| # taz.de -- Konzeptkünstler über die USA: „Nicht mein Präsident“ | |
| > Der US-Konzeptkünstler Hans Haacke erklärt, warum er immer wieder aneckt, | |
| > weshalb seine Kunst politisch sein muss und was er von Donald Trump hält. | |
| Bild: „Der Bevölkerung“ von Hans Haacke, eingeweiht 2000 im Reichstag, 201… | |
| taz: Herr Haacke, ich möchte gern mit Ihnen über Ihren Präsidenten | |
| sprechen. | |
| Hans Haacke: Er ist nicht mein Präsident. Ich identifiziere mich nicht mit | |
| ihm und mit dem, wofür er steht. | |
| In Ihrer Ausstellung im New Museum in New York haben Sie ihm eine | |
| Installation gewidmet, einen Sandkasten, mit Freiheitsstatue, Golfschläger | |
| und einer roten Mütze. Sind Sie dem Mann schon über den Weg gelaufen? | |
| Nicht persönlich. | |
| Auch nicht bei Ihrer Arbeit über Immobilienspekulation, die ebenfalls Teil | |
| der Retrospektive ist? | |
| Ich habe mich 1971 auf Manhattan konzentriert. Damals arbeitete Trumps | |
| Familie, soviel ich weiß, noch nicht in Manhattan. | |
| Wie war die Genese dieses Sandkastens? | |
| Bitte erlauben Sie mir eine Berichtigung: Es ist kein Sandkasten! Auf dem | |
| Boden liegt eine sandfarbene, verdreckte Bauplane. Absperrgeländer, wie sie | |
| in New York Fußgänger schützen, umgeben diese Baustelle im Foyer des | |
| Museums. Ich reagiere oft auf Dinge, die gerade passieren und mich | |
| aufregen. Etwas, das viele Leute 2018 bewegte, war Donald Trumps | |
| Einreiseverbot für Leute aus Ländern, die er „shithole countries“ nannte. | |
| Das ist eine dieser Trump-Wortschöpfungen, bei denen ich nicht weiß, ob und | |
| wie ich sie übersetzen soll. | |
| Auf Deutsch wären das vielleicht „beschissene Länder.“ Wie andere fand ich | |
| dieses Einreiseverbot widerlich. Trumps Familie kommt selber natürlich | |
| nicht aus Amerika, so wie die allermeisten Amerikaner nicht mit den | |
| einheimischen Indianern verwandt sind. Seine Großeltern stammen aus | |
| Kallstadt in Rheinland-Pfalz. Die Freiheitsstatue kam über den Atlantik aus | |
| Frankreich. Das in ihrem Sockel eingravierte Sonett von Emma Lazarus feiert | |
| offene Arme: „Gebt mir eure Müden, eure Armen, eure geknechteten Massen, | |
| die frei zu atmen begehren …“ | |
| Wie sind Sie selbst aufgenommen worden, als Sie 1965 in die USA gekommen | |
| sind? | |
| Ich kam 1961 mit einem Fulbright-Stipendium für die Tyler School of Art an | |
| der Temple University in Philadelphia. | |
| Was ist die Rolle von Kunst mit einem solchen Präsidenten? | |
| In der Kunstgeschichte gab es schon immer Künstler, die sich mit der | |
| jeweils gegenwärtigen Welt auseinandersetzten. Oft haben sie die | |
| Herrschenden gepriesen. Aber es gab auch kritische Werke. Das ist nichts | |
| Neues. Auch heute setzen sich Künstlerinnen und Künstler auf der ganzen | |
| Welt mit den Konflikten der Gegenwart auseinander. | |
| Welche Reaktionen haben Sie denn auf die Trump-Baustelle bekommen? | |
| Ich las, andere Arbeiten von mir seien besser. Positive Reaktionen habe ich | |
| zu „Make Mar-a-Lago Great Again“ bislang nicht gehabt. Das bedeutet nicht, | |
| dass die Leute in New York Trump lieben. Ich vermute eher, viele Besucher | |
| nehmen sich nicht die Zeit, die Baustelle zu entziffern. Vielleicht | |
| erkennen sie nicht, dass da Köpfe der Freiheitsstatue in der Größe von | |
| Golfbällen darauf warten, mit einem vergoldeten Golfschläger in ein fernes | |
| Loch geschossen zu werden. Es sind Wackelköpfe von Minifreiheitsstatuen, | |
| die am Times Square in Andenkenläden angeboten werden. Da kann man auch die | |
