| # taz.de -- Rechter Terror in Deutschland: Nicht die erste Drohung | |
| > Seit Jahren werden in Deutschland Moscheen attackiert. Nach Christchurch | |
| > fürchten Muslime, dass es zum Schlimmsten kommt. | |
| Bild: Wenn aus Propaganda Taten folgen: Dresden im September 2016 | |
| Berlin taz | Es ist erst einige Wochen her, da bekam Aiman Mazyek eine | |
| E-Mail. Es ist ein Aufruf, ihn „abzuschlachten“ und „eure Gebetshäuser | |
| niederzubrennen“. „Möge das Blut in den Straßen in Strömen fließen“, … | |
| es darin. Unterzeichnet war das Schreiben mit „NSU 2.0“. | |
| Es war nicht die erste Drohung. Schon seit Jahren erhält der Vorsitzende | |
| des Zentralrats der Muslime Morddrohungen. Als es vor einem Jahr immer | |
| heftiger wurde, als er auch am Telefon bedroht wurde und schließlich ein | |
| Brief mit weißem Pulver eintraf, beschloss Mazyek die Geschäftsstelle des | |
| Zentralrats in Köln vorübergehend zu schließen. Aber es ging weiter. | |
| Das „NSU 2.0“-Schreiben nennt Mazyek, ein kräftiger, sonst gelassener | |
| Mann, „drastisch und abstoßend“. „Ich nehme das durchaus ernst.“ Er ha… | |
| das Schreiben damals umgehend an die Polizei weitergeleitet. Das Einzige, | |
| das er darauf gehört hat: Es gebe keine akute Bedrohung. | |
| Aiman Mazyek aber hat Angst, dass das nicht stimmt. Dass es nicht bei | |
| Drohungen bleibt. | |
| Denn in Christchurch verübte vor einer Woche ein Rechtsextremist ein | |
| Attentat: Mit Gewehren stürmte Brenton Tarrant in zwei Moscheen und | |
| erschoss 50 Menschen. In einem „Manifest“, 74 Seiten, rühmte er seine Tat | |
| als Widerstandsakt gegen eine angeblich muslimische „Invasion“. [1][Es war | |
| eine der schwersten Rechtsterrortaten] weltweit. | |
| ## 578 islamfeindliche Straftaten | |
| Könnte so ein Anschlag auch in Deutschland passieren? | |
| Aiman Mazyek glaubt, es könnte. „Seit Jahren werden Moscheen auch hier | |
| bedroht und angegriffen. Nach Christchurch herrscht in vielen Gemeinden | |
| richtige Angst.“ Die Stadt in Neuseeland ist mehr als 18.000 Kilometer weit | |
| weg. Aber doch sehr nah. | |
| Tatsächlich zählte die Polizei im vergangenen Jahr allein bis Ende | |
| September 578 islamfeindliche Straftaten – Sachbeschädigungen, | |
| Körperverletzungen, Beleidigungen. Der Zentralrat der Muslime notierte in | |
| diesem Jahr bereits 20 Angriffe auf muslimische Einrichtungen. In Stuttgart | |
| gab es eine Brandstiftung, in Rostock legten Unbekannte einen Schweinekopf | |
| und Tierpfoten auf das Baugelände einer Moschee, in Halle wurden bei einer | |
| von Muslimen betriebenen Flüchtlingseinrichtung die Fensterscheiben | |
| eingeworfen. Zuvor schon wurde in der Stadt eine Moschee wiederholt mit | |
| einem Luftgewehr beschossen. | |
| Auch in Erfurt herrscht jetzt wieder Angst. „So ein Anschlag wie in | |
| Christchurch kann jederzeit und überall stattfinden“, sagt auch Suleman | |
| Malik, Sprecher der örtlichen Ahmadiyya-Gemeinde. Im November hatte diese | |
| den Grundstein für eine neue Moschee gelegt, nach acht Jahren Planung. Er | |
| sei in dieser Zeit mehrfach angespuckt und verbal bedroht worden, erzählt | |
| Malik. Am Bauplatz stellten Unbekannte meterhohe Holzkreuze auf, ein | |
| anderes Mal wurden Schweinekadaver aufgespießt. | |
| ## Eine Herausforderung | |
