| # taz.de -- Minister Abela über Mord an Journalistin: „Das Ganze hat uns seh… | |
| > Maltas Außenminister Carmelo Abela weist die Kritik an seinem Land | |
| > zurück. Organisierte Kriminalität gebe es überall, nicht nur auf Malta, | |
| > sagt er. | |
| Bild: Protestaktion gegen den Polizeipräsidenten von Malta | |
| Das EU-Parlament fordert, in Sachen Geldwäsche und [1][im Fall Daphne | |
| Galizia] internationale Ermittler nach Malta zu schicken. Warum, denken | |
| Sie, wird Malta die Aufarbeitung nicht allein zugetraut? | |
| Was die Mordermittlungen angeht, so hat Premierminister Muscat von Anfang | |
| an gesagt, dass jede internationale Hilfe sehr willkommen ist, um die | |
| Wahrheit zu ermitteln. Es sind ja bereits Experten von FBI und aus den | |
| Niederlanden beteiligt, weitere Experten von Europol werden folgen. Wir | |
| haben kein Problem mit Transparenz, es gab ja viel Interesse im Ausland. | |
| Wir nehmen das sehr ernst, das Ganze hat uns sehr geschockt. | |
| Was die Geldwäsche-Ermittler angeht: Unsere gesamte Gesetzgebung zu dem | |
| Thema wurde von der EU vor unserem Beitritt komplett überprüft. Wir haben | |
| alle nötigen Anpassungen vorgenommen und setzen das EU-Recht um. Wir haben | |
| selbst die nötigen Institutionen gegen Geldwäsche. Sonst würde die EU was | |
| sagen. Ich frage mich, wie diese Kritik an unserem Engagement gegen | |
| Geldwäsche motiviert ist. Es scheint, als gebe es Eifersucht, weil vieles | |
| in unserem Land so gut läuft. Wenn das der Grund sein sollte, dann ist das | |
| sehr verletzend. Es wäre eine sehr uneuropäische Haltung. Wenn andere | |
| Länder Probleme haben, mache ich mir Sorgen um sie und ebenso sollte man | |
| gemeinsam den Erfolg aller anderen feiern können. Man sollte nicht darüber | |
| klagen, dass Investitionen in ein anderes Land fließen. | |
| Warum weigert sich Malta dann, der neuen europäischen | |
| Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft gegen Geldwäsche beizutreten? | |
| Diese Staatsanwaltschaft gibt es erst seit Kurzem. Wir haben das während | |
| unserer EU-Ratspräsidentschaft sehr professionell begleitet, wir haben | |
| unsere Ideen beigesteuert und den Wunsch einiger Staaten gefördert, diese | |
| Staatsanwaltschaft einzurichten. Was Malta selbst betrifft haben unser | |
| Parlament und unsere Regierung gemeinsam entschieden, dass es für uns noch | |
| nicht die richtige Zeit ist, uns an diesem Projekt zu beteiligen. Damit | |
| sind wir nicht allein: Eine ganze Reihe weiterer EU-Staaten ist auch nicht | |
| von Anfang an dabei. | |
| Nach dem Mord an Daphne Galizia sind im EU-Parlament die Vorwürfe wieder | |
| lauter geworden, Malta sei eine Steueroase. Werden Sie diese Kritik | |
| aufgreifen? | |
| EU-Parlamentarier bringen viele Themen zur Sprache, das ist ihr Job. Ihr | |
| Job wäre aber auch, Fakten zu prüfen. Die Fakten sind: Wir halten das | |
| EU-Recht in Steuerfragen an jedem Punkt ein. Ich weiß, dass es eine | |
| Bewegung in Europa gibt, die eine einheitliche Besteuerung will, die der EU | |
| die Kompetenzen für Steuerfragen übertragen will. Das berührt die | |
| Grundsatzfrage, wohin sich die EU entwickeln soll. Letztlich geht es darum, | |
| ob wir Föderalismus wollen oder nicht. Ich denke, die Kompetenz zu | |
| Steuerfragen sollte bei den Mitgliedstaaten bleiben. | |
| War es das richtige Signal, dass der Premierminister unmittelbar nach | |
| Galizias Tod, als der Verkauf maltesischer Pässe an vermögende Ausländer in | |
| der Kritik stand, nach Dubai reiste, um dort Pässe zu verkaufen? | |
| Wir haben die Argumente der Kritiker aufgegriffen und das Programm der | |
| EU-Kommission zur Überprüfung vorgelegt. Deren Juristen haben sich das | |
| genau angeschaut und akzeptiert. Ich will gar nicht sagen, dass es woanders | |
| viel einfacher ist, einen Pass zu kaufen. Das höre ich zwar, aber das ist | |
| nicht mein Thema. Es gibt bei uns ein sehr strenges Auswahlverfahren, an | |
| dem Polizei und Geheimdienste beteiligt sind, wer den Pass bekommen darf. | |
| Beim kleinsten Zweifel über die Herkunft des Vermögens oder die sonstigen | |
