# taz.de -- Christchurch-Attentäter: Noch mehr Spenden an Identitäre | |
> Der Christchurch-Attentäter spendete auch an französische Identitäre. | |
> Deutschland besuchte er ebenso – und buchte dort einen Tauchkurs. | |
Bild: Hier war der Christchurch-Attentäter auf Touri-Besuch: das Schloss Neusc… | |
BERLIN taz | Der Christchurch-Attentäter spendete auch an die | |
rechtsextremen Identitären in Frankreich. Das bestätigte nach | |
taz-Informationen ein BKA-Ermittler am Mittwoch dem deutschen Bundestag. | |
Demnach überwies der 28-Jährige im September 2017 in vier Chargen insgesamt | |
rund 2.000 Euro an die Gruppierung. | |
Schon kürzlich sorgte für Aufsehen, dass der Australier im Januar 2018 | |
[1][eine Spende von 1.500 Euro an den österreichischen Identitären-Chef | |
Martin Sellner] überwiesen hatte. Gegen Sellner fand daraufhin eine | |
Hausdurchsuchung statt. | |
Der australische Attentäter hatte am 15. März [2][im neuseeländischen | |
Christchurch in zwei Moscheen 50 Menschen erschossen]. In einer Art | |
Manifest führte er dafür [3][antimuslimische Motive an, er selbst | |
bezeichnete sich als Faschist]. | |
Am Mittwoch beschäftigte sich der Innenausschuss des deutschen Bundestags | |
hinter verschlossenen Türen mit dem Attentat. Ein BKA-Vertreter berichtete | |
dort nach taz-Informationen von den Spenden des Attentäters an die | |
französischen Identitären. | |
## Besuch auf Neuschwanstein | |
Auch Deutschland-Bezüge des Attentäters würden weiter geprüft, hieß es. Als | |
gesichert gilt den Sicherheitsbehörden inzwischen, dass der 28-Jährige | |
zumindest touristisch die Bundesrepublik besuchte: Am 30. November 2018 sei | |
der Australier im Schloss Neuschwanstein gewesen. Eine entsprechende | |
Kreditkartenzahlung für das Eintrittsticket sei ermittelt worden. Vor und | |
nach dem Besuch habe sich der Mann in Österreich befunden. | |
Zudem habe der Australier bereits im Mai 2014 einem Mann aus Tübingen Geld | |
überwiesen. Als Zahlungsgrund sei ein Tauchkurs auf den Philippinen | |
angegeben worden, der im Februar 2015 stattfinden sollte. Politische Bezüge | |
des Tübingers seien bisher nicht bekannt, hieß es. | |
Zu politischen Kontakten des Attentäters nach Deutschland lägen bisher | |
keine Erkenntnisse vor, soll der BKA-Vertreter dem Ausschuss mitgeteilt | |
haben. | |
Auch das Bundesinnenministerium teilte der taz mit, dass „zum jetzigen | |
Zeitpunkt keine gesicherten europäischen Kontakte des Attentäters von | |
Christchurch bekannt“ seien. Auch zu Spenden des Mannes nach Deutschland | |
lägen „zum jetzigen Zeitpunkt keine Erkenntnisse vor“. | |
## Verbot der Identitären? | |
Die nun bekannt gewordenen Spenden auch an die französischen Identitären | |
setzen die rechtsextreme Gruppierung weiter unter Druck. Seit Publikwerden | |
der Überweisung an Sellner lässt [4][die österreichische Regierung ein | |
Verbot der dortigen Identitären prüfen]. Die Bewegung agitiert gegen | |
Zuwanderer und propagiert einen „Großen Austausch“, eine angeblich | |
gesteuerte Einwanderung nach Europa. Ganz ähnlich argumentierte auch der | |
Christchurch-Attentäter. | |
Auch in Deutschland wurden Stimmen nach einem Verbot laut. Der sächsische | |
CDU-Innenexperte Rico Anton forderte jüngst, auch hierzulande ein solches | |
zu prüfen. Zwischen dem Christchurch-Attentäter und den Identitären gebe es | |
eine „deutliche ideologische Nähe“. „Ich mahne jetzt die | |
Verfassungsschutzbehörden in Bund und Ländern, genau zu prüfen, welche | |
konkreten Netzwerke zwischen der Identitären Bewegung Deutschlands und | |
Österreichs bestehen.“ | |
Der Grünen-Innenexperte Konstantin von Notz forderte am Mittwoch von der | |
Bundesregierung ebenfalls eine „ehrgeizige Aufklärung“ weiterer möglicher | |
Deutschlandbezüge des Christchurch-Attentäters ein. „Drei Wochen nach dem | |
Attentat braucht es da Klarheit. Die Gefahr rechtsextremer Terrornetzwerke | |
ist auch hierzulande real.“ | |
3 Apr 2019 | |
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## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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