| Immer wieder gebe es Aufrufe zu Gewalt in den sozialen Medien, sagt Malik, | |
| zu Brandstiftung etwa. „Wenn so etwas vorkommt, oder jetzt nach dem | |
| Anschlag in Christchurch, übernachtet auch jemand auf der Baustelle.“ | |
| Es ist nicht nur die Angst. Suleman Malik bewegt dieser Tage noch etwas: | |
| das Gefühl alleingelassen zu werden. „Keiner hat uns gefragt, wie es uns | |
| geht“, sagt er. Auch von der Stadt oder Polizei habe sich niemand an die | |
| Gemeinde gewandt. „Als wäre nichts passiert.“ | |
| Eigentlich sucht die Ahmadiyya-Gemeinschaft die Öffentlichkeit. Zuletzt | |
| habe er mehrere Tage mit einem Plakat auf dem „Thüringentag“ gestanden und | |
| über den Moscheebau informiert, erzählt Malik. Doch mehr als den Dialog | |
| anbieten, könnten sie nicht tun. „Es ist eine Aufgabe für die gesamte | |
| Gesellschaft, zusammenzustehen und etwas gegen den Rechtsruck und den Hass | |
| zu tun.“ | |
| Aber das passiert nicht, so sieht es zumindest Malik: Es sei ein Klima in | |
| Deutschland entstanden, dass den Muslimen eine Art Mitschuld an allen | |
| möglichen Problemen gebe. „Die Rechtspopulisten haben es geschafft, | |
| Rassismus und Islamophobie inmitten der Gesellschaft zu verankern“, sagt | |
| er. Das wiederum ermutige zunehmend Menschen, die Hassrede in Taten | |
| umzusetzen. „Es ist schwierig für mich als Muslim, hier in Würde zu leben�… | |
| sagt Malik mit leiser Stimme. „Es wird mehr und mehr zu einer | |
| Herausforderung.“ | |
| ## Radikalisierung auf einer Europareise | |
| Noch sind die Bedrohungen in Deutschland weit von dem Massaker in | |
| Christchurch entfernt. Aber der Terror war auch hierzulande schon ganz nah. | |
| Bereits 2009 tötete ein Rechtsextremist in Dresden die Muslimin [2][Marwa | |
| El-Sherbini mit 16 Messerstichen]. Die Ägypterin beschimpfte er als | |
| „Terroristin“, die in Deutschland nichts zu suchen habe. Dem Gericht | |
| schrieb der Mann später, der Islam sei eine „verrückte Religion“, ihre | |
| Anhänger sehe er als „Feinde“. Ganz ähnlich klingt das jetzt im „Manife… | |
| des Christchurch-Attentäters. | |
| Auch die Neonazigruppe „Oldschool Society“ diskutierte schon 2015 über | |
| einen „bewaffneten Kampf gegen Salafisten“. Ihr Chef [3][schlug vor:] | |
| „Waffen besorgen, Moschee reinrennen, bambam, fertig.“ Die Polizei nahm die | |
| Gruppe hoch, bevor ihre Pläne zu Taten wurden. Das Führungsquartett bekam | |
| wegen Rechtsterrorismus Haftstrafen von bis zu fünf Jahren. | |
| Ein Pegida-Anhänger schritt 2017 dagegen zur Tat: Er zündete einen | |
| Sprengsatz vor einer Moschee in Dresden. Verletzt wurde niemand. Der | |
| Rechtsextremist sitzt nun knapp zehn Jahre Haft ab, wegen versuchten | |
| Mordes. Die Todesschüsse von Christchurch haben nun auch die deutschen | |
| Sicherheitsbehörden aufgeschreckt. Sofort nach dem Attentat prüften sie: | |
| Drohen Nachahmertaten hierzulande? Gibt es Bezüge des Attentäters Brenton | |
| Tarrant nach Deutschland? Hatte er hier Kontaktleute? War er mal vor Ort? | |
| Die Behörden geben bisher Entwarnung: Noch gibt es nur Hinweise auf einen | |
| touristischen Besuch Tarrants in Deutschland. Fotos, die er auf seinem | |
| Facebook-Profil postete, zeigen das Schloss Neuschwanstein. Auch die Gefahr | |
| von Nachahmertaten bleibe bisher „abstrakt“, heißt es in | |
