| # taz.de -- Integrationspolitiker über Chemnitz & Co.: „Ich finde Deutschlan… | |
| > Das Integrationsparadoxon: Der Soziologe Aladin El-Mafaalani sagt, dass | |
| > Konflikte einfach zu einer funktionierenden Einwanderungsgesellschaft | |
| > gehören. | |
| Bild: Konflikte zeigen, dass es gut steht mit der Integration in Deutschland �… | |
| taz am wochenende: Herr El-Mafaalani, [1][aus Chemnitz gab es in den | |
| vergangenen Wochen dramatische Bilder]. Die Stimmung ist aufgeheizt, die | |
| Gesellschaft scheint gespalten wie lange nicht. Sie aber sagen: Deutschland | |
| ist als Einwanderungsgesellschaft auf einem gutem Weg. Wie passt das | |
| zusammen? | |
| Aladin El-Mafaalani: In Sachsen können wir nicht von einer | |
| Einwanderungsgesellschaft sprechen. Damit hat das wenig zu tun. Und weder | |
| erste Wahlerfolge der AfD noch die Pegida-Mobilisierung hängen mit den | |
| Flüchtlingen, die 2015 kamen, zusammen. Ich war als Wehrdienstleistender | |
| Ende der 90er in Ostdeutschland. Die Situation war sicher nicht besser als | |
| heute. Solche Ausschreitungen gab es damals auch. Wir sehen an vielen | |
| Stellen unserer Gesellschaft eine Zunahme von Schließungstendenzen und | |
| Mobilisierung rassistischer Tendenzen, in Ostdeutschland sichtbarer als | |
| andernorts. | |
| Und warum sehen Sie dann die Einwanderungsgesellschaft auf einem guten Weg? | |
| Weil es sich heute um eine andere Spaltung handelt, als wir sie bisher | |
| kannten. Es geht darum, wie man zur offenen Gesellschaft steht. Der Spalt | |
| zwischen Befürwortern oder Gegnern geht durch jede Kategorie: Muslime, | |
| Nicht-Muslime, Ostdeutsche genauso wie Westdeutsche, Migranten oder | |
| Urdeutsche. Und das hat viel mit gelungener Integration zu tun. | |
| Inwiefern? | |
| Wenn es gut mit der Integration läuft, gibt es Konflikte, und zwar | |
| dauerhaft. Das nenne ich das Integrationsparadox, so heißt auch mein neues | |
| Buch. Wir müssen uns klarmachen: Es ist bei uns nie besser gelaufen als | |
| jetzt. Nicht perfekt. Aber viel besser als in der Vergangenheit. | |
| Kann man derzeit schwer glauben. | |
| Ich weiß. Es ist ein weitverbreitetes Missverständnis, dass gelungene | |
| Integration zu Harmonie führt. Das Gegenteil ist der Fall. Wir müssen | |
| verstehen, dass der Konflikt da ist, weil es gut läuft. Man könnte sagen: | |
| Wir haben jahrzehntelang daran gearbeitet. | |
| Was genau läuft gut? | |
| Fast alles. Es haben noch nie so viele Migranten in besseren Wohnviertel | |
| gewohnt. Politische Partizipation und Chancen auf dem Arbeits- und | |
| Ausbildungsmarkt sind viel besser als früher. Das Risiko für | |
| Migrantenkinder, auf der Sonderschule zu landen, sinkt deutlich. | |
| Bildungsabschlüsse werden besser, die Schere zwischen Migranten- und den | |
| anderen Kindern geht zu. Auch die Sprachkompetenz wird viel besser, obwohl | |
| häufig das Gegenteil behauptet wird. Heute wird an Gymnasien und Unis über | |
| Kopftücher oder Gebetsräume diskutiert. Warum? Weil es dort – anders als | |
| früher – Muslime gibt. Integrierte, erfolgreiche Muslime, die ihre Rechte | |
| einfordern. | |
| Gemeinhin geht man davon aus, dass Defizite bei der Integration zu | |
| Problemen führen und alles gut wird, wenn Integration gelingt. | |
| Defizite bei der Integration führen zu Resignation, Rückzug und | |
| Kriminalität. Aber ein Mehr an Teilhabechancen kann auch zu neuen | |
| Konflikten führen. Nehmen wir ein Beispiel, das Kopftuch. Frauen mit | |
| Kopftuch gibt es seit über einem halben Jahrhundert in Deutschland. Solange | |
| muslimische Frauen mit Kopftuch als Putzfrauen gearbeitet haben, hat es | |