| roten Trump-Kappen mit seiner Parole „Make America Great Again“ kaufen. Der | |
| Bildschirm mit seinen letzten Tweets sitzt auf einem weißen Autoreifen und | |
| lehnt, durch ein weißes Kissen gepolstert, gegen die Wand dahinter, die mit | |
| Internetangeboten zum Kauf von Trumps MAGA-Kappen bedeckt ist. Vielleicht | |
| fehlt den Betrachtern der Sinn für meine Art von Ironie und Sarkasmus. | |
| Wie sehen Sie es selber? | |
| Für mich ist das schwierig zu sagen. Erst im Rückblick, in zwei, drei oder | |
| fünf Jahren weiß ich, ob ich es für eine gute Arbeit halte. | |
| Sie sind seit dem Beginn Ihrer Karriere ausgesprochen politisch. Sie haben | |
| sich [1][mit Hitler und Mussolini befasst] und mit Kriegen. | |
| Zur Regierungszeit von Ronald Reagan habe ich für die Documenta 1982 eine | |
| kritische Reagan-Hommage gemacht. Als unter dem jungen Bush amerikanische | |
| Truppen im Irak einmarschierten, habe ich das Sternenfeld der | |
| amerikanischen Flagge zerrissen und es „State of the Union“ genannt. | |
| Welche Ziele verfolgen Sie mit den Arbeiten? | |
| Wie schon gesagt, reagiere ich auf meine Umgebung. Ebenso tun es die | |
| Besucher von Ausstellungen. Unter Leuten, die sich für Kunst interessieren, | |
| gibt es viele mit einer etwas höheren Bildung, die deswegen Zugang zu | |
| einflussreichen Stellungen oder Bekannten in solchen Positionen haben. So | |
| gehören sie zu der Klasse, die prozentual vielleicht mehr den | |
| gesellschaftlichen Konsens beeinflusst als eine andere. Was in der | |
| Kunstwelt passiert, hat deshalb potenziell eine Wirkung für die gesamte | |
| Gesellschaft. Aber es ist nicht möglich, das zu messen. | |
| Befassen sich Künstler in den USA stärker damit, wohin die Supermacht geht? | |
| Oh ja. Viele tun das. Nach Trumps Wahl gab es eine Reihe von Ausstellungen, | |
| die sich damit kritisch auseinandersetzten. In Museen, in deren | |
| Aufsichtsräten Leute sitzen, die mit Trump kooperieren, gibt es oft | |
| Protestdemonstrationen. | |
| Können Sie ein paar Beispiele nennen? | |
| Im New Yorker Museum of Modern Art stehen zwei Mitglieder des Kuratoriums | |
| unter Beschuss. Einer ist Larry Fink. Der andere ist Leon Black. Die beiden | |
| haben mit allen möglichen üblen Sachen zu tun (darunter Investitionen in | |
| privaten Gefängnissen und in Abschiebezentren, d. Red.). Im New Yorker | |
| Whitney Museum musste im letzten Sommer Warren Kanders, der Vizevorsitzende | |
| des Board of Trustees, nach Protesten wegen seiner Rüstungsgeschäfte | |
| zurücktreten. | |
| Diese Proteste richten sich gegen Geldgeber und Kuratoriumsmitglieder. Wie | |
| sieht es mit den Inhalten der Kunst aus? Sind auch die unter Trump | |
| politischer geworden? | |
| Bei der Whitney Biennial im vergangenen Jahr gab es mehrere Arbeiten, die | |
| zwar nicht Trump direkt betrafen, aber das, was er repräsentiert. Eine war | |
| so gezielt, dass ich mich gewundert habe, dass sie überhaupt gezeigt wurde. | |
| Sie kam von „Forensic Architecture“, einer Gruppe, die bei der letzten | |
| Documenta den Mord an dem Türken Halit Yozgat in Kassel durch einen | |
| NSU-Anhänger mit Verbindung zum hessischen Verfassungsschutz untersucht | |
| hatte. Die Video-Arbeit im Whitney Museum, an der die Filmemacherin Laura | |
| Poitras wesentlich beteiligt war, bezog sich auf Tränengas, an dessen | |
| Herstellung Kanders beteiligt ist und das an der Grenze zu Mexiko | |
| eingesetzt wird. (Das Video zitiert unter anderem den Satz von Kanders: | |
| „Mein Unternehmen und das Museum haben unterschiedliche Aufgaben, aber | |