| Sicherheitskreisen. Dennoch seien die Polizeidienstellen „sensibilisiert“ | |
| worden. | |
| Es war Europa, wo sich Brenton Tarrant offenbar radikalisierte. 2017 reiste | |
| er laut seines „Manifests“ über Monate durch mehrere Länder. In Frankreich | |
| sei sein Entschluss zum Anschlag gefallen – als er die dortige „Invasion“ | |
| von Migranten erlebt habe. Warum tue niemand etwas dagegen, habe er sich | |
| gefragt. „Dann beschloss ich, selbst etwas zu tun.“ | |
| ## Mit Breiviks Segen | |
| Und Tarrant informierte sich sehr genau über europäische Rechtsterroristen. | |
| In seinem Manifest lobt er einen jungen Schweden, der 2015 in einen Schule | |
| zwei Erzieher und einen Schüler tötete – in einem Abschiedsbrief | |
| kritisierte dieser die Zuwanderungspolitik. Tarrant nennt auch einen | |
| Rechtsextremisten, der 2017 in London mit einem Lieferwagen nahe einer | |
| Moschee einen Menschen tötete und zehn weitere verletzte. Als Motiv gab | |
| dieser Hass auf den Islam an. Oder einen Mann, der im italienischen | |
| Macerata 2018 aus seinem Auto auf Migranten schoss und sechs von ihnen | |
| verletzte. Die Namen der drei schrieb Tarrant auch auf seine Gewehre, mit | |
| denen er in Christchurch tötete. | |
| Sein Vorbild aber war vor allem: der Norweger Anders Breivik. Der tötete | |
| 2011 in Oslo und der Insel Utøya 77 Menschen, die meisten davon Jugendliche | |
| eines Feriencamps der Sozialdemokraten. Auch Breivik verklärte dies als Akt | |
| gegen eine vermeintliche „islamische Kolonisation“. Tarrant behauptet, | |
| Breivik kontaktiert und dessen Segen für seine Tat erhalten zu haben. | |
| Es war auf den Tag genau fünf Jahre später, als auch in Deutschland ein | |
| junger Mann ein Attentat verübte: David S. erschoss am | |
| Olympia-Einkaufszentrum in München neun Migranten. Bis heute wird über das | |
| Motiv gestritten. Bayerische Ermittler führen Mobbing an. David S. aber | |
| bezeichnete sich auch als Arier, ätzte über „ausländische Untermenschen“… | |
| und zielte am Ende nur auf Migranten. Und auch er bewunderte Anders | |
| Breivik. | |
| Brenton Tarrant erwähnt David S. in seinem „Manifest“ nicht. Aber er | |
| schaute durchaus auch nach Deutschland. Die Ereignisse der Kölner | |
| Silvesternacht 2015 geißelt er als „schockierend“. Und er benennt | |
| Bundeskanzlerin Angela Merkel als eine seiner größten Feinde: Wenige hätten | |
| mehr dafür getan, Europas Bevölkerung „rassisch auszulöschen“. Merkel st… | |
| „ganz oben auf der Liste“ derjenigen, die ermordet gehörten. | |
| ## Ankündigung einer „Systemwende“ | |
| Der Hass auf Muslime und Zuwanderer, das Herbeireden einer „Invasion“ – a… | |
| das machen auch deutsche Rechtsextremisten. Zuletzt nahm die | |
| Bundesanwaltschaft die Gruppe „Revolution Chemnitz“ hoch. Bald sollen sie | |
| wegen Rechtsterrors angeklagt werden. Die acht Neonazis sollen Anschläge | |
| auf Migranten und politische Gegner geplant haben, sie suchten nach | |
| Schusswaffen. Im Zentrum von Chemnitz griffen sie bereits eine Gruppe | |
| Iraner an. „Es ist an der Zeit, nicht nur Worte sprechen zu lassen, sondern | |
| auch Taten“, hieß es in ihrem internen Chat. Es gehe um eine „Systemwende�… | |
| In mindestens sechs weiteren Komplexen ermittelt die Bundesanwaltschaft | |
