführer des [2][Hamburger | |
BUND], wechselt die Seiten. Der profilierte Kritiker der Umweltpolitik des | |
Senats und speziell der Umweltbehörde wechselt in dieselbe. Ab Juli leitet | |
der 57-Jährige die Geschäftsstelle des neu berufenen [3][wissenschaftlichen | |
Klimabeirats.] | |
Das 15-köpfige Expertengremium hat sich im April konstituiert und soll den | |
Senat beim Erreichen seiner Klimaziele unterstützen, indem er ihn bei der | |
Umsetzung der rund 400 Maßnahmen berät, die im Hamburger Klimaplan | |
festgelegt sind. Braasch soll nun Grundsatzfragen des Klimaschutzes | |
beackern, die Arbeit des Klimabeirats koordinieren und auch öffentlich | |
bekannt machen. | |
Sein neuer Chef, Umweltsenator Jens Kerstan (Die Grünen), freut sich | |
bereits über die personelle Verstärkung: „Manfred Braasch ist ein | |
engagierter Klimaschützer mit Herz, ein hervorragender Kenner der | |
Klimapolitik, der in Hamburg alle wesentlichen Akteure kennt.“ | |
Das tut der gelernte Drucker und Ökotrophologe. Als Landesgeschäftsführer | |
des Bundes für Umwelt und Naturschutz, dem er in Hamburg seit 25 Jahren | |
vorsteht, war er das Gesicht und einer der Sprecher der erfolgreichen | |
Volksinitiative für den Rückkauf der Energienetze („Unser Hamburg – unser | |
Netz“) und unterstützte aktiv den ebenfalls durchschlagenden Protest gegen | |
die Ausrichtung Olympischer Spiele in Hamburg. | |
## Der heimliche Oppositionsführer | |
Die Welt bezeichnete ihn deshalb wechselweise als „mächtigsten Gegenspieler | |
des Bürgermeisters“ oder als den „wahren Oppositionsführer“. | |
Zudem initiierte Braasch, der in Lüneburg wohnt und in seiner Freizeit | |
Krimis mit Hamburger Lokalkolorit schreibt, Verbandsklagen gegen die | |
Elbvertiefung, die er damit verzögern konnte. Er stritt für die | |
Luftreinhaltung, kritisierte die Hafen- und die Flughafenerweiterung aber | |
auch die Verkehrspolitik des Senats. | |
Auch sein Engagement gegen das Kohlekraftwerk Moorburg war letztendlich | |
erfolgreich. Den Hamburger Klimaplan, zu dessen Umsetzung er jetzt | |
beitragen soll, bezeichnete Braasch als „unzureichend“. Er forderte | |
„Nachbesserungen“. | |
Für die kann er jetzt selber mit sorgen. „Da ist Musik drin“, sagt er heute | |
und bewertet den Klimaplan damit etwas positiver als noch vor Monaten. | |
Nachdem er sich seit 1996 als Öko-Generalist beim BUND an jedem Thema | |
abgearbeitet habe, das der Umweltschutz so biete, freue er sich „nun | |
vertieft am Klimaschutz, der mir sehr am Herzen liegt, zu arbeiten“. | |
Wer beim BUND seine Aufgaben übernimmt, steht noch nicht fest – die Stelle | |
wird erst noch ausgeschrieben. Beim Landesverband der Umweltorganisation | |
haben die Mitglieder Ende vergangenen Jahres die frühere | |
Grünen-Bürgerschaftsabgeordnete Christiane Blömeke zur neuen Vorsitzenden | |
gewählt, die in der Öffentlichkeit wesentlich aktiver wirkt als ihre | |
Vorgängerin Maren Jonseck-Ohrt. | |
Dass das Zusammentreffen zweier Alpha-Tierchen an der BUND-Spitze etwas mit | |
seinem Abgang zu tun habe, dementiert Braasch allerdings. Ihn reize es, bei | |
der Umsetzung des Hamburger Klimaplans „was zu reißen“. | |
18 May 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Der-Hartnaeckige-PORTRAIT/!220285/ | |
[2] https://www.bund-hamburg.de/ | |
[3] https://www.hamburg.de/pressearchiv-fhh/15036380/2021-04-28-bukea-klimabeir… | |
## AUTOREN | |
Marco Carini | |
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