# taz.de -- Mord im Steuerparadies Malta: Legal, illegal, lukrativ | |
> Die ermordete maltesische Journalistin Daphne Caruana Galizia hat zu | |
> Steuertricks recherchiert. Niedrige Steuern sind das Geschäftsmodell des | |
> Landes. | |
Bild: Im Steuerparadies Malta bleibt vieles im Dunkeln | |
Malta ist ein Steuerparadies, woraus niemand ein Geheimnis macht. | |
Anwaltskanzleien werben im Internet mit dem Spruch „Sonne, Meer und | |
niedrige Steuern“, um neue Kunden anzulocken. | |
Steuertricks waren auch das Thema, mit der die maltesische Journalistin und | |
Bloggerin Daphne Caruana Galizia europaweit bekannt geworden ist. [1][Am | |
Montagnachmittag wurde sie mit einer Autobombe ermordet], und noch sind | |
Täter und Hintergründe unbekannt. Aber es ist durchaus wahrscheinlich, dass | |
Caruana Galizia sterben musste, weil sie hartnäckig die Verwicklung | |
maltesischer Politiker in legale und illegale Steuerpratiken erforschte. | |
Malta ist eigentlich ein armes Land. Die wichtigste Branche ist der | |
Tourismus, und außerdem befindet sich noch Europas zweitgrößte Werft auf | |
der Insel. Um zusätzliche Einnahmen zu generieren, setzt Malta daher auf | |
das Konzept „Briefkastenfirmen“. | |
Das Angebot ist verlockend: Malta verlangt eine Körperschaftssteuer von nur | |
rund 5 Prozent. Da lohnt es sich für internationale Konzerne, eine Tochter | |
in Malta zu gründen. | |
Mehr als 1.600 deutsche Unternehmen haben sich eine Filiale in Malta | |
zugelegt. Dazu gehören etwa BASF, die Autovermietung Sixt, der | |
Düngelmittelhersteller K + S, aber auch der Flughafenbetreiber Fraport, der | |
mehrheitlich dem Land Hessen und der Stadt Frankfurt gehört. | |
## Konzerne sparen Steuern in Milliardenhöhe | |
Der Trick ist immer der gleiche: Die Gewinne werden nach Malta verlagert, | |
indem die Tochterfirma fiktive Kosten berechnet – sei es für Patente, | |
Lizenzen oder Kreditzinsen. Wie die maltesische Tageszeitung „Malta Today“ | |
berechnet hat, wurden 2015 Unternehmensgewinne in Höhe von vier Milliarden | |
Euro durch Malta geschleust. Normalerweise wären darauf Steuern von etwa | |
1,7 Milliarden Euro entfallen – doch der maltestische Staat begnügte sich | |
mit 250 Millionen. | |
Wie ein Forschungsprojekt an der Universität Amsterdam herausgefunden hat, | |
gehört Malta inzwischen zu den zehn größten Steueroasen der Welt. Auf der | |
Insel fallen angeblich Unternehmensgewinne an, die die Wirtschaftsleistung | |
des Landes um das Hundertfache übersteigen. Eine ökonomische Unmöglichkeit, | |
aber sehr profitabel für Malta. | |
Diese Steuertricks sind legal. Jedes deutsche Unternehmen darf eine | |
Tochterfirma im Ausland gründen – wenn das deutsche Finanzamt informiert | |
ist. Seit Jahren versucht die OECD, dieses Steuerschlupfloch zu stopfen. | |
Bisher ohne großen Erfolg. [2][Denn in der EU gilt bei Steuerfragen | |
Einstimmigkeit] – und die Steueroase Malta hat immer ihr Veto eingelegt. | |
## Unterstützung bei illegaler Steuerflucht | |
Neben diesen legalen Steuertricks ist Malta aber auch an der illegalen | |
Steuerflucht beteiligt. Die „Panama Papers“ förderten zutage, dass viele | |
maltesische Anwaltsfirmen hilfreich zur Seite standen, um Privatpersonen | |
bei der Steuerhinterziehung zu unterstützen, indem sie Briefkastenfirmen in | |
Panama gründeten. | |
Es war den Recherchen der jetzt ermordeten Journalistin Caruana Galizia zu | |
verdanken, dass herauskam, dass auch die Ehefrau des maltesischen | |
Premierministers Joseph Muscat Briefkastenfirmen in Panama unterhielt. Ihr | |
Sohn Matthew Caruana Galizia schrieb nach dem Mord an seiner Mutter auf | |
Facebook: „Wir befinden uns im Kampf gegen den Staat und die organisierte | |
Kriminalität, die ununterscheidbar geworden sind.“ Malta sei ein | |
„Mafia-Staat“. | |
17 Oct 2017 | |
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## AUTOREN | |
Ulrike Herrmann | |
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