| beide leisten wichtige Beiträge zur Gesellschaft“, d. Red.) Das war | |
| beachtlich. | |
| Sie haben den Einfluss von Geld auf Kulturinstitutionen, Museen und | |
| Künstler oft diskutiert. Ist das im Laufe Ihres Künstlerlebens schlimmer | |
| geworden? | |
| Schwer zu sagen. | |
| In dieser Stadt gibt es ganze Gebäudekomplexe und Sportanlagen, auf denen | |
| die Namen von irgendwelchen Milliardären prangen. Die Koch Brothers oder | |
| Trump gehören dazu. | |
| Solche Oligarchen finden Sie auch in London, in Paris und in Berlin. Die | |
| Künstlerin Nan Goldin hat es geschafft, dass sich amerikanische Museen | |
| sowie Museen in London und Paris von den Sacklers getrennt haben. Die | |
| Sackler-Familie, die diesen Museen einen Haufen Geld gestiftet hatte, ist | |
| wesentlich für die Opioid-Epidemie verantwortlich, der in den USA mehr als | |
| 400.000 Menschen zum Opfer gefallen sind. | |
| 1971 sind Sie selbst im Guggenheim Opfer von Zensur geworden. Damals hat | |
| das Museum eine Ausstellung von Ihnen abgesagt, weil Ihre Arbeit über | |
| Immobilienspekulationen und Slumlords in New York nicht gefiel. | |
| Ja. Es war Zensur. | |
| Gibt es heute mehr Toleranz in New York gegenüber kritischer Kunst? | |
| Möglicherweise. Es kommt immer darauf an, wer letzten Endes das Sagen hat. | |
| Im Zweifelsfall ist es jemand mit viel Geld. Und da gibt es solche und | |
| solche. Heutzutage reagiert die Presse vielleicht etwas kritischer, und es | |
| ist vielleicht ein bisschen offener als in den 70er Jahren. | |
| „Bisschen“ klingt nach nicht viel. Nach 1971 sind Sie von der New Yorker | |
| Kulturbürokratie und Geldgebern geschnitten worden. Wirkt das heute noch | |
| nach? | |
| Wenn es Ärger in einem Museum gibt, ist immer die Frage, ob das den Job | |
| eines Kurators oder des Direktors gefährdet. Ich hatte schon vor meinem | |
| Krach mit dem Guggenheim Museum 1971 etwas gemacht, das mir die Türen | |
| vieler Institutionen verschlossen hat. Es war eine Frage, die ich die | |
| Besucher der „Information“-Show im Museum of Modern Art bat, mit „Ja“ o… | |
| „Nein“ zu beantworten. Ich fragte, ob die Tatsache, dass Nelson Rockefeller | |
| die Indochina-Politik (den Vietnamkrieg, d. Red.) von Präsident Nixon nicht | |
| kritisiert hat, ein Grund sei, ihn im kommenden November nicht zu wählen. | |
| Wie haben Sie es geschafft, die Frage überhaupt an die Wand des Museums zu | |
| bringen? | |
| Ich hatte die Frage erst am Abend vor der Ausstellungseröffnung ins Museum | |
| gebracht. Ein Abgesandter von David Rockefeller, dem Bruder des | |
| Gouverneurs, verlangte, das müsse weg. Aber John Hightower, der damalige | |
| Museumsdirektor, bestand darauf, dass es blieb. Es gab mehrere andere | |
| kritische Sachen in der Ausstellung. Zu der Zeit war viel los in New York. | |
| Viele junge Künstler engagierten sich politisch. | |
| Die Artworkers Coalition und andere Aktivistengruppen machten spektakuläre | |
| Demonstrationen in mehreren Museen. Die Belegschaft des Museum of Modern | |
| Art organisierte sich gewerkschaftlich. Erst viele Jahre später habe ich in | |
| der Autobiografie von David Rockefeller, der zu der Zeit der Vorsitzende | |
| im Board of Trustees des Museum of Modern Art und Chef der Chase Manhattan | |
| Bank in New York war, gelesen, dass meine Frage und verschiedene andere | |
| Dinge, die John Hightower zugelassen hatte, der Grund waren, dass Hightower | |
| zwei Jahre später entlassen wurde. Ich frage mich heute manchmal, ob Adam | |
| Weinberg, der die Forensic Architecture im vergangenen Jahr im Whitney | |
| Museum zugelassen hat, noch Ärger bekommt. | |