| derzeit zu Rechtsterrorismus, darunter das Unterstützerfeld des NSU und des | |
| Kameradschaftsbunds „Aryans“. Im Bereich Islamismus leitete die Behörde im | |
| vergangenen Jahr 855 Verfahren ein. | |
| Aiman Mazyek, der Zentralrats-Vorsitzende, kann diese Zahlen nicht | |
| nachvollziehen. „Ich habe den Eindruck, dass die Behörden im Feld | |
| Rechtsterrorismus genauer hingucken müssen. Das Problem wird unterschätzt.“ | |
| Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) betonte nach dem | |
| Christchurch-Attentat dagegen, dass die Behörden alles täten, um in | |
| Deutschland terroristische Angriffe zu verhindern – egal welcher Art. Auch | |
| Angriffen auf Moscheen gelte es, „mit aller Härte des Rechtsstaats | |
| entgegenzutreten“. | |
| Doch haben die Sicherheitsbehörden die Lage wirklich im Griff? | |
| ## „9mm für Anja und Wolfgang Schmidt“ | |
| In der Nacht nach dem Attentat von Christchurch sprühten Unbekannte einen | |
| Schriftzug an eine Hauswand in Berlin-Neukölln: „9mm für Anja und Wolfgang | |
| Schmidt“. Dazu mehrere Keltenkreuze, ein rechtsextremes Symbol. 9mm, das | |
| steht für eine Pistolenpatrone. Ein Mordaufruf. | |
| Wolfgang Schmidt ist in Berlin für sein Engagement gegen rechts bekannt. Er | |
| und seine Partnerin heißen eigentlich anders. Doch weil die | |
| Veröffentlichung ihrer richtigen Namen weitere Angriffe nach sich ziehen | |
| könnte, verzichtet die taz darauf. Drei weitere linke Aktivisten waren in | |
| Berlin-Neukölln ebenfalls betroffen, auch an ihre Privatadressen wurden in | |
| der Nacht Drohungen gesprüht. | |
| Viel spricht dafür, dass die Schmierereien zu einer rechtsextremen | |
| Angriffsserie gehören, die den Berliner Bezirk bereits seit Mai 2016 | |
| erschüttert. Zu dieser Serie gehören 15 Brandanschläge auf die Autos | |
| verschiedener Personen, die sich im Bezirk gegen Rechtsextremismus | |
| einsetzen. Obwohl die Polizei eine eigene Ermittlungsgruppe zu den | |
| Straftaten eingerichtet hat, gibt es bislang keinerlei bekannte | |
| Fahndungserfolge. Recherchen der taz zeigten, dass der Verfassungsschutz | |
| bei mindestens einem Brandanschlag schon vor der Tat [4][Kenntnis darüber | |
| hatte], dass das spätere Opfer von zwei bekannten Neuköllner Rechtsextremen | |
| ausspioniert wurde. Warum dennoch weder das Opfer gewarnt noch die Tat | |
| verhindert oder die Täter gefasst wurden, ist bis heute nicht aufgeklärt. | |
| In einem anderen Fall gab es einen Ermittlungserfolg: Die | |
| Bundesanwaltschaft ließ im April 2017 einen 29-jährigen Bundeswehrsoldat | |
| festnehmen: [5][Franco A.] Dieser soll einen Anschlag geplant haben, wegen | |
| der „aus seiner Sicht verfehlten Ausländer- und Flüchtlingspolitik“, so d… | |
| Vorwurf. Franco A. hatte eine Waffe im Flughafen Wien versteckt und habe | |
| sich eigens als Geflüchteter in Bayern registrieren lassen – um nach dem | |
| Anschlag „den Verdacht auf Asylbewerber zu lenken“. | |
| Vier Monate später ließ die Bundesanwaltschaft dann mehrere Grundstücke in | |
| Mecklenburg-Vorpommern durchsuchen. Auch hier hegte sie einen | |
| Rechtsterrorverdacht: Zwei Männer aus dem Prepper-Milieu, ein Polizist und | |
| ein Anwalt, seien ebenfalls Gegner der derzeitigen Zuwanderungspolitik. Sie | |
| hätten sich auf einen Tag X vorbereitet und in diesem Fall Linke | |
