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# taz.de -- Firmen in Deutschland als Avantgarde: Flugtaxis kommen wirklich
> Nicht nur CSU-Politikerin Dorothee Bär redet darüber. Die Dinger sollen
> bereits in den nächsten fünf Jahren kommerziell angeboten werden.
Bild: Deutsche Firmen sind mit dabei: Der Volocopter und Firmenchef Florian Reu…
BERLIN rtr | Das Taxi von morgen fliegt durch die Luft. Immer mehr Konzerne
und Startups arbeiten daran, diese Vision aus zahlreichen
Science-Fiction-Filmen Wirklichkeit werden zu lassen. „Wir werden
wahrscheinlich in den nächsten fünf Jahren den Einstieg in die kommerzielle
Nutzung von Lufttaxis erleben“, sagt Flugzeugexperte Michael Ramsey vom
Marktbeobachter Gartner. Noch vor wenigen Tagen war die CSU-Politikerin und
künftige Staatsministerin für Digitalisierung im Bundeskanzleramt, Dorothee
Bär mit Spot überzogen worden. Grund war ihre Bemerkung, dass es bei der
Digitalisierung auch um visionäre Ideen wie beispielsweise Flugtaxis gehe.
Tatsächlich entdecken gerade viele Firmen diesen Markt für sich. Nach und
nach kündigten Boeing, Airbus, Uber und auch Autobauer wie Volkswagen und
Porsche an, Fluggeräte für den Stadtverkehr zu entwickeln. Als Vorreiter
gelten aber zwei weitgehend unbekannte Unternehmen aus Deutschland: die
beiden Startups Volocopter und Lilium.
Die Bruchsaler Firma Volocopter war weltweit die erste, die eine Zulassung
für bemannte voll-elektrische Flüge erhielt und zudem in Dubai im September
den ersten öffentlichen Flug eines unbemannten Zweisitzers im
Innenstadtverkehr vorgenommen hat. „Dubai ist keine Traumstadt zum Testen
von Flugtaxis. Dort herrscht Hitze, es gibt viel Sand und auch kulturelle
Unterschiede. Aber die Behörden agieren fast wie Firmen, was ein Traum
ist“, sagt Volocopter-Mitgründer Alex Zosel. Die Vision des Unternehmens
sei, dass 2030 in einigen Städten in der Welt Tausende Volocopter fliegen.
Flugzeugexperte Florian Holzapfel von der TU München schätzt, dass der
Markt für Flugtaxis auf einen Wert von mehr als 200 Milliarden US-Dollar
wächst. Der aus Deutschland stammende Google-Berater Sebastian Thrun, der
als Pionier der selbstfahrenden Autos gilt, sagte unlängst, Lufttaxis
dürften „in ein paar Jahren das brandheißeste Thema auf dem ganzen
Planeten“ sein.
## Visionen über Selbstfahrende in der Luft
Volocopter und Lilium befinden sich im Rennen mit etwa einem Dutzend gut
finanzierter Firmen. Sie verfolgen alle unterschiedliche Visionen, wie sich
selbstfahrende Autos in die Luft bringen lassen. Während der Volocopter als
Multirotorflügler einer Drohne ähnelt, handelt es sich bei der
Lilium-Maschine, die noch im laufenden Jahr öffentlich vorgestellt werden
soll, um einen hubschrauberähnlichen Senkrechtstarter.
Die Deutschen haben sich prominente Hilfe an Bord geholt. An Volocopter,
die im vergangenen Jahr 30 Millionen Euro bei Investoren einsammelten, sind
unter anderem Daimler und Intel beteiligt. Der Chef des Großaktionärs
Intel, Brian Krzanich, stieg als erster offizieller Passagier in den
voll-elektrischen Senkrechtstarter, der aus der Ferne gesteuert wurde.
Das mit 100 Millionen Dollar finanzierte Startup Lilium wird unter anderem
vom chinesischen Internetriesen Tencent unterstützt. Bezüglich der
Konkurrenz, die in den Markt für Lufttaxis drängt, gibt sich Lilium-Chef
Daniel Wiegand gelassen: „Es zeigt einfach, wie die Idee in der letzten
Zeit gereift ist. Als wir unser Unternehmen vor drei Jahren gegründet
haben, hielt uns jeder für verrückt. Nun hat sich das Blatt vollkommen
gewendet, was gut ist. Wir brauchen den Wettbewerb.“ Noch befinden sich
alle Firmen in der Entwicklungsphase, was bedeutet, dass sie Geld
verbrauchen, ohne relevante Umsätze zu machen.
Alle Firmen, die ihren Hut in den Ring werfen, sind mit zahlreichen Hürden
konfrontiert. Wiegand sagt: „Die Technologie ist nicht unser Problem, es
sind eher die Sachen, die wir nicht selbst unter Kontrolle haben wie
beispielsweise Luftfahrt-Regeln und der Aufbau der für den Luftverkehr
neuen Infrastruktur mit Start- und Landemöglichkeiten“.
Laut Zosel von Volocopter spielen auch die Batteriekapazitäten und die
Übertragung der Daten in Echtzeit eine Rolle: „Fürs autonome Fahren wie
auch Fliegen sind die gleichen Mobilfunknetze nötig.“ Der bei Intel für die
Unternehmensstrategie zuständige Manager Matthias Beldzik fordert eine
Zusammenarbeit von Behörden und Herstellern, denn fliegende Taxis seien
keine Science-Fiction mehr. Es müsse eine Gesetzgebung geschaffen werden,
um Schuldfragen und Haftung beispielsweise bei Unfällen zu klären.
## Zunächst in Megastädten in Südamerika
Fest steht, dass die Lufttaxis zunächst nichts für jedermann sein werden.
„Am Anfang wird man sicherlich zwischen 250.000 und 500.000 Euro pro
Flieger zahlen müssen. Bis man da auf das Niveau eines Mittelklassewagens
kommt, ist es ein weiter Weg“, sagt Holzapfel. Gartner-Experte Ramsey aus
den USA geht davon aus, dass die Lufttaxis zunächst in Megastädten in
Südamerika oder Asien zum Einsatz kommen, wo schon heutzutage viele Leute
in den Hubschrauber steigen, um den Staus zu entgehen, wenn sie vom
Flughafen nach Hause wollten.
Er bezweifelt, dass dort dann die deutschen Startups zum Zuge kommen. „Ich
glaube, dass derzeit Airbus die besten Chancen hat. Sie wissen bereits, wie
man fliegende Fahrzeuge baut.“
11 Mar 2018
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