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# taz.de -- Neue Hinweise auf Steuerhinterziehung: Die Spur führt nach Malta
> Steuerfahnder aus NRW haben Daten erhalten über Firmen, die Malta als
> Steuerschlupfloch nutzen könnten. Darunter sind auch deutsche Konzerne.
Bild: Verfügt nun über brisantes Material: Norbert Walter-Borjans
Berlin taz | Der Datenstick, den die Wuppertaler Steuerbehörde am 26. April
in ihrem Briefkasten fand, hatte keinen Absender. Der Inhalt war umso
aussagekräftiger. Auf dem Datenträger fanden sie eine Excel-Tabelle mit
400.000 Zeilen. Diese enthielt Namen und Gesellschafter von bis 70.000 zu
Firmen, die auf Malta angemeldet sind.
Darunter seien etwa 1.700 bis 2.000 Firmen, die mit deutschen Eigentümern
in Verbindung stehen und bei denen sich in den meisten Fällen „hohe
Verdachtsmomente ergeben“, dass sie zu einem bestimmten Zweck, nämlich der
Steuerhinterziehung gegründet wurden. Darunter seien auch „große,
angesehene deutsche Konzerne.“ Das gab Nordrhein-Westfalens Finanzminister
Norbert Walter-Borjans (SPD) am Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz
bekannt.
Nordrhein-Westfalen setzt konsequent auf den Ankauf und die Auswertung von
sogenannten Steuer-CDs, die den Steuerbehörden Auskunft über deutsche
Steuerhinterzieher geben, die Geld vorm Fiskus verstecken und es im Ausland
bunkern – etwa in der Schweiz. Aktuell ermittelt die Bundesanwaltschaft
gegen einen 54-jährigen Ex-Polizisten aus Zürich, der vom Schweizer
Geheimdienst angeheuert wurde, um die NRW-Steuerfahnder zu bespitzeln. Der
Agent, der in der Finanzverwaltung arbeiten soll, wurde noch nicht
enttarnt.
Der Verdacht gegen die nun genannten bis zu 2.000 maltesischen Firmen mit
deutschem Hintergrund gründet sich auf der Tatsache, dass nur 15 Prozent
der betroffenen Niederlassungen bei den deutschen Finanzämtern angemeldet
wurden. Wenn eine deutsche Firma eine Niederlassung im Ausland gründet und
dies dem Finanzamt verschweigt, sei das illegal, machte Walter-Borjans
deutlich. „Es gibt keinen Grund eine Firma gegen das Gesetz nicht
anzumelden.“
## Das „Panama“ Europas
Es gebe seit längerem Hinweise darauf, dass sich Malta zu einer Art Panama
in Europa entwickle, sagte Borjans.
Offiziell fallen auf Malta 35 Prozent Körperschaftssteuer an. Ausländische
Gesellschafter können sich allerdings 80 Prozent der Steuern
zurückerstatten lassen. Die Rückerstattung müssten Deutsche dem deutschen
Fiskus als Einkommen melden und darauf Einkommensteuer entrichten. Sie
vermeiden dass, indem sie die Firmengründung verschweigen. Und Malta
verzichtet darauf, die Information über eine Firmengründung mit
ausländischen Gesellschaftern an das betreffende Land weiterzugeben.
Walter-Borjans stellte in Aussicht, dass man den betroffenen Firmen eine
Nachmeldefrist bis 30. Juni gebe. Gleichzeitig kritisiert er den deutschen
Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), der zu wenig tue, um
Steuerschlupflöcher zu schließen. „Ich erwarte vom Bundesfinanzminister,
dass er die Lücke schließt zwischen kraftvollen Ankündigungen und
erkennbaren Verzögerungen und Verwässerungen,“ sagte Walter-Borjans.
10 May 2017
## AUTOREN
Anna Lehmann
## TAGS
Steuervermeidung
NRW
Steuerhinterziehung
Malta
Spionage
Malta
Lesestück Meinung und Analyse
Steuerflucht
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