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# taz.de -- Forschungsprojekt selbstfahrende Autos: Lieber ohne Turbo-Boost
> Ein Forschungsteam der Uni Bremen hat ein selbstfahrendes Auto
> entwickelt. Kurz vor der Präsentation sorgten in den USA tödliche Unfälle
> autonomer Fahrzeuge für Schlagzeilen.
Bild: Okay, Kumpel: Das selbstfahrende Auto der Uni Bremen ist bisher noch unfa…
BREMEN taz | Es ist der Elefant im Raum. Just in der Nacht bevor ein
Forschungsteam der Uni Bremen sein selbstfahrendes Auto präsentieren
wollte, wurde erneut ein tödlicher Unfall mit einem autonomen Fahrzeug in
den USA bekannt. Der Tesla Model X krachte vergangenen Freitag mit
Autobahngeschwindigkeit in eine Leitplanke, kollidierte mit zwei anderen
Autos und fing Feuer. Der 38-jährige Fahrer des Tesla starb.
Derzeit prüfen Ermittler, ob der Autopilot zum Unfallzeitpunkt aktiv war,
die Firma äußerte sich dazu nicht. Die Tesla-Aktie brach innerhalb von
Stunden um acht Prozent ein. Es war der zweite Tote bei Unfällen mit
autonomen Autos binnen einer Woche. Vorvergangenen Sonntag hatte ein
selbstfahrendes Fahrzeug des Taxi-Unternehmens Uber eine Frau überfahren.
Von dem Unfall hatte die Polizei Video-Material veröffentlicht.
„Das Fahrzeug ist ohne Bremsmanöver in die Frau gefahren – das darf nicht
passieren“, sagt Christof Büskens vom Zentrum für Technomathematik der Uni
Bremen über den Uber-Unfall, „das ist nicht nur technisches Versagen. Da
hat auch die Software versagt und der Mensch, der sie programmiert hat.“
Büskens hält den Weg von Tesla und Uber für falsch. Zu einer Serienreife
auch der in Bremen entwickelten Technologie fehle noch sehr viel
Grundlagenforschung. Genau dafür sei das Team des „AO-Car“ (Autonom
Optimal) unter Führung von Büskens in Bremen angetreten.
Gefördert hat das zehnmonatige Forschungsprojekt das deutsche Luft- und
Raumfahrtzentrum sowie das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie.
Büskens sagt: „Schuld an solchen Unfällen sind Tesla und Uber, die ihre
Strategie des ‚Wachstum über alles‘ in den neuen Markt integrieren wollen.…
Anders als die großen amerikanischen Aktienunternehmen und Bundesstaaten
mit lascher Zulassungspraxis, erprobt man das autonome Fahren in Bremen ein
paar Nummern kleiner.
Zumindest aber die Technologie greift zu den Sternen: Das Bremer AO-Car
benutzt Software, die bei autonomer Navigation im Weltraum für Satelliten
oder Mars-Robotern zum Einsatz kam, und auf die Erde übertragen wurde.
„Hier ist das autonome Fahren allerdings viel komplizierter als auf Mars
oder Mond – wegen der vielen Hindernisse“, sagt Büskens. Vom
„fahrdynamischen Grenzbereich“ mit „Turbo-Boost“, wie er seit 1982 mit
Knight Rider und David Hasselhoff science-fictionalisiert wurde, sei man
jedenfalls noch weit weg.
Der eher unspektakulär aussehende, selbstfahrende Kombi der Uni Bremen
fährt dann auch nur für gut anderthalb Stunden mit acht Stundenkilometern
im Kreis um einen gesperrten Parkplatz. Es hat ein bisschen was von
Idiotenhügel im Ski-Gebiet. Trotz der Schritt-Geschwindigkeit sitzt noch
ein Forscher hinter dem Lenkrad, um notfalls einzugreifen.
Es klappt fast alles problemlos: Von allein weicht das Auto festen und
beweglichen Hindernissen aus, Notbremsungen bei plötzlich auf die Fahrbahn
tretenden Hindernissen funktionieren, auch Slalom fahren und Blinken. Und
natürlich: die „autonome Exploration eines Parkplatzes“ – oder wie norma…
Menschen sagen: Einparken.
## Manches geht auch noch schief
Ein paar Dinge gehen auch schief. Als das Auto anhalten soll, dreht es noch
zwei Extra-Runden. Ein paar Minuten später hängt das System kurz und
startet mehrmals neu. Die Sprachausgabe des Autos, das zur Vorführung über
eine Box auf den Parkplatz schallt, wiederholt in loser Reihenfolge mit
Computerstimme: „autonomer Modus ausgeschaltet“, „autonomer Modus
eingeschaltet“ und „Blinker-Schnittstelle eingeschaltet“. Doch die Softwa…
fängt sich wieder und auch die Mitfahrt verläuft geschmeidig.
Tatsächlich war das autonome Auto auch schon „zum langsamen Kennenlernen“
auf öffentlichen Straßen in Bremen und Niedersachsen unterwegs. Senator für
Umwelt, Bau und Verkehr Joachim Lohse (Grüne) hatte den ForscherInnen eine
Ausnahmegenehmigung mit Auflagen erteilt – man durfte nicht über 20
Stundenkilometer schnell fahren und testete in wenig befahrenen
Seitenstraßen. Sobald Gegenverkehr in Sicht kam, brach man das automatische
Fahren sofort ab. Einen Unfall hatte das AO-Car noch nicht.
29 Mar 2018
## AUTOREN
Gareth Joswig
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Universität Bremen
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