| keinen interessiert. Es wird erst zum Konflikt, wenn diese Frauen studieren | |
| und in höhere Positionen vordringen – in der Schule, im Gericht oder als | |
| Topmodel arbeiten. Diese Frauen fordern, anders als ihre Mütter, ihre | |
| Rechte ein und wollen darüber mitbestimmen. Prompt ist der Konflikt da. | |
| Wenn wir das Ziel haben, keine Konflikte zu haben, werden wir gefrustet | |
| sein. Denn das Konfliktpotenzial steigert sich, je integrativer die | |
| Gesellschaft ist. | |
| Sind Sie derzeit nicht gefrustet? Oder besser: Sorgen Sie sich nicht? | |
| Also, ich finde Deutschland richtig geil. Harte gesellschaftliche Debatten | |
| und Streit gehören zur Weiterentwicklung dazu. Natürlich weiß man nicht, | |
| wie es weitergeht. Offene Gesellschaften sind anfällig. In anderen Ländern | |
| regieren Rechtspopulisten. Ich glaube auch nicht, dass wir die AfD schnell | |
| loswerden. Sorgen könnte man im Hinblick auf die Zukunft haben, aber nicht, | |
| weil wir derzeit schlecht dastehen. | |
| Hört sich nicht so richtig geil an, wie Sie es nennen. Naika Foroutan von | |
| der Humboldt-Uni in Berlin, Migrationsforscherin wie Sie, hat immer sehr | |
| großen Optimismus ausgestrahlt. Jüngst [2][hat sie in einem Interview | |
| gesagt, dass sie sich um Deutschland sorge] und ans Auswandern gedacht | |
| habe. Haben Sie auch solche Momente? | |
| Nein. Naika ist eine der Besten der Szene, aber ich glaube, sie und andere | |
| in Berlin haben im vergangenen Jahrzehnt überbewertet, wie gut es lief. Und | |
| überbewerten jetzt, wie schlecht es läuft. In Berlin kriegt man die | |
| Stimmung im ganzen Land offenbar relativ schlecht mit. In | |
| Nordrhein-Westfalen ist das anders. | |
| Warum? | |
| Das hier ist der Durchschnitt Deutschlands, wir haben alles: große Städte, | |
| kleine Städte, ländliche Regionen. Als die Berliner Szene optimistisch das | |
| „neue Wir“ bejubelt hat, weil einige Politiker dafür ein offenes Ohr | |
| hatten, war ich skeptisch und hab’s nicht verstanden. Jetzt verstehe ich es | |
| auch nicht. Der Bundespräsident sagt, der Islam gehört zu Deutschland, und | |
| die Kanzlerin, dass es keine Deutschen erster und zweiter Klasse gibt, da | |
| hat sich nicht viel geändert. | |
| Nun ja, vor zehn Jahren gab es AfD, Pegida und Co noch nicht. | |
| Ja, das sehe ich. Aber ich habe die Bevölkerung vorher nicht so positiv | |
| eingeschätzt wie andere. Und: Entwicklungen wie die Öffnung der | |
| Gesellschaft erzeugen Gegenbewegungen. Islamismus ist eine, Nationalismus | |
| und Rechtspopulismus sind andere. Diese Bewegungen sind | |
| vergangenheitsorientiert, sie wollen in eine homogene Gesellschaft zurück. | |
| Sie wollen Schließung. | |
| Erleben Sie diese Verschärfung auch persönlich? Sie passen ja super in das | |
| Feindbild: Mann, arabische Eltern, Muslim. | |
| Ja, ich bekomme viel Hass-Post. Aber die positiven Nachrichten überwiegen. | |
| Doch nicht wenige meinen, ich sei Islamist, der alles von langer Hand | |
| geplant hat, um vom Ministerium aus alles zu verändern. Leider stimmt die | |
| Vorstellung, dass mit der Integration Rassismus abnimmt, eben auch nicht. | |
| Inwiefern? | |
| Dann gibt es mehr erfolgreiche Menschen, die Neid auf sich ziehen, die | |
| mitbestimmen wollen, sich einmischen, die Gesellschaft prägen. Das wollen | |
| manche nicht. Dass plötzlich auch auf die anderen gehört wird und nicht | |
| mehr nur auf sie, empört sie. Das gilt nicht nur für die, die sich | |
| ökonomisch bedroht fühlen. Sondern auch für die, die sich kulturell an den | |
| Rand gedrängt fühlen. Sie registrieren, dass sie nicht mehr die | |
