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# taz.de -- Journalistin Daphne Caruana Galizia: Die Goldgräberin
> Bei Recherchen stieß die Journalistin Sara Farolfi oft auf den Namen
> Daphne Caruana Galizia. Begegnet sind sie sich nie, doch die Bewunderung
> bleibt.
Bild: Viele fürchteten ihren Mut
„This is what a war looks like“, hat Matthew Caruana Galizia auf seiner
Facebook-Seite zum Mord an seiner Mutter, der investigativen Journalistin
Daphne Caruana Galizia geschrieben. Und es ist schwierig, andere Wort für
[1][den brutalen Mord auf Malta] am Montagnachmittag zu finden. Ich habe
Daphne vor einem Jahr in einem Telefongespräch kennengelernt, im Sommer
2016.
Ich hatte sie wegen einer Recherche zum sogenannten „citizenship by
investment“-Progarmm in der Europäischen Union angerufen: „Citizenship by
investment“ bedeutet, dass man durch eine Investition den Pass eines
EU-Landes seiner Wahl erwerben kann – auch ohne jemals einen Fuß dorthin zu
setzen. Malta hatte ein solches Programm [2][im Jahr 2014 eingeführt].
Daphne war eine der wenigen JournalIstinnen, die sich ernsthaft mit dem
Thema beschäftigten.
Sie war es, die auf ihrer Webseite [3][Running Commentary] eine Liste sowie
eine erste Analyse der Personen veröffentlichte, die 2014 einen
maltesischen Pass erwarben. Und es war sie, die im Zuge der Enthüllungen um
die Panama Papers die Existenz der auf den britischen Jungferninseln
registrierten Gesellschaft Willerby Inc mit ihrem Chef Brian Tonna
aufdeckte, die verdeckt im Passverkaufsprogramm Maltas aktiv ist – Tonna
gilt [4][als eng verbandelt mit dem maltesischen Premierminister Joseph
Muscat]. Diese Angelegenheit und dieser Name tauchen auch zuletzt immer
wieder [5][im Zentrum ihrer jüngsten Recherchen auf].
Im Herbst 2016 war ich zweimal für meine Recherchen auf Malta. Leider haben
Daphne und ich es nie geschafft, uns persönlich zu treffen. Aber praktisch
in allen Gesprächen, die ich auf Malta führte, fiel irgendwann ihr Name.
Auf Malta kannte sie jeder. Viele fürchteten sie – vor allem ihren Mut.
Mehr als ein Blog war – und ist! – Running Commentary – ein wahre Goldgru…
für Nachrichten, ein Spiegel für [6][den beeindruckenden Grad von
Korruption], den das kleinste Land der EU in den letzten Jahren erreicht
hat. „Wo du auch hinschaust, überall sind die Kriminellen. Die Situation
ist hoffnungslos“, hat Daphne in ihrem letzten Post geschrieben wenige
Minuten bevor sie das Haus verließ und ermordet wurde.
Daphne war gerade dabei, den Faden einer ihrer kompliziertesten Recherchen
wieder aufzunehmen, die im vergangen Mai Premierminister Joseph Muscat dazu
gezwungen hatten, vorzeitige Neuwahlen anzusetzen. Die Recherche auf der
Spur der Panam Papers zielt direkt auf die Frau des Premiers und ihre
mutmaßlichen Verbindungen zur Tochter des Staatspräsidenten von
Aserbaidschan sowie auf einen der engsten Mitarbeiter Muscat, Keith
Schembri.
„Da ist ein mafiöser Anschlag“ schrieb mir vorgestern ein maltesischer
Anwalt, den ich auf meinen Recherchen kennengelernt hatte. „Und das
beunruhigende ist, dass nun alle Informationen, die Daphne zusammengetragen
hatte, in den Händen der Polizei landen werden. Wo doch die Wahrheit ist,
dass auf Malta niemand mehr den Institutionen traut.“
18 Oct 2017
## LINKS
[1] /!5455620/
[2] /Archiv-Suche/!5278655/
[3] https://daphnecaruanagalizia.com/
[4] https://daphnecaruanagalizia.com/2017/05/92577/
[5] http://www.maltatoday.com.mt/news/national/76666/brian_tonna_publishes_docu…
[6] /!5455716/
## AUTOREN
Sara Farolfi
## TAGS
Malta
Investigativer Journalismus
Steueroase
Schwerpunkt Korruption
Panama Papers
Malta
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Panama Papers
Mafia
Malta
Malta
Schwerpunkt Pressefreiheit
doppelte Staatsbürgerschaft
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