| „festsetzen und mit ihren Waffen töten“ wollen. Die taz deckte auf, dass | |
| die beiden Männer mit anderen Polizisten, Soldaten und Behördenmitarbeitern | |
| in mehreren Chatgruppen waren, die [6][zu dem bundesweiten | |
| „Hannibal“-Netzwerk gehören]. Im Süden mit dabei: Franco A. | |
| ## „Beängstigende Parallelen“ | |
| Bei Franco A. ist bis heute kein Prozess eröffnet, die anderen beiden | |
| Männer sind nicht einmal angeklagt. Weil die Beweislage diffus bleibt. Aber | |
| die Ermittler fanden bei Franco A. Notizzettel: „Leute wie ihr saugen uns | |
| unser Volk aus, das müsst ihr bezahlen“, soll er dort etwa über die Grünen | |
| geschrieben haben. Und die Polizisten stießen auf Franco A.s Masterarbeit: | |
| Dort heißt es, die „Ursache des heutigen Genozids der Völker in Westeuropa | |
| ist die Einwanderung“. | |
| Fast genauso schreibt es auch der Christchurch-Attentäter in seinem | |
| „Manifest“. Er schwadroniert über eine „Masseneinwanderung“, über ein… | |
| „Genozid an den Weißen“. Und nur wenige Tage vor seinem Attentat teilte er | |
| auf seinem Twitter-Account einen älteren Artikel über Rechtsextreme in der | |
| Bundeswehr. Die Ideologie des Rechtsterrors, sie verfängt längst global. | |
| Der Verfassungsschutz stellt fest, dass es eine solche Gefahr auch für | |
| Deutschland gibt. Gerade erst stockte das Bundesamt für Verfassungsschutz | |
| (BfV) seine Rechtsextremismusabteilung um 50 Prozent auf. „Ein in | |
| Einzelfällen fließender Übergang von aggressiver Rhetorik zu konkreten | |
| Planungen oder zu tatsächlichen Gewalttaten mit rechtsterroristischen | |
| Dimensionen scheint auch künftig möglich“, heißt es vom BfV. Auch | |
| „schwerste Straftaten von radikalisierten Einzeltätern“ blieben ein Risiko. | |
| Von Leuten wie Franco A.? Wie konkret die Terrorpläne des Soldaten waren, | |
| bleibt bis heute unklar. Aber auch der Soldat hatte offenbar schon Ziele im | |
| Blick. Ermittler fanden bei ihm eine Liste, die sie für eine „Feindesliste“ | |
| halten. Heiko Maas ist dort aufgeführt, Claudia Roth oder Joachim Gauck. | |
| Und der Zentralrat der Muslime. | |
| Von „beängstigenden Parallelen“ zwischen Christchurch und dem deutschen | |
| Rechtsterrorismus, spricht Aiman Mazyek. „Der deutsche Staat darf nicht | |
| zulassen, dass sich solche Ideologien und Netzwerke ausbreiten.“ | |
| ## Keine akute Bedrohung? | |
| Und dann sind da noch die „NSU 2.0“-Drohschreiben, mit wüstesten | |
| Gewaltandrohungen, von denen auch Mazyeks Zentralrat eines bekam. Mehr als | |
| 100 solcher Schreiben zählt die Staatsanwaltschaft Berlin inzwischen, bei | |
| der die Ermittlungen gebündelt sind. Absender habe man „bislang noch nicht | |
| namhaft machen“ können. Mazyek kritisiert die Ermittlungsarbeit: Alles, was | |
| ihm die Polizei zu dem „NSU 2.0“-Schreiben mitgeteilt habe, sei, dass es | |
| keine akute Bedrohung gebe. | |
| Inzwischen nehmen einige muslimische Gemeinden ihre Sicherheit in die | |
| eigenen Hände – auch die Ahmadiyya-Gläubigen in Erfurt. Als diese im | |
| November ihre Grundsteinlegung feierten, organisierten sie sich ihren | |
| Schutz selbst. Das Gelände, auf dem das weiße Festzelt stand, war mit | |
| Gittern abgesperrt. Gäste hatten sich namentlich anmelden müssen, die | |
