# taz.de -- Greenwashing beim Flughafen Hamburg: Klimaneutraler Airport? | |
> Der Hamburger Flughafen wirtschaftet ab Ende des laufenden Jahres | |
> klimaneutral. An der Klimaschädlichkeit des Flugverkehrs ändert das | |
> nichts. | |
Bild: Ist und bleibt klimaschädlich: das Fliegen | |
HAMBURG taz | Ein Flughafen als Vorzeigeprojekt im Kampf gegen den | |
Klimawandel? Glaubt man seiner Geschäftsführung, verdient sich der | |
Helmut-Schmidt-Flughafen in Fühlsbüttel genau dieses Prädikat. Als erster | |
deutscher Verkehrsflughafen, so erklärt der Betreiber auf seiner Webseite, | |
werde Fuhlsbüttel noch Ende des laufenden Jahres CO2-neutral wirtschaften. | |
2019 verantwortete der Flughafen-Betrieb nach Angaben der Betreiber noch | |
knapp 12.000 Tonnen CO2. | |
Weniger Energieverbrauch, innovative Technologien, Naturschutzprojekte und | |
[1][vor allem teure Ausgleichszertifikate] – das sind die Bausteine, mit | |
denen der Flughafenbetreiber noch 2021 sein Ziel erreichen will. „Trotz der | |
wirtschaftlichen Schwierigkeiten durch die Corona-Pandemie verfolgt der | |
Flughafen Hamburg seine Klimaschutz-Ziele mit höchster Priorität“, lobt der | |
Airport, der zu 51 Prozent der Stadt gehört, sich selbst. | |
Zwar hat die [2][Flughafengesellschaft] ihre Energiebilanz in den | |
vergangenen Jahren deutlich aufgebessert, doch die CO2-Neutralität kauft | |
sie sich ein. Auf der Homepage des Flughafens klingt das so: „Um auch den | |
restlichen CO2-Ausstoß vollständig zu kompensieren, investiert Hamburg | |
Airport in hochwertige Ausgleichszertifikate. Mit diesen Zertifikaten | |
werden ökologische Projekte unterstützt, die CO2-Emissionen im globalen | |
Kreislauf nachweislich reduzieren.“ | |
Doch auch diese Kompensationsprojekte will der Airport nicht langfristig | |
fördern, wie der Werbetext verrät, in dem es heißt: „Werden durch eigene | |
Maßnahmen weitere CO2-Einsparungen erreicht, sinkt auch der Anteil der | |
zugekauften Ausgleichszertifikate schrittweise.“ | |
## Zertifikate machen den Flughafen auf dem Papier CO2-frei | |
„Der Flughafen sollte seine PR-Maschinerie nicht für Nebelkerzen | |
einsetzen“, fordert der [3][Hamburger Landesgeschäftsführer des BUND,] | |
Manfred Braasch, der die Emissionssenkung für „einen richtigen Schritt | |
hält“, der „aber eingeordnet werden muss.“ Denn klimaneutraler | |
Flughafenbetrieb klingt zwar fast wie klimaneutraler Flugbetrieb, hat damit | |
aber rein gar nichts zu tun. „Fliegen ist extrem klimaschädlich, daran | |
ändert auch nichts, wenn der Flughafen seine Fahrzeuge mit Ökostrom | |
betreibt oder Bäume pflanzt“, stellt Braasch klar. | |
Der BUND-Geschäftsführer macht die Relevanz des Flughafen-Greenswashings an | |
Zahlen deutlich: „Die CO2-Einsparungen, die der Flughafen in Aussicht | |
stellt, machen nur gut ein Prozent der klimaschädlichen Emissionen aus, die | |
der Flugverkehr in Hamburg zu verantworten hat.“ | |
Klimapolitik gehe anders: „Innovativ und für den Klimaschutz bedeutsam wäre | |
es gewesen, wenn der Airport ein Konzept unterstützt, wie die in normalen | |
Zeiten stattfindenden 20.000 bis 25.000 Kurzstreckenflüge ab Hamburg auf | |
die Schiene verlagert werden können“, sagt Braasch. | |
Auch das Umweltbundesamt stellt auf seiner Website fest: „Auf dem Weg zu | |
einer CO2-neutralen, klimafreundlichen Zukunft ist der Luftverkehr eine von | |
vielen Stellschrauben.“ An dieser aber hat der Hamburger Airport nicht | |
gedreht. | |
10 May 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Hamburger-Flughafen-bietet-Ablasshandel/!5658489 | |
[2] https://www.hamburg-airport.de/de | |
[3] https://www.bund-hamburg.de/ | |
## AUTOREN | |
Marco Carini | |
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