| Deutungshoheit haben, ihre Vorstellung vom „richtigen“ Leben nicht mehr | |
| unhinterfragt bleibt. Bis hin zur Frage: Was ist deutsch? | |
| Wen meinen Sie damit? | |
| Auch Teile des Bildungsbürgertums. Auch dort gibt es bei manchen den Wunsch | |
| nach Schließung. Das kann man als letzten Schritt in der Entwicklung der | |
| Einwanderungsgesellschaft sehen, nicht nur in Deutschland, auch in den USA, | |
| den Niederlanden, in Frankreich. | |
| Warum sind Rechtspopulisten gerade jetzt so erfolgreich? | |
| Um Islamisierung als Gefahr an die Wand zu malen und damit Menschen zu | |
| mobilisieren, braucht man erfolgreiche, integrierte Muslime. Die gab es | |
| hier früher kaum. Das „Konzept Islamisierung“ könnte man vom theoretischen | |
| Ansatz mit dem des Weltjudentums vergleichen… | |
| Ein schwieriger Vergleich. | |
| Ich meine nur als Mobilisierungskonzept. Für eine vermeintlich große Gefahr | |
| braucht man starke Gegner. Am einfachsten ist es, wenn man beides hat: | |
| sichtbare Desintegration und erfolgreiche Integration. Der Islam liefert im | |
| Augenblick beides in krasser Weise: Kriminalität und Fremdheit und dann | |
| macht man den Fernseher an und eine Muslimin liest die Nachrichten vor. | |
| Oder ein Muslim hat den besten deutschen Film gemacht und eine Muslimin ist | |
| Staatssekretärin geworden. Die, die sich Mühe geben, werden von | |
| Rechtspopulisten bezichtigt, den Staat zu unterwandern, die anderen werden | |
| als Schmarotzer bezeichnet. Für einen Rechtsruck ist beides nötig. In der | |
| Vergangenheit gab es viel Desintegration, aber es haben die Erfolgreichen | |
| gefehlt, in den USA, in Kanada, auch hier. Vor 30 Jahren waren alle Eliten | |
| weiße Männer. Das ändert sich nun. | |
| Ist das, was wir gerade erleben, also ein letztes Aufbäumen der Gegner | |
| einer offenen Gesellschaft? Oder ein massives Rollback? | |
| Das kann man nicht wissen, aber ich glaube Ersteres. Wichtig ist, dass wir | |
| begreifen, wo das Problem ist: Dass wir nicht verstehen, was die Gegenwart | |
| ist. Die Konflikte, die viele als Spaltung begreifen, sind Ergebnis dessen, | |
| wofür wir Jahrhunderte gekämpft haben. Sie gehören zur offenen | |
| Gesellschaft. Sie sind das Resultat. | |
| Das haben sich viele schöner vorgestellt, ich auch, ehrlich gesagt. | |
| Ja, es ist anstrengend. Auf jede der Gruppen, die früher benachteiligt | |
| waren, wird jetzt achtgegeben. Es geht ja nicht nur um Migranten, sondern | |
| auch um Frauen, Homosexuelle, Behinderte. Das führt zu Stress. Es gibt eine | |
| Gruppe, die verliert ökonomisch und eine, die verliert kulturell – ihre | |
| Deutungshoheit und den Machtanspruch. Aber die Gesamtgesellschaft gewinnt, | |
| das Leben in Deutschland war nie besser als heute. | |
| Ist das wirklich so? | |
| Ja. Wir leben in einer Gesellschaft, die sich in den vergangenen 60 Jahren | |
| wesentlich zum Positiven verändert hat. Von der Ernährung bis zur Nutzung | |
| des öffentlichen Raums ist alles lockerer geworden. In meiner Kindheit | |
| stand auf fast jeder Grünfläche „Betreten verboten“. Nach und nach haben | |
| sich die sogenannten Gastarbeiter auf die Grünflächen gesetzt, den | |
| öffentlichen Raum genutzt. Dann haben die Einheimischen mitgemacht. | |
| Irgendwann lohnte es nicht mehr, die Schilder aufzustellen, weil niemand, | |
| weder Migranten noch Einheimische, sie akzeptiert hat. Der Wandel kam, weil | |
| die Einheimischen etwas angenommen haben. Völlig freiwillig. Früher war es | |
| nicht besser. | |
| Reden wir zu wenig über die Zukunft? | |
