# taz.de -- Gastkommentar Drittes Geschlecht: Der nächste Ausschluss | |
> Der Entwurf zur dritten Option ist zu restriktiv: Er macht medizinische | |
> Diagnosen zur Bedingung – und ist damit selbst diskriminierend. | |
Bild: Der Zugnag zum Personenstand sollte einzig auf Selbstbestimmung beruhen | |
Der [1][Schmalspurentwurf zur dritten Option] aus dem Innenministerium | |
sieht nun leider einen dritten Personenstand vor, der „weiteres“ heißen und | |
nur für Personen gelten soll, die mit einer ärztlichen Bescheinigung | |
nachweisen können, dass bei ihnen eine „Variante der | |
Geschlechtsentwicklung“ vorliegt. | |
Dieser unzumutbare Nachweis würde erstens zu einer erneuten | |
Pathologisierung führen. Zudem ist die Voraussetzung medizinischer | |
Nachweise als Kriterium für den Zugang zum dritten Geschlechtseintrag | |
unserer Auffassung nach verfassungswidrig. | |
Zweitens ist damit der Zugang zu einer dritten Option restriktiv beschränkt | |
und steht nur denjenigen offen, die bestimmte medizinische Diagnosen haben. | |
Diese Beschränkung schließt alle trans* Menschen aus, die sich nicht binär | |
zuordnen, sowie alle anderen, die eine dritte Option benötigen. | |
Dies führt, drittens, zu einer Ungleichbehandlung aufgrund des Geschlechts | |
und zu einer „gleichheitswidrigen“ Rechtslage zwischen trans- und | |
intergeschlechtlichen Menschen. Denn für trans* Menschen wäre dann das | |
binär orientierte und grundrechtswidrige Transsexuellengesetz, das sich auf | |
eine [2][nun laut WHO veraltete Diagnose bezieht], die Basis für die | |
Änderung ihres Geschlechtseintrags – wofür sie aufwendige gerichtliche | |
Verfahren mit doppelter Begutachtungspflicht in Kauf nehmen müssen. | |
Fazit: Die klare Differenzierung zwischen trans* und inter* macht keinen | |
Sinn, weil Geschlecht immer ein komplexes Zusammenspiel von Körper und | |
Identität ist. Daher plädieren wir für einen inter*- und trans*-inklusiven | |
[3][dritten Personenstand], dessen Zugang einzig auf Selbstbestimmung | |
beruht und allen Menschen hürdenlos zugänglich sein sollte. | |
Aber das allein reicht nicht. Es braucht auch einen umfassenden Schutz vor | |
trans*- und inter*feindlicher Diskriminierung und Gewalt sowie eine | |
umfassende Gesundheitsversorgung. Langfristig [4][sollte die registerliche | |
Erfassung von Geschlecht sowieso ganz abgeschafft werden], da es dafür | |
heutzutage keine Notwendigkeit mehr gibt. | |
6 Jul 2018 | |
## LINKS | |
[1] /Trans/Inter-kritisieren-Gesetzentwurf/!5519003 | |
[2] https://www.globalcitizen.org/en/content/world-health-organization-transgen… | |
[3] /Gerichtsbeschluss-zum-dritten-Geschlecht/!5458878 | |
[4] /Kommentar-BVerfG--Geschlechtervielfalt/!5461482 | |
## AUTOREN | |
Caroline Ausserer | |
Josch Hoenes | |
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