# taz.de -- Drohung gegen Journalist in der Ukraine: Wo kommt das ganze Geld wo… | |
> Ein ukrainischer Journalist schreibt über den Reichtum eines hohen | |
> Richters und dessen Exfrau – und wird danach verfolgt. | |
Bild: Chornovalov hat seine Verfolger auf dem Heimweg an der U-Bahn-Haltestelle… | |
Oleksandr Chornovalov von der ukrainischen Redaktion von Radio Liberty wird | |
bedroht. Der in Kiew tätige Reporter, Fachmann für Korruptionsskandale, der | |
für seine Recherchen über illegale Abholzungen 2015 mit einem ukrainischen | |
Umweltpreis ausgezeichnet worden war, wird laut dem Sender seit Tagen von | |
Unbekannten verfolgt. | |
Als Beweis legte die Redaktion mehrere zu unterschiedlichen Zeitpunkten | |
angefertigte Aufnahmen von Überwachungskameras vor. Diese zeigen, wie zwei | |
Männer Chornovalov beim Verlassen der Kiewer Redaktionsräume verfolgen. | |
„Wir verurteilen diese Einschüchterungsversuche, die eindeutig die | |
Verpflichtungen zur Achtung der Pressefreiheit, wie die Ukraine sie | |
international auf sich genommen hat, verletzen“, sagt Thomas Kent, | |
Präsident von Radio Free Euro/Radio Liberty. | |
Nach Angaben des Senders haben die Drangsalierungen gegen den Journalisten | |
mit dessen Veröffentlichungen über gewisse Aktivitäten eines hohen | |
ukrainischen Richters begonnen. Allerdings, so der Sender, habe man keinen | |
Beweis für einen Zusammenhang. | |
## 12 Wohnungen, 2 Häuser | |
Sehr detailliert hatte Chornovalov Mitte Oktober über das Finanzgebahren | |
der Exfrau von Artur Emeljanow, Richter am Obersten Wirtschaftsgericht der | |
Ukraine, berichtet. Schon 2015 hatte sich die ukrainische Öffentlichkeit | |
über den Reichtum von Emeljanow gewundert, der angegeben hatte, 12 | |
Wohnungen und zwei Häuser zu besitzen, aber nicht erklären konnte, wie er | |
diese hat finanzieren können. | |
Chornovalov hatte nun in seinen jüngsten Enthüllungen gezeigt, dass | |
Switlana Emeljanowa, von der sich Richter Artur Emeljanow im Herbst 2014 | |
hatte scheiden lassen, noch reicher als ihr Exmann ist. So habe sie in Wien | |
eine Luxuswohnung angemietet und die Miete von 160.000 Euro für die | |
nächsten drei Jahre im Voraus bezahlt. Das Vier-Sterne-Luxushotel „Prinz | |
Eugen“ im Zentrum von Wien gehöre der österreichischen Firma AHL REAL PEU | |
GmbH. An dieser Firma, so der ukrainische Enthüllungsjournalist, halte Frau | |
Emeljanowa seit April 2014 einen Anteil von 15 Prozent. | |
Auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten und der Türkei habe Emeljanowa | |
Luxuswohnungen. In die türkische Immobilienwirtschaft habe sie 250.000 | |
Dollar investiert. In Deutschland besitze Emeljanowa 50 Prozent der Firma | |
AVIAWEB GmbH. Dieser gehörten drei Frankfurter Hotels. | |
## Schein-Scheidung? | |
Und so äußert Chornovalov einen Verdacht: Die Scheidung von Switlana | |
Emeljanowa und Richter Artur Emeljanow im Herbst 2014 war fiktiv. Denn | |
durch die Scheidung ist der Richter der Pflicht enthoben, den Besitz der | |
Frau öffentlich zu deklarieren. Im Weiteren listet Chornovalov mehrere | |
gemeinsame Reisen der beiden Emeljanows auf. So seien sie unter anderem | |
Ende Dezember 2014, einen Monat nach der Scheidung, gemeinsam über die | |
Neujahrsfeiertage nach Wien geflogen. | |
Kritische Journalisten haben es schwer in der Ukraine. 50 Journalisten | |
seien in diesem Jahr Opfer von physischer Aggression geworden, berichtet | |
Sergej Tomilenko, Vorsitzender des ukrainischen Journalistenverbandes, nach | |
Angaben des Internetportals strana.ua. Auch das Portal strana.ua selbst | |
wird immer wieder von den ukrainischen Behörden drangsaliert. | |
Am vergangenen Wochenende erklärte der OSZE-Medienbeauftragte Harlem Désir | |
bei seinem Besuch in Kiew, es sei nicht akzeptabel, dass Angriffe auf | |
Journalisten straflos blieben. Die Behörden sollten Drangsalierungen von | |
Journalisten effektiv untersuchen. „Journalisten müssen in einer Atmosphäre | |
frei von Angst vor Gewalt und Einschüchterungen arbeiten“, sagte Désir in | |
Kiew. | |
2 Nov 2017 | |
## AUTOREN | |
Bernhard Clasen | |
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