| Natürlich. Das ist das größte Problem. Zygmunt Bauman hat das in seinem | |
| letzten Buch gut herausgearbeitet: Dass die Menschen nicht an eine bessere | |
| Zukunft glauben und sich deshalb einer angeblich besseren Vergangenheit | |
| zuwenden. Doch die gibt es nicht. Das müssen wir verstehen. Und Konflikte | |
| als das deuten, was sie sind: Sie führen zu Veränderungen, sie können zu | |
| Fortschritt führen. | |
| Hoffentlich. | |
| Historisch gesehen auf jeden Fall. Karl Marx hat die Entwicklung der | |
| Menschheit als Klassenkampf beschrieben, Soziologen wie Georg Simmel und | |
| Max Weber würden sagen, dass die Menschen noch auf Bäumen leben würden, | |
| wenn sie nicht irgendwann begonnen hätten, Konflikte konstruktiv zu lösen. | |
| Menschenrechte, Demokratie, Sozialstaat – all das ist in Konflikten | |
| erkämpft worden. | |
| Herr El-Mafaalani, [3][Sie beschreiben in Ihrem Buch noch ein anderes | |
| Integrationsparadox], nämlich das, vor dem alle Migrantenkinder stehen, wie | |
| Sie sagen. Mesut Özil hat das in seiner Abschiedserklärung aus der | |
| Nationalelf vielleicht ganz gut beschrieben: Zwei Herzen schlagen in seiner | |
| Brust … | |
| [4][Die Debatte um Özil war furchtbar und fruchtbar]. Einerseits wird sie | |
| den deutschen Fußball zurückwerfen, vielleicht mehr als das WM-Aus in der | |
| Vorrunde. Sie könnte auch die Gesellschaft zurückwerfen. Es könnte ein | |
| Einschnitt wie die Sarrazin-Debatte damals sein. Da macht der DFB zehn | |
| Jahre lang Werbung mit einer Multikulti-Truppe, mit Integration durch | |
| Sport, macht Verständnis, Toleranz und „No Racism“ zum Kern des | |
| Geschäftsmodells und ist dann völlig ahnungslos. Aber gleichzeitig hat die | |
| Debatte, die durch Özil entstanden ist, auch positives Potenzial. | |
| Meinen Sie MeTwo? | |
| Genau, [5][unter dem Hashtag #MeTwo haben viele qualifizierte, | |
| superintegrierte Leute ihre Erfahrungen geäußert]. Das führt dazu, dass | |
| darüber geredet wird. Vielleicht überwiegt am Ende doch das Positive. | |
| Aber mit den zwei Herzen in der Brust kann man hierzulande offensichtlich | |
| immer noch nicht umgehen. | |
| Alle Migrantenkinder machen diese Erfahrung, ich auch. Ich bin in einer | |
| syrischen Familie aufgewachsen. Mein Vater ist mit vierzig hierher | |
| gekommen, meine Mutter war dreißig. Das hat beide sehr geprägt, sie | |
| sprechen heute noch besser Arabisch als Deutsch. Ich bin das erste hier | |
| geborene Kind. Wir haben ein Familienleben geführt, das näher an dem in | |
| Syrien war als an dem unserer Nachbarn in Deutschland. Aber sobald man aus | |
| dem Haus gegangen ist, war nichts mehr mit Syrien. Je älter ich wurde, | |
| desto mehr hat sich das verschoben. Heute sage ich: Ich bin eindeutig | |
| Deutscher. Aber bis ich Mitte, Ende zwanzig war, habe ich immer gesagt, ich | |
| bin Syrer oder Araber. Das machen die meisten Migrantenkinder. | |
| Warum? | |
| Eltern erwarten, dass ihre Kinder das Gleiche sagen und tun wie sie. Im | |
| Grunde möchte ja jeder, der Kinder hat, dass sie ähnliche Vorstellungen | |
| haben wie man selbst. Bei Migranten ist das besonders ausgeprägt, weil sie | |
| in der Fremde sind und die alte Heimat konservieren wollen. Gleichzeitig | |
| wollen sie, dass die Kinder hier erfolgreich sind. Man bekommt gesagt: Wir | |
| hatten ein schweres Leben und das macht nur Sinn, wenn du hier Erfolg hast. | |
| Das ist ein krasser Druck. Und ein echtes Dilemma. | |
| Wie war das für Sie? | |
| Schwierig. Wenn ich bleibe wie meine Eltern, werde ich nicht erfolgreich. | |
| Wenn ich nicht erfolgreich bin, sind meine Eltern auch nicht zufrieden. Die | |
