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# taz.de -- Tod einer maltesischen Journalistin: Mit außergewöhnlichem Mut
> Daphne Caruana Galizia hat als Journalistin die Korruption auf Malta
> bekämpft. Am Montag starb sie bei einer Explosion in ihrem Auto.
Bild: Ein-Frau-WikiLeaks: Daphne Caruana Galizia vor der libyschen Botschaft in…
Berlin taz | Sie machte vor niemandem Halt. Die maltesische
Investigativjournalistin Daphne Caruana Galizia hat die
Panama-Papers-Recherche in ihrem Land vorangetrieben und immer wieder
Korruption in Regierungskreisen aufgedeckt. Am Montag starb sie laut
Polizeiangaben nahe der Hauptstadt Valetta in ihrem fahrenden Auto, als
eine darunter angebrachte Bombe explodierte. Dem öffentlich-rechtlichen
Sender TVM zufolge hatte Caruana Galizia bereits vor zwei Wochen bei der
Polizei Anzeige erstattet, weil sie bedroht wurde.
[1][Die US-Zeitung Politico] bezeichnete sie als „one-woman WikiLeaks“
(Ein-Frau-WikiLeaks). Caruana Galizia enthüllte Vetternwirtschaft, von
Banken unterstützte Geldwäsche und Verbindungen zwischen der maltesischen
Online-Gaming-Branche und der Mafia. In den vergangenen zwei Jahren war
ihre Arbeit vor allem auf die Auswertung der Panama-Papers-Dokumente auf
Malta konzentriert.
[2][In ihrem Blog Running Commentary] schrieb Caruana Galizia kurze,
bissige Kommentare und Berichte über maltesische Politiker*innen. Laut
Politico hatte sie an guten Tagen 400.000 Leser*innen – eine sehr hohe
Zahl, vergleicht man sie mit der maltesischen Bevölkerung von knapp
440.000. Ihren letzten Beitrag veröffentlichte die Journalistin am
Montagnachmittag, kurz vor der Explosion ihres Autos.
Caruana Galizia brachte die Frau des Premierministers Joseph Muscat in
Verbindung mit einer panamaischen Mantelfirma und möglichen
Bestechungsgeldern. Nach ihren Veröffentlichungen forderten mehrere
Abgeordnete den Rücktritt Muscats, der dann aber im Juni 2017 bei
vorgezogenen Neuwahlen wiedergewählt wurde.
In einer Stellungnahme am Montag sagte Muscat, Caruana Galizias Tod sei ein
„barbarischer Angriff auf die Pressefreiheit“. Er wolle Experten des FBI
einfliegen, um die Polizei bei der Untersuchung des Falls zu unterstützen.
## Kein Vertrauen in die Untersuchungsrichterin
„Malta hat eine Journalistin mit außergewöhnlichem Mut verloren, die in
schwierigen Momenten ihre Argumente hervorgebracht hat, obwohl sie sich der
Risiken bewusst war“, sagte der ehemalige maltesische Premier Lawrence
Gonzi der Zeitung The Malta Independent bei einem Trauermarsch am
Montagabend in Sliema.
Caruana Galizia hinterlässt drei Söhne und einen Ehemann. „Meine Mutter
wurde getötet, weil sie wie viele starke Journalisten zwischen dem Gesetz
und jenen, die es missbrauchen wollen, stand“, [3][schrieb ihr Sohn Matthew
Caruana Galizia am Dienstag auf Facebook.] Sie sei allerdings auch deshalb
ein Ziel geworden, weil sie „die einzige Person“ war, die für diese Werte
einstand. „Das passiert, wenn staatliche Institutionen außer Gefecht
gesetzt werden: die letzte Person, die übrig bleibt, ist oft ein
Journalist.“ Matthew Caruana Galizia arbeitet selbst als Datenjournalist
für das internationale Recherchenetzwerk ICIJ.
[4][Laut dem britischen Guardian] bat Daphne Caruana Galizias Familie
darum, die zuständige Untersuchungsrichterin Consuelo Scerri Herrera zu
ersetzen. Sie hätten „kein Vertrauen“ in Scerri Herrera, weil diese zuvor
im Blog der Journalistin kritisiert worden war. Die Familie glaubt nicht,
dass die Richterin die Untersuchung mit der nötigen „Ernsthaftigkeit und
Unvoreingenommenheit“ durchführen kann.
17 Oct 2017
## LINKS
[1] http://www.politico.eu/list/politico-28-class-of-2017-ranking/daphne-caruan…
[2] https://daphnecaruanagalizia.com/
[3] https://www.facebook.com/matthewcaruanagalizia/posts/10159419399490035
[4] https://www.theguardian.com/world/2017/oct/16/malta-car-bomb-kills-panama-p…
## AUTOREN
Belinda Grasnick
## TAGS
Schwerpunkt Pressefreiheit
Investigativer Journalismus
Malta
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