| Seit Edward Fry beim Guggenheim haben Sie eine Reihe von Kuratoren auf dem | |
| Gewissen. | |
| Eben. Deshalb verstehe ich, dass Kuratoren und Direktoren zögern, etwas mit | |
| mir zu machen. Möglicherweise steht ihre eigene Karriere auf dem Spiel. | |
| Deswegen ist es so erstaunlich, dass das New Museum nun zum zweiten Mal | |
| eine Ausstellung mit mir macht. | |
| Das kling sehr bescheiden. Dabei hätte Ihre Retrospektive eigentlich in | |
| eines der größeren New Yorker Museen gehört. | |
| In dieser Stadt würden sie nicht daran denken, so etwas mit mir zu machen. | |
| Ist das in Deutschland anders? | |
| Auch da hat kein großes Museum eine Einzelausstellung mit mir gemacht. Ich | |
| hatte lediglich eine in der Akademie der Künste in Berlin und gleichzeitig | |
| in den Deichtorhallen in Hamburg (2006–2007). Museen haben wohl Arbeiten | |
| von mir in Gruppenausstellungen gezeigt und auch angekauft. Aber sie | |
| überlegen wohl, was macht der, wenn er bei uns eine Ausstellung bekommt? | |
| Kriegen wir dann Ärger? | |
| Haben Sie Sich nach der Zensur im Guggenheim einsam gefühlt? | |
| Nein. Ich war nicht auf der Straße. Zum Glück hatte ich eine Lehrstelle an | |
| der Cooper Union, einem College, das sich voll mit mir solidarisierte – | |
| dort habe ich insgesamt 35 Jahre unterrichtet. Sehr viele Künstler und auch | |
| ein guter Teil der Presse haben mich damals unterstützt. | |
| Haben Sie je erwogen, andere Themen zu wählen oder anders zu arbeiten? | |
| Nein. Ich bin stur. | |
| New York gibt sich als die liberale Stadt, wo alles möglich ist. | |
| Wenn man New York mit dem Rest des Landes vergleicht, unterscheiden sich | |
| die Wähler tatsächlich von denen in vielen anderen Bundesstaaten. | |
| Die New Yorker mögen Trump nicht. Geht dessen Ära im November zu Ende? | |
| Es ist schwer zu sagen, ob beim Impeachment noch Sachen herauskommen, die | |
| selbst die sogenannte Basis von Trump beunruhigt, und wie sie dann darauf | |
| reagiert. Aber was in Amerika immer eine entscheidende Rolle spielt, ist, | |
| dass nur ein verhältnismäßig kleiner Teil der Wahlberechtigten tatsächlich | |
| zur Wahlurne geht. Es sind viel weniger als in europäischen Ländern. Das | |
| Dumme ist obendrein, dass viele von denen, die unter der Knute sind, nicht | |
| wählen, wenn der Name ihres Lieblingskandidaten nicht auf dem Wahlzettel | |
| steht. Der Zweitbeste ist ihnen nicht gut genug. Trump ist in einigen | |
| Staaten nur mit ganz knapper Mehrheit gewählt worden. Aber das reichte. So | |
| war es auch bei der Wahl von George W. Bush. | |
| Suchen Sie als Künstler Zugang zu dem Drittel der Bevölkerung, das hinter | |
| Trump steht? | |
| Das kann ich nicht. Es ist für Künstler schwierig oder unmöglich. Die | |
| meisten Künstler ziehen aus verständlichen Gründen in die verhältnismäßig | |
| kosmopolitischen Gegenden des Landes. | |
| Was sind – jenseits der USA – für Sie die wichtigen Themen in der Welt? | |
| Es ist bedenklich, wo auch immer man hinguckt: der Klimawechsel, was im | |
| Nahen Osten passiert, China, Russland, Rassismus, das Wachsen des | |
| Rechtsextremismus und so weiter und so weiter. | |
| Eines der Themen, auf die Sie immer wieder zurückkommen, ist | |
| Fremdenfeindlichkeit. Das Banner „Wir (alle) sind das Volk“, das Sie | |
| ursprünglich für die Documenta entworfen haben, hängt jetzt an der | |
| Außenfassade des New Museum. Auch Ihr Beet im Reichstag – „Der Bevölkerun… | |
| – ist in der Ausstellung dokumentiert. | |
| „Der Bevölkerung“ war meine Reaktion auf die Fremdenfeindlichkeit in der | |
