# taz.de -- Rabattaktion für Personenbeförderung: MyTaxi darf Preise drücken | |
> Mit kräftigen Rabatten brachte die Daimler-Tochter die genossenschaftlich | |
> organisierte Taxi-Branche gegen sich auf. Ganz legal, wie der BGH | |
> entschied. | |
Bild: Stand lange Zeit auf der Kippe: Rabattaktion des Hamburger Unternehmens M… | |
KARLSRUHE/BERLIN taz/dpa | Wer öfter mit dem Taxi fährt, kann sich | |
womöglich über günstigere Fahrpreise freuen. Der Bundesgerichtshof (BGH) in | |
Karlsruhe entschied am Donnerstag, dass die Daimler-Tochter MyTaxi in allen | |
deutschen Städten Gutscheine in beliebiger Form und Höhe anbieten darf. Wie | |
lange MyTaxi die Rabattaktionen weiterführt, ist ungewiss. | |
MyTaxi arbeitet wie eine herkömmliche Taxizentrale, ist aber nur über eine | |
App erreichbar. Das Unternehmen hatte bis 2016 eine Rabattaktion angeboten, | |
mit der die Kunden per App viel Geld sparen konnten. An Neukunden wurden | |
Gutscheine mit 50 Prozent Preisnachlass verteilt – harte Konkurrenz für | |
klassische Taxizentralen. Die Genossenschaft Taxi Deutschland, ein | |
Zusammenschluss von Zentralen mit Sitz in Frankfurt, beschuldigte MyTaxi, | |
gegen die Tarifpflicht nach dem Personenbeförderungsgesetz zu verstoßen. | |
2017 hatte das Oberlandesgericht (OLG) in Frankfurt am Main MyTaxi | |
untersagt, die Rabattaktion weiterzuführen. Mit dieser Entscheidung wollte | |
sich das 2009 gegründete Hamburger Unternehmen nicht zufrieden geben und | |
klagte vor dem Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe. | |
Die 50-Prozent-Rabatte, die MyTaxi bis 2016 anbot, seien kein Verstoß gegen | |
die Preisbindung im Taxigewerbe, begründete das BGH sein Urteil und wies | |
den Vorwurf des Taxivereins Deutschland zurück. Auch eine Verdrängung | |
konkurrierender Taxiunternehmen habe nicht stattgefunden. | |
## MyTaxi setzt auf Expansion | |
Damit bestätigte der BGH die Ausführungen der Kläger. Der Tarifbetrag sei | |
eingehalten worden, da beim Taxifahrer die vollen 100 Prozent des | |
Fahrpreises landeten. MyTaxi will nun durch ähnliche Aktionen Kunden | |
ansprechen, die bisher selten Taxi fahren. Ebenfalls will das Unternehmen | |
verstärkt Nachtfahrten und Großraum-Shuttles anbieten. Ab Mai soll zudem | |
das Sharingangebot Mytaximatch in Berlin verfügbar sein, heißt es in einer | |
Presseerklärung. | |
Auch für Privatfahrer sei MyTaxi interessant, da die Grundgebühr für | |
Fahrtenvermittlung wegfalle, so ein Pressesprecher von MyTaxi. Diese Gebühr | |
muss jeder private Fahrer an die zuständige Taxizentrale abführen – egal, | |
ob er fährt oder nicht. Ein MyTaxi-Fahrer gebe pro Fahrt 7 Prozent | |
Provision an das Unternehmen ab, so der Sprecher | |
## Taxi Deutschland bleibt kritisch | |
Dass MyTaxi es sich leisten konnte, 50 Prozent des Tarifes zu bezahlen, sei | |
allein auf die Subventionierung durch den Daimler Konzern zurückzuführen, | |
so Marten Clüver, Pressesprecher von Taxi Deutschland. Viele MyTaxi-Fahrer | |
arbeiteten zeitgleich bei einer Taxizentrale, sodass es nicht zu einer | |
Ausweitung des Angebots an Taxifahrten, sondern zu einer Verlagerung kommen | |
werde. „Sobald die Marktanteile groß genug sind, wird es zu Preiserhöhungen | |
kommen“, denkt Clüver. | |
Für viele Privatfahrer hätten sich die Arbeitsbedingungen verschlechtert. | |
Teilweise habe MyTaxi Fahraufträge nach Provisionshöhe von bis zu 30 | |
Prozent „versteigert“: „Wer die höchste Provision an MyTaxi zu zahlen | |
bereit war, bekam die Fahrt“, sagt Clüver. Außerdem wirft er MyTaxi vor, | |
die Daten der Kunden für Eigenwerbung weiter zu verwenden. Wo häufig MyTaxi | |
bestellt werde, tauche später vermehrt auch ein Limousinenservice auf, an | |
dem Daimler beteiligt ist. | |
29 Mar 2018 | |
## AUTOREN | |
Malte Kanefendt | |
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