| Gemeinde organisierte Einlass- und Taschenkontrollen. | |
| Auch für die anderen Moscheen der Ahmadiyya-Gemeinschaft in Deutschland | |
| gebe es eigene Sicherheitskonzepte, berichtet Malik. „Vor allem bei | |
| Veranstaltungen und beim Freitagsgebet halten wir immer ein Auge offen.“ | |
| Dabei sei es eigentlich Aufgabe des Staats, für die Sicherheit seiner | |
| Bürger zu sorgen. Dass solche Maßnahmen überhaupt nötig sind, betrübt | |
| Malik. „Gotteshäuser, egal welcher Religion, sollten offene Orte sein.“ | |
| Auch Aiman Mazyek sieht den Staat in der Pflicht. Am Dienstag lud er zu | |
| einer Pressekonferenz in Berlin – und forderte mehr Schutz für deutsche | |
| Moscheen. „Es reicht nicht mehr, an einigen Objekten ab und zu eine Streife | |
| vorbeizuschicken.“ Wo nötig, brauche es festen Objektschutz, fordert | |
| Mazyek. „Es wäre auch ein Symbol: Der Staat stellt sich schützend vor die | |
| Muslime.“ | |
| ## „Sichtbare Präsenz“ vor Moscheen | |
| Seehofer versprach hier nun Hilfe. „Wenn es Anhaltspunkte für Gefahren | |
| gibt, wird der Schutz verstärkt“, erklärte der Bundesinnenminister. Auch | |
| die Länder reagieren. Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) versprach | |
| Muslimen, „dass wir alles für Ihren Schutz tun werden, was wir können“. D… | |
| Polizei werde „sichtbare Präsenz“ vor Moscheen zeigen, auch Spezialkräfte | |
| einsetzen. Polizeigewerkschafter kritisierten umgehend: Angesichts des | |
| vorhandenen Personals spreche man hier von einer, „wenn überhaupt, temporär | |
| umsetzbaren Symbolpolitik“. | |
| Am Freitag aber wird das Versprechen eingelöst. Aiman Mazyek ist zum | |
| Freitagsgebet in die Dar-Al-Salam-Moschee in Berlin-Neukölln gekommen. Auch | |
| der DGB-Chef Reiner Hoffmann ist dabei, eine Geste der Solidarität. An der | |
| Moschee hängt ein großes schwarzes Banner mit den Namen aller 50 | |
| Christchurch-Opfer. Und vor der Tür stehen diesmal Polizisten, auch in | |
| Zivil. | |
| Mazyek spricht vor vollen Reihen von dem „schrecklichen Massaker“ in | |
| Neuseeland und der beeindruckenden Solidarität der Gesellschaft dort. | |
| Dankbar sei er auch für die „praktischen Schritte“ des Berliner | |
| Innensenators. Er hoffe, dass nun auch andere Bundesländer folgten. | |
| Wachsam, aber nicht in Panik. „Wir lieben unsere Heimat“, sagt Mazyek. „W… | |
| stehen zusammen mit unseren Freunden.“ Die Gläubigen applaudieren. | |
| 23 Mar 2019 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Der-Rechtsterrorist-von-Christchurch/!5580888 | |
| [2] /Muslime-in-Dresden/!5025312 | |
| [3] /Oldschool-Society-Mitglieder-verurteilt/!5389581 | |
| [4] /Rechte-Anschlaege-in-Berlin-Neukoelln/!5564024 | |
| [5] /Franco-A/!t5466730 | |
| [6] /Schwerpunkt-Hannibals-Schattennetzwerk/!t5549502 | |
| ## AUTOREN | |
| Konrad Litschko | |
| Dinah Riese | |
| Malene Gürgen | |
| ## TAGS | |
| Lesestück Recherche und Reportage | |
| Muslime in Deutschland | |
| Schwerpunkt Rechter Terror | |
| Moschee | |
| Schwerpunkt Rechter Terror | |
| antimuslimischer Rassismus | |
| antimuslimischer Rassismus | |
| Anschlagserie | |
| Schwerpunkt Rechter Terror | |
| Schwerpunkt Rechter Terror | |
| Opferberatung | |
| Chemnitz | |
| Schwerpunkt Rechter Terror | |
| Islam | |
| Schwerpunkt Rechter Terror | |
| Identitäre Bewegung | |
| Neuseeland | |