| Aktivitäten der Kandidaten lehnen wir den Antrag ab. Das geschieht in rund | |
| jedem vierten Fall. Das zeigt, dass wir unsere Kriterien sehr ernst nehmen. | |
| Deshalb sehe ich nichts Falsches darin, das Programm auch in Dubai zu | |
| bewerben, wie Premierminister Muscat es nun getan hat. Man kann solche | |
| Programme aus grundsätzlichen Erwägungen ablehnen, das teile ich nicht, | |
| könnte es aber nachvollziehen. Dann sollte das aber kein EU-Staat tun | |
| dürfen. | |
| Die italienische Anti-Mafia-Kommission war in dieser Woche auf Malta und | |
| hat gesagt, die Mafia betrachte das Land als „kleines Paradies“. Wie wollen | |
| Sie damit umgehen? | |
| Der Besuch der italienischen Kommission war schon lange geplant, er hatte | |
| nichts mit dem Mord an Daphne Galizia zu tun. Organisierte Kriminalität | |
| kennt keine Grenzen. Wir sagen deshalb immer, dass wir auf EU-Ebene | |
| gemeinsam dagegen vorgehen müssen. Vor allem mit Italien arbeiten wir | |
| bereits seit vielen Jahren in dieser Frage zusammen. Die Kooperation hat da | |
| sehr gut funktioniert. Aus diesem Grund wollen wir auch Europol stärker in | |
| den Kampf gegen die Organisierte Kriminalität einbinden. | |
| Das fordern wir im Rat der Innen- und Justizminister seit Jahren. Jetzt | |
| zeigen alle mit dem Finger auf Malta, als sei die ganze Organisierte | |
| Kriminalität bei uns angesiedelt. Das ist nicht der Fall und es ist nicht | |
| fair. Organisierte Kriminalität gibt es überall. Auch Malteser mögen daran | |
| beteiligt sein. Aber wenn, dann tun sie das nicht alleine, sondern mit | |
| anderen EU-Bürgern. Und deswegen muss die Antwort europäisch sein. | |
| 27 Oct 2017 | |
| ## LINKS | |
| [1] /!5455607 | |
| ## AUTOREN | |
| Christian Jakob | |
| ## TAGS | |
| Malta | |
| Daphne Caruana Galizia | |
| Organisierte Kriminalität | |
| Schwerpunkt Korruption | |
| Malta | |
| Paradise Papers | |
| Malta | |
| Malta | |
| Mafia | |
| Malta | |
| Mafia | |
| Malta | |
| Malta | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Getötete maltesische Journalistin: Zehn Festnahmen im Mordfall Galizia | |
| Die 53-jährige Journalistin war durch eine Autobombe ermordet worden. Sie | |
| hatte in Malta zu Korruption, Geldwäsche und Briefkastenfirmen | |
| recherchiert. | |
| Kampf gegen Steueroasen: Legale Steuerfluchten | |
| Die Bundesregierung will die Steuerflucht einschränken. Doch manche ihrer | |
| Maßnahmen greifen nicht. Auch das Transparenzregister hat Lücken. | |
| Getötete Journalistin auf Malta betrauert: „Mörder dürfen Ziel nicht errei… | |
| Zur Trauerfeier für die Journalistin Daphne Caruana Galizia fordern | |
| internationale ChefredakteurInnen mehr Unabhängigkeit für die Presse. | |
| Auf Malta ermordete Journalistin: Schmiergeld, Öl und Semtex | |
| Warum wurde Daphne Caruana Galizia ermordet? Eine Geschichte über | |
| Schmiergeld, verkaufte Pässe und Briefkastenfirmen – mitten in der EU. | |
| Journalistin über Verdachtsberichte: „Gehörn S’ jetzt zua Mafia oda ned?�… | |
| Petra Reski beschäftigt sich seit Jahren mit der Mafia in Deutschland. | |
| Passagen eines ihrer Bücher müssen nach einem Gerichtsurteil geschwärzt | |
| bleiben. | |
| Journalistin Daphne Caruana Galizia: Die Goldgräberin | |
| Bei Recherchen stieß die Journalistin Sara Farolfi oft auf den Namen Daphne | |
| Caruana Galizia. Begegnet sind sie sich nie, doch die Bewunderung bleibt. | |
| Attentat auf maltesische Journalistin: Mitten in Europa | |
| Das tödliche Attentat auf die maltesische Journalistin Daphne Caruana | |
| Galizia hat Vorbilder in der EU. Die Mafia hat die Presse stets im Visier. | |
| Mord im Steuerparadies Malta: Legal, illegal, lukrativ | |
| Die ermordete maltesische Journalistin Daphne Caruana Galizia hat zu | |
| Steuertricks recherchiert. Niedrige Steuern sind das Geschäftsmodell des | |
| Landes. | |
| Die EU und getötete Journalistin Galizia: Lieber weggeschaut | |
| Die EU hat es lange versäumt, den Vorwürfen der Geldwäsche auf Malta | |
| nachzugehen. Der Tod der Journalistin Galizia könnte das nun ändern. |