| Eltern schubsen und ziehen gleichzeitig. Und Deutschland schubst und zieht | |
| auch. | |
| Inwiefern? | |
| Einerseits wurde „Du Araber“ zu mir gesagt. Dabei war ich damals schon | |
| deutscher Staatsbürger. Ich sollte als kleines Kind den Islam erklären, | |
| weil mein Lehrer davon ausging, dass ich mich damit auskenne. Kannte ich | |
| aber nicht. Andererseits wurde ich regelmäßig zur Anpassung aufgefordert. | |
| Übrigens auch, weil jugendliches Fehlverhalten auf die Herkunft | |
| zurückgeführt wurde. Man wird weggeschubst und hingezogen, von allen | |
| Seiten, die ganze Jugend durch. In dieser Phase ist man anfällig, ich | |
| glaube, das ist eine Ursache dafür, dass Salafisten erfolgreich sind. | |
| Sie sind kein Salafist geworden. Sondern sind heute Abteilungsleiter im | |
| Ministerium. Wie sind Sie da rausgekommen? | |
| Mit krassen Konflikten in der Familie, ohne die ging es nicht. Meine Eltern | |
| haben damals bestimmt gedacht, sie haben alles falsch gemacht. Ich bin mir | |
| sicher, dass sie darüber nachgedacht haben, wegzugehen. | |
| Sie haben selbst eine 15-jährige Tochter. Wie ist das bei ihr? | |
| Sie akzeptiert ausgrenzendes Verhalten nicht, spricht es sofort an. Sie | |
| fordert und kritisiert, auch mich. Wenn jemand „Wir“ oder „Ihr“ sagt, f… | |
| sie sofort, welches Wir-Ihr-Verhältnis gemeint ist. Für sie und ihre | |
| Nichten und Neffen ist es selbstverständlich, dazuzugehören. Glauben Sie | |
| mir, das macht die Sache nicht leichter. Sie hat kein Integrationsproblem, | |
| sondern die Gesellschaft hat eins, würde sie sagen. | |
| Sie haben das Buch noch als Prof geschrieben. Sie hatten eine Professur in | |
| Münster, sind im März aber ins Integrationsministerium gewechselt. Warum? | |
| Der Minister und die Staatssekretärin haben mich überzeugt, dass hier | |
| Sachen getan werden müssen, die ich für richtig halte. In NRW gibt es eine | |
| gute Infrastruktur und seit langer Zeit Integrationspolitik. Vieles läuft | |
| gut, aber es ist wie beim Bergsteigen: Die zweite Hälfte ist die härteste. | |
| Nach der Aufbauarbeit Erfolge zu erzielen ist anspruchsvoll. Das finde ich | |
| spannend. | |
| Was muss jetzt getan werden? | |
| Wir reden nicht über unsere Ziele und den Weg dahin. Es ist so, als würde | |
| man auf hoher See treiben und über den Wind streiten. Manche finden ihn | |
| gut, andere nicht. Aber so kommt man nicht weiter. Man muss darüber | |
| streiten, wohin man segeln will, und dann los. | |
| Wir reden also über die falschen Dinge? | |
| Ja, oder wir reden über Dinge falsch. Wir reden über Konflikte, als wären | |
| sie das, was wir lösen müssten. Dabei muss man erst mal verstehen, dass | |
| mancher Konflikt nur deshalb da ist, weil es gut läuft. Solange wir das | |
| nicht verstehen, fehlt eine wirksame Strategie gegen die Rechtspopulisten | |
| und auch gegen die Islamisten. Man sollte nicht versuchen, AfD-Wähler mit | |
| einem populistischen Wahlkampf zurückzugewinnen. Das macht alles kaputt. | |
| Wir müssen über Ziele sprechen und streiten. Ohne positive Zukunft halten | |
| Menschen nicht mal den Wohlstand aus und glauben irgendwann ernsthaft, dass | |
| früher alles besser war. | |
| 16 Sep 2018 | |
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| [1] /Faktenlage-nach-Maassens-Behauptung/!5531208 | |
| [2] https://www.tagesspiegel.de/politik/migrationsforscherin-naika-foroutan-es-… | |
| [3] /Zwei-Buecher-zu-Islam-und-Integration/!5531462 | |
| [4] /Kommentar-Ruecktritt-aus-der-Nationalelf/!5523190 | |
| [5] /Kolumne-Liebeserklaerung/!5520202 | |
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