| antimuslimischer Rassismus | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Anschlag auf Moschee in Norwegen: „Jetzt wartet Walhall“ | |
| Mit dem Angriff in Oslo sollte wohl das Christchurch-Attentat nachgeahmt | |
| werden. Die Radikalisierung des Täters wurde von Mitschülern bemerkt. | |
| Kommentar Antimuslimischer Rassismus: So präsent wie noch nie | |
| Antimuslimische Vorurteile sind salonfähig und werden mit der Angst vor | |
| islamistischem Terror legitimiert. Da helfen keine solidarischen Tweets. | |
| Zum 10. Todestag von Marwa El-Sherbini: „Rassisten sind feige Menschen“ | |
| Am 1. Juli 2009 wurde Marwa El-Sherbini von einem Rechtsextremen ermordet. | |
| Ein Gespräch über das Erinnern und über antimuslimischen Rassismus. | |
| Rechtsextreme Anschlagserie in Neukölln: Ab jetzt direkt vor dem LKA | |
| Mit wöchentlichen Protesten vor dem Landeskriminalamt fordern Betroffene | |
| die Aufklärung der mutmaßlich rechtsextremen Anschläge | |
| Rechte Terrorgefahr: „Hohe Risiken auf Radikalisierung“ | |
| Der Verfassungsschutz warnt vor Rechtsterror: Die Gefahr drohe von immer | |
| mehr Strömungen und werde durchs Internet angeheizt. | |
| Prozess gegen Neonazi: Vermummt in Chemnitz | |
| Die Neonazi-Gruppe „Revolution Chemnitz“ soll Anschläge geplant haben. Ihr | |
| mutmaßlicher Rädelsführer stand jetzt vor Gericht. | |
| Nazi-Schläger: Seltener, aber brutaler | |
| Im vergangenen Jahr wurden in Schleswig-Holstein weniger Menschen Opfer | |
| rechter oder rassistisch motivierter Gewalt – kein Grund zur Entwarnung. | |
| Chemnitz-Prozess auf der Kippe: Zentraler Zeuge verweigert Aussage | |
| Im Prozess zur tödlichen Messerattacke in Chemnitz hält die Anwältin des | |
| Angeklagten einen Freispruch für unausweichlich. | |
| Christchurch-Attentäter: Noch mehr Spenden an Identitäre | |
| Der Christchurch-Attentäter spendete auch an französische Identitäre. | |
| Deutschland besuchte er ebenso – und buchte dort einen Tauchkurs. | |
| Organisatorin zur „Jungen Islamkonferenz“: „Vertrauen ist ganz wesentlich… | |
| Am Wochenende tagt in Berlin die Bundeskonferenz der „Junge | |
| Islamkonferenz“. Was das soll und worum es geht, erklärt Organisatorin Nina | |
| Prasch. | |
| Medien und Christchurch-Attentat: Der Hass auf Muslime hat Struktur | |
| In vielen Medien fehlte es nach dem Attentat von Christchurch am | |
| Bewusstsein dafür, dass sie selbst Teil des Problems sind. | |
| Vor dem Christchurch-Anschlag: Identitärer erhielt wohl Spenden | |
| Der Christchurch-Attentäter spendete offenbar an die Identitäre Bewegung. | |
| Geld ging wohl auch an Martin Sellner, deren österreichischen Anführer. | |
| Neuseeland nach dem rechten Terror: Sie stehen zusammen | |
| Christchurch gedenkt der Opfer des Terroranschlags. Doch über allem schwebt | |
| die Frage: Wie tolerant ist Neuseeland wirklich? | |
| Islamfeindliche Straftaten in Berlin: Sicherheitsbedürfnis wächst | |
| Nach Christchurch fühlen sich Muslim*innen nicht sicher in Berlin. Der | |
| Zentralrat fordert eine Bewachung von Moscheen rund um die Uhr. | |
| Deutsche Muslime nach Christchurch: In den Moscheen herrscht Angst | |
| Nach dem Attentat in Neuseeland fordert der Vorsitzende des Zentralrats der | |
| Muslime mehr Schutz. Dieses Jahr gab es 20 Angriffe auf Moscheen. |