# taz.de -- Kommentar Medien und Integration: An der Mehrheit vorbei diskutiert | |
> Einwanderung empfinden die meisten Deutsche mitnichten als Problem. Dass | |
> die Debatte darum so aufgeheizt ist, liegt auch an den Medien. | |
Bild: Die meisten Deutschen denken gar nicht so rechts, wie die aufgeheizte Deb… | |
Wer in den vergangenen Wochen intensiv Fernsehen, Radio und Printmedien | |
verfolgt hat, musste den Eindruck gewinnen, in Deutschland [1][beherrschten | |
die Rechten die Straße], auf denen Menschen, die anders aussehen, nicht | |
mehr sicher sind. | |
Keine Frage, mancherorts ist das so. Aber nicht nur. Davon zeugen all die | |
Gegendemonstrationen. Und davon zeugen ebenso Menschen, die ihre Haltung | |
nicht auf die Straße tragen und vielleicht zu Hause am Küchentisch sagen: | |
Unsere afghanische Nachbarin ist super, wir leben prima nebeneinander. | |
Die Mehrheit der Deutschen empfindet das Zusammenleben mit Menschen mit | |
Migrationshintergrund nämlich sehr viel unproblematischer als man | |
angesichts der aktuellen Debatten glauben mag. Das dokumentiert eine gerade | |
veröffentlichte [2][Erhebung des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen | |
für Integration und Migration (SVR)]. Dort, wo verschiedene Kulturen | |
nebeneinander existieren, wo kulturelle Vielfalt im Alltag gelebt wird, | |
sind die Akzeptanz und das Gefühl, dass es geht, sogar am größten. | |
Woher also kommt [3][der Glaube], dass in der Republik etwas falsch läuft | |
und dass Migration die „Mutter aller Probleme“ ist? Einerseits haben | |
rechtspopulistische Parteien und Gruppierungen geschickt den politischen | |
Diskurs gekapert und heftig drauf geschlagen. Das hallt nach, irgendetwas | |
bleibt immer hängen. Andererseits haben auch Zeitungen, Talkshows und | |
Hörfunksondersendungen mit dafür gesorgt, dass viele Medienkonsument*innen | |
glauben, nur noch „die da“ sind von Interesse, und „wir hier“ sind | |
vergessen. Probleme wie zu hohe Mieten, zu geringe Löhne, steigende | |
Obdachlosigkeit und Kinderarmut sind medial an den Rand gedrängt. | |
Medien haben eine Berichtspflicht – und die Pflicht zur Themengewichtung. | |
Sie sind gut beraten, sich vom (rechten) Diskurs nicht treiben zu lassen | |
und soziale Probleme gegeneinander ausspielen zu lassen. Angesichts der | |
Medienkrise darf auch die Mehrheit nicht aus dem Blick verloren werden. | |
18 Sep 2018 | |
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[1] /Demonstrationen-in-Koethen/!5535946 | |
[2] https://www.svr-migration.de/barometer/ | |
[3] /Migrationsexperte-ueber-Offenen-Brief/!5535823 | |
## AUTOREN | |
Simone Schmollack | |
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