# taz.de -- Ermittlungen gegen Ultras eingestellt: Kein Aufruf zu Gewalt | |
> Die Bremer Konrad-Adenauer-Stiftung macht Stimmung gegen linke Ultras. | |
> Ermittlungen wegen eines Banners werden eingestellt. | |
Bild: So sieht kein Gewaltaufruf aus: Die antifaschistische Ultra-Gruppe Cercle… | |
Bremen taz | Das Timing könnte besser nicht sein: Einen Tag, nachdem die | |
CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung eine Podiumsdiskussion über die | |
vermeintliche Verharmlosung gewalttätiger Ultras veranstaltete, hat die taz | |
erfahren, dass die Ermittlungen wegen einer Fan-Choreografie | |
antifaschistischer Werder-Ultras eingestellt sind. Das bestätigte am | |
Dienstag die Bremer Staatsanwaltschaft: „Wir sehen keinen Anfangsverdacht | |
für eine öffentliche Aufforderung zu Straftaten“, so Oberstaatsanwalt Frank | |
Passade. Eine zum Himmel zeigende Zwille sei kein Aufruf zur | |
Körperverletzung bestimmter Personen und strafrechtlich nicht relevant. | |
Anzeige erstattet hatte ein Polizist im Mai 2017. Zuvor hatte die | |
Choreografie in der Ostkurve das Symbol von [1][Werders erster | |
antifaschistischer Ultra-Gruppe] gezeigt: eine maskierte Person mit | |
Steinschleuder. Ein „öffentlicher Aufruf zu Gewalt“ war dies laut der | |
Polizei. Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) kritisierte damals zugleich die | |
Genehmigung der Choreografie durch den Verein. | |
In die gleiche Kerbe wollte am Montagabend der Leiter der | |
Konrad-Adenauer-Stiftung in Bremen hauen, der Politologe Ralf Altenhof: | |
Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald habe durch die Erlaubnis der | |
Choreografie linke Gewalt verharmlost und gefördert. Der Werder-Präsident, | |
selbst als Gast auf das Podium unter dem Titel „gewalttätige Ultras in die | |
Schranken weisen“ geladen, hat in der Vergangenheit das [2][Engagement | |
linker Ultras gegen Rassismus, Homophobie und Sexismus gelobt.] Jetzt | |
schmierte Altenhof ihm einiges an unterkomplexer Extremismus-Theorie aufs | |
Brot, bemängelte etwa, dass der Verein „auf dem linken Auge blind“ sei, | |
wenn er linke Banner erlaube, gleichzeitig aber rechte Botschaften | |
unterbinde. Die „menschenverachtende Ideologie“ der Antifa gehöre | |
gegeißelt, so Altenhof. | |
Schon die [3][Ankündigung der Veranstaltung] ließ nichts Gutes erahnen. | |
Tenor: 60 Prozent aller Straftaten beim Fußball begehen Ultras – nur 20 | |
Prozent Hooligans! Gerade in Bremen würden Ultras öffentlich verharmlost. | |
Soziale Ächtung für Ultras jetzt! Schock, Schnappatmung, | |
Edvard-Munch-Emoticon. | |
## Von Werder „können viele Vereine noch lernen“ | |
Nur blöd, dass der ebenfalls eingeladene Kriminal- und | |
Polizeiwissenschaftler Thomas Feltes mit seinem Impulsreferat fast allen | |
von Altenhof genannten Punkten vehement widersprach: So fehlt Feltes | |
zufolge eine „verlässliche Daten- und Wissensbasis“ dafür, dass die | |
„radikale Linke“ und „menschenverachtende Ideologie“ in Fankurven zuhau… | |
seien. Auch die von der Stiftung und nun also Altenhof zitierten [4][Zahlen | |
– einer CDU-Anfrage] zu Strafverfahren entstammend – nannte der Experte | |
„aus kriminologischer Sicht allenfalls eine Lachnummer“ und würden | |
„missbraucht für politische Zwecke“. Abgebildet seien damit nämlich nur | |
Polizeiermittlungsverfahren – tatsächlich eingeleitete Strafverfahren bei | |
Staatsanwaltschaften werden Feltes zufolge bundesweit nicht erfasst. | |
„Fankultur ist mehr als gewaltbereite Ultras“, sagte Feltes, selbst | |
jahrelang im Fanbeirat der Deutschen Fußball-Liga (DFL). „Ein plakatives | |
Feindbild herzustellen, vergrößert allenfalls die Kluft und erstickt | |
Gesprächsbereitschaft.“ Die Fanszenen trügen dazu bei, Kommerzialisierung | |
und Entfremdung zwischen Verbänden und Basis zu kritisieren. Auch | |
engagierten sich die meisten Ultras karitativ. Der überwiegende Teil lehne | |
Gewalt ab und sei ein Schutz vor rechtsextremistischen Einstellungen im | |
Stadion, so Feltes unter Hinweis auf Studien der Jugend- und Fanforscher | |
Andreas Zick sowie Jonas Gabler. | |
Im Anschluss an die Podiumsdiskussion lobte Feltes gar den | |
Werder-Präsidenten persönlich: für dessen kommunikativen Umgang mit den | |
Ultras – davon, so Feltes, „könnten viele Vereine noch was lernen“. | |
Der derart gelobte Hess-Grunewald seinerseits sagte, Werder lehne jegliche | |
Gewalt ab, setze aber weiter auf den kritischen Dialog mit den Fans. Das | |
umstrittene Banner zu genehmigen, sei richtig gewesen. Die Ultra-Gruppe | |
Cercle d’Amis habe durch „15 Jahre Antifa-Arbeit“ dazu beigetragen, in der | |
früher von Rechtsradikalen dominierten Ostkurve so etwas wie eine | |
„demokratische Öffentlichkeit“ zu schaffen. Es seien „tolle Leute, mit | |
denen es niemals Probleme, schon gar keine Gewalt“, gegeben habe. | |
8 Feb 2018 | |
## LINKS | |
[1] /!5409502/ | |
[2] /!5418489/ | |
[3] http://www.kas.de/bremen/de/events/75850/ | |
[4] https://www.bremische-buergerschaft.de/drs_abo/2017-10-11_Drs-19-1261_ad627… | |
## AUTOREN | |
Gareth Joswig | |
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