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# taz.de -- Umbau bei Volkswagen: Streichen und investieren
> Volkswagen baut in Deutschland 23.000 Stellen ab. Rund 9.000 neue Jobs
> sollen durch E-Autos und Digitalisierung entstehen. Reicht das?
Bild: Trübe Aussichten in Wolfsburg
Berlin taz | Der Skandal um manipulierte Abgaswerte von Dieselmotoren kommt
die VW-Beschäftigten teuer zu stehen. Während der Volkswagen-Konzern in den
USA Milliarden an Strafen und Entschädigungen aufbringen muss – für
Behörden, Kunden und Anwälte –, regiert bei der Stammmarke VW der Rotstift.
Weltweit sollen hier 30.000 Arbeitsplätze wegfallen, 23.000 davon allein in
Deutschland.
Gleichzeitig kündigte VW am Freitag eine Investitionsoffensive in
Zukunftsbereiche wie Elektromobiltiät, Digitalisierung und autonomes Fahren
an. Ganz offensichtlich ist dabei: Ohne Abgasskandal hätte VW mehr Mittel
für Investitionen übrig, und weniger Stellen müssten gestrichen werden –
auch wenn die Kernmarke in der Branche als renditeschwach gilt.
VW will rund 3,5 Milliarden Euro in die Zukunftsbereiche investieren. An
deutschen Standorten soll eine Fertigung von Elektroautos, Elektroantrieben
und Batterien aufgebaut werden. Wolfsburg soll Digitalisierungszentrum des
Unternehmens werden. „Der Zukunftspakt ist das größte Reformprogramm in der
Geschichte der Kernmarke unseres Konzerns“, sagte VW-Chef Matthias Müller.
Es werde Volkswagen wettbewerbsfähiger machen.
Der Stellenabbau soll für die Stammbelegschaft ohne betriebsbedingte
Kündigungen abgewickelt werden, etwa durch Altersteilzeitregelungen und
Nichtbesetzung frei werdender Stellen. Das bedeutet aber Arbeitsverdichtung
für die übrig bleibenden Beschäftigten. Außerdem müssen die Leiharbeiter
damit rechnen, ihre Jobs bei VW zu verlieren.
Betriebsbedingte Kündigungen seien bis 2025 ausgeschlossen, sagte
VW-Gesamtbetriebsratschef Bernd Osterloh. Der Zukunftspakt habe Licht und
Schatten, ein unkontrollierter Stellenabbau sei damit vom Tisch. Der
Betriebsrat habe dafür gesorgt, dass die elektrifizierten Zukunftsfahrzeuge
in Deutschland und nicht im Ausland gebaut würden.
Neben dem geplanten Stellenabbau will VW auch 9.000 neue Jobs schaffen,
darunter etwa 1.000 am Hauptsitz in Wolfsburg. Mit neuen Jobs kann auch das
Werk in Salzgitter rechnen, das durch den Bedeutungsverlust der
Verbrennermotors verlieren wird. Der Standort soll die Federführung bei der
Entwicklung von Batteriezelltechnologien erhalten. Hier soll auch eine
Pilotanlage zur Fertigung einer neuen Generation von Batteriezellen
entstehen. Der Standort Kassel soll das Leitwerk für den
Elektroantriebsstrang werden. In der Gießerei in Hannover wird künftig der
3-D-Druck von Teilen angesiedelt.
## Grüne fordern Batterie-Produktion
Den Stellenabbau bewertete Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter so: „Das
ist ein harter Schlag für die Arbeiternehmerinnen und Arbeitnehmer bei VW.“
Volkswagen solle nun mit ganzer Kraft in alternative Antriebe investieren.
„Dazu gehört auch eine konzerneigene Batterieproduktion.“
Umfassend gehandelt wird bereits in Sachsen. Im April beginnt in Dresden
(neben Wolfsburg) die Produktion des neuen E-Golfs, der – unter
Laborbedingungen – eine Reichweite von 300 Kilometern schafft. „Endlich
wieder ein Auto ‚Made in Dresden‘, und noch dazu eines mit Elektromotor“,
freut sich Oberbürgermeister Dirk Hilbert. Vor zwei Wochen hatten
Volkswagen und Dresden einen weitreichenden Kooperationsvertrag
unterzeichnet. Darin verpflichtet sich Dresden, die Lade-Infrastruktur
umfassend auszubauen, den städtischen Fuhrpark komplett auf E-Fahrzeuge
umzustellen sowie Car-Sharing-Projekte zu fördern.
18 Nov 2016
## AUTOREN
Richard Rother
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