# taz.de -- Mobilitäts-Debatte in Bremen: Achtung, Autonome! | |
> In Bremen wird das Thema „autonomes Fahren“ verstärkt diskutiert – und | |
> ein selbstfahrendes Auto gibt es dort ebenfalls schon. | |
Bild: Ein Jobkiller für Taxifahrer: das selbstfahrende Auto | |
BREMEN taz | Die Zukunft des Elektroautos hat noch nicht einmal richtig | |
begonnen, und schon ist die nächste automobile Evolutionsstufe in Sicht: | |
Das autonome Fahren. Bis zum Jahr 2020, so heißt es, sollen vollautonome | |
Fahrzeuge zur Serienreife gelangen können. Ihr Einsatz im öffentlichen und | |
im Individualverkehr wird seit einiger Zeit auch in Bremen verstärkt | |
diskutiert. | |
Expertenrunden, Fachtage, Unternehmerforen beschäftigen sich mit dem | |
„Verkehr der Zukunft“. Während also niemand aufgrund mangelnder Reichweite | |
und hoher Anschaffungskosten die immerhin serienreifen Elektroautos haben | |
will, sehen Industrie und Politik dennoch bereits die nächste | |
einschneidende Veränderung in der Mobilität. | |
„Unterwegssein gehört zum Selbstverständnis unserer Gesellschaft“, sagte | |
der grüne Verkehrsstaatsrat Ronny Meyer in seiner Einführungsrede zum | |
jüngsten Fachtag in der Bürgerschaft. Während es vor 100 Jahren im Schnitt | |
40 Tage gedauert habe, um an jeden Punkt der Welt zu gelangen, seien es | |
heute nur noch 1,5 Tage. „Mobilität ist die Voraussetzung dafür, dass man | |
sich als Lebewesen entwickeln kann – und auch, dass man sich als | |
Gesellschaft entwickeln kann“, so der Staatsrat weiter. | |
Dabei hängt die Mobilität nicht zwingend davon ab, dass Fahrzeuge autonom | |
fahren können – und auch die Begrifflichkeit ist denkbar unscharf: Genau | |
genommen agieren diese Fahrzeuge nicht autonom, sondern höchstens | |
automatisiert. | |
Mit dem öffentlichen Nahverkehr lassen sich zumindest in Großstädten die | |
meisten Ziele erreichen. Anders sieht es jedoch auf dem Land aus: Wo | |
öffentlicher Nahverkehr vorhanden ist, rechnet er sich überhaupt nicht und | |
ist zudem meistens nicht besonders gut ausgebaut. Hier also könnte die | |
Vision von einem „autonomen“ Fahrzeug, das mittels Smartphone und App | |
bestellt werden kann, tatsächlich einen großen Mobilitätsgewinn bedeuten. | |
Ohnehin sind es vor allem Kinder, die noch nicht Autofahren dürfen, oder | |
Ältere, die es nicht mehr können, die von „autonomem“ Verkehr profitieren | |
würden. Abgesehen davon ist nach Ansicht des Braunschweiger | |
Techniksoziologen Stephan Rammler dabei noch längst nicht ausgemacht, wie | |
attraktiv „autonome“ Fahrzeuge für die Mehrheit der jetzigen Autofahrer | |
tatsächlich sind: „Die Akzeptanz wird sich erst mal nicht einstellen“, | |
glaubt er. Erfolgreiche Autowerbung etwa konzentriere sich hauptsächlich | |
auf den Faktor „Fahrspaß“: „Es ist normal zu glauben, man hätte ein Anr… | |
auf Fahrspaß“, sagt der Hochschulprofessor und Autor der Streitschrift | |
„Volk ohne Wagen“, der auch Autokonzerne berät. | |
Er jedenfalls sei skeptisch, zu viele mögliche Auswirkungen seien noch | |
unklar, so zum Beispiel auf den Arbeitsmarkt: Taxifahrer und | |
Fahrschullehrer etwa würden dann eigentlich nicht mehr gebraucht. Auch die | |
Folgen für den öffentlichen Nahverkehr sind noch nicht absehbar: „Wird der | |
größer oder schwächer?“ | |
Der Stadtplaner und emeritierte Professor des Deutschen Instituts für | |
Urbanistik Klaus J. Beckmann zeichnet dabei ebenfalls ein ambivalentes | |
Bild, gerade was das Thema Datenschutz und mögliche Hackerangriffe betrifft | |
oder auch Haftungsfragen. Als Chance sieht er die „Sicherung der Mobilität | |
von Nichtmotorisierten“ wie eben Kindern und Älteren sowie die Erhöhung der | |
Leistungsfähigkeit im Straßenverkehr. | |
In Bremen hat jüngst das erste selbstfahrende Auto eine Sonderzulassung | |
erhalten: Es gehört dem Zentrum für Technomathematik an der Bremer Uni. | |
Deren Leiter Christoph Büsken hat seit 2016 zusammen mit Studierenden einen | |
VW Passat entwickelt, der in der Lage ist, selbständig zu fahren, Abstand | |
zu halten und Hindernisse zu umfahren. Das ist schon deutlich mehr als nur | |
ein Anfang. | |
10 Dec 2017 | |
## AUTOREN | |
Karolina Meyer-Schilf | |
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