| Bundesrepublik. 2003 war ich in Leipzig am Nikolaikirchhof eingeladen, mit | |
| einer permanenten Installation des Aufstands gegen die DDR-Regierung zu | |
| gedenken, die dort begann. Ich schlug vor, nachts auf die Nikolaikirche | |
| „Wir (alle) sind das Volk“ zu projizieren, die Parole des Aufstands „Wir | |
| sind das Volk“ mit der Anmerkung in Klammern, wer mit dem Volk gemeint ist. | |
| Der Wettbewerbsvorschlag eines anderen Künstlers wurde realisiert. Die | |
| Fremdenfeindlichkeit in Deutschland ist seither erschreckend gewachsen. | |
| 2017 bei der Documenta in Kassel habe ich „Wir (alle) sind das Volk“ in | |
| zwölf Sprachen auf großen Bannern am Friedrichsplatz aufhängen lassen. | |
| Außer den Sprachen der üblichen Documenta-Besucher – also Deutsch, Englisch | |
| und Französisch – war die Parole da in die Sprachen der prozentual größten | |
| Zahl von Migranten und Flüchtlingen in Deutschland übersetzt gewesen. Oben | |
| und unten hatten die Banner einen weißen und einen schwarzen Balken | |
| gleichsam als Kapitell und Säulenfuß. Rechts und links flankierten die | |
| Sprachzeilensäule Regenbogenfarben, ein Bezug auf Geschlechtsbeziehungen. | |
| Für das New Museum habe ich in der gegenwärtigen amerikanischen Situation | |
| relevante Sprachen gewählt, darunter unter anderem Spanisch, Arabisch, | |
| Chinesisch und Vietnamesisch. In Deutschland, besonders in Ostdeutschland, | |
| hat das Banner in den letzten beiden Jahren viel Resonanz gehabt. | |
| Es hing in Leipzig, Chemnitz, Weimar und in Zwickau an Fassaden der | |
| Innenstadt Am schönsten war es in Dresden gegenüber der Frauenkirche an der | |
| Akademie der Künste, wo es unter der alten Inschrift: „Dem Vaterland zur | |
| Zier und Ehr“ hing. Seither war es auch in Bratislava, in Ramallah, in | |
| Kopenhagen, in Zürich zu sehen, und im Moment ist es in Madrid, jeweils mit | |
| einer ortsspezifischen Sprachenauswahl. Viele Leute wissen beim Besuch des | |
| New Museum nicht, dass es von mir ist und dass es etwas mit meiner | |
| Ausstellung zu tun hat. | |
| Ist die Fremdenfeindlichkeit in Europa vergleichbar mit der in den USA? | |
| Es hat in der amerikanischen Geschichte immer Widerstand gegen neue | |
| Einwanderer gegeben. Die Iren waren lange nicht okay. Auch die Italiener | |
| fand man nicht gut. Im Moment werden Zuwanderer aus Mittel- und Südamerika | |
| und Menschen aus muslimischen Ländern geschasst. In Deutschland und anderen | |
| europäischen Ländern gab es auch seit eh und je Widerstände gegenüber | |
| Einwanderern. | |
| Was sind Ihre nächsten Projekte? | |
| Ich habe im Moment keine. In meinem Alter habe ich viel damit zu tun, | |
| meinen alten Kram zu verwalten, sodass ich kaum noch dazu komme, etwas | |
| Neues zu machen. | |
| Warum wollen Sie eigentlich nicht fotografiert werden? | |
| Ich mag den Personenkult nicht. Ich will nicht auf der Straße angehalten | |
| werden. Ich bleibe lieber inkognito. Es geht mir auf die Nerven, wie Leute | |
| mit ihren Handys herumlaufen und süchtig jeden und sich selber ständig | |
| fotografieren. | |
| So schlimm? | |
| Es ist eine idiotische Ich-Bezogenheit, sich selber für so wichtig zu | |
| halten. Es sollte um die Sache gehen. Worauf es mir ankommt, sind meine | |
| Arbeiten. Was hat meine Visage damit zu tun? Ob ich einen Bart habe oder | |
| nicht, ob ich groß bin oder klein, eine Glatze habe oder nicht, das ist | |
| uninteressant. | |
| 28 Jan 2020 | |
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| Dorothea Hahn | |
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