# taz.de -- Getötete Journalistin auf Malta betrauert: „Mörder dürfen Ziel… | |
> Zur Trauerfeier für die Journalistin Daphne Caruana Galizia fordern | |
> internationale ChefredakteurInnen mehr Unabhängigkeit für die Presse. | |
Bild: Mehr als 1.500 Trauernde waren in der Kirche, mehrere hundert weitere fü… | |
BERLIN taz | Malta hat am Freitag einen Staatstrauertag für die ermordete | |
Investigativjournalistin Daphne Caruana Galizia begangen. Der Erzbischof | |
von Malta, Charles Scicluna, feierte am Nachmittag den Trauergottesdienst | |
für die 53-Jährige in einer Kirche in Mosta nahe dem Dorf der Verstorbenen. | |
Mehr als 1.500 Trauernde waren in der Kirche, mehrere hundert weitere | |
füllten den Platz davor. Unter den Besuchern war neben dem Witwer und den | |
drei erwachsenen Söhnen Caruana Galizias auch EU-Parlamentspräsident | |
Antonio Tajani. | |
Caruana Galizia war am 16. Oktober wenige hundert Meter von ihrem Zuhause | |
von einer Autobombe getötet worden. Wer dafür verantwortlich ist, ist | |
unklar. | |
Caruana Galizia hatte [1][in ihrem viel beachteten Blog] über Korruption | |
berichtet. Eines ihrer Angriffsziele war der maltesische Ministerpräsident | |
Joseph Muscat, dessen Ehefrau sowie zwei seiner Kabinettsmitglieder. Sie | |
waren in den 2016 als „Panama Papers“ bekannt gewordenen Dokumenten | |
aufgetaucht und hatten demnach Tarnfirmen in Steueroasen gegründet, um | |
Schmiergelder zu verstecken. | |
Mitglieder der maltesischen Regierung und Oppositionsvertreter blieben der | |
Trauerfeier fern, auf Wunsch von Caruana Galizias Familie. Die Angehörigen | |
hatten die Regierung dafür kritisiert, dass diese nicht die Art von | |
Korruption beendet habe, über die die Journalistin in ihrem Blog | |
geschrieben hatte. | |
Bischof Scicluna sagte, die Mörder Caruana Galizias würden „niemals der | |
Gerechtigkeit Gottes entkommen“. Er rief andere Journalisten auf, der | |
Wahrheit furchtlos nachzugehen. „Liebe Journalisten, wir brauchen Sie. Wir | |
brauchen Menschen in Ihrem Beruf, die ungebunden sind, die frei sind, | |
intelligent, wissbegierig, ehrlich, gelassen, sicher und beschützt.“ | |
## Offener Brief an die EU-Kommission | |
Zum Zeitpunkt ihres Todes hatte es Caruana Galizia mit 42 Klagen wegen | |
Verleumdung vor maltesischen Gerichten zu tun. Die meisten der Fälle werden | |
voraussichtlich weiter verfolgt. Die maltesische Regierung hat eine | |
Belohnung über eine Million Euro für Informationen ausgesetzt, mit denen | |
die Verantwortlichen für den Mord ausfindig gemacht werden. | |
Am Donnerstag hatten die ChefredakteurInnen mehrerer internationaler | |
Zeitungen einen offenen Brief an die EU-Kommission geschickt, damit diese | |
die Unabhängigkeit der Medien in Malta überprüfe. Der Mord an Caruana | |
Galizia erinnere daran, welchen Gefahren Journalistinnen und Journalisten | |
bei der Suche nach der Wahrheit ausgeliefert seien, heißt es in dem | |
Schreiben an den Vize-Kommissionspräsidenten Frans Timmermans. | |
Die ChefredakteurInnen ziehen in ihrem Brief einen ursächlichen | |
Zusammenhang zwischen dem Mord an Caruana Galizia und deren Recherchen zu | |
Korruption an Maltas Staatsspitze: „Den Mördern von Daphne darf es nicht | |
gelingen, ihr offenkundiges Ziel zu erreichen: dass Daphnes | |
Nachforschungen, welche die Korruption auf der höchsten Ebene Maltas | |
betreffen, zum Stillstand gebracht werden.“ Bislang gibt es allerdings | |
keine Hinweise darauf, wer die Journalistin aus welchem Motiv heraus | |
ermordet hat. | |
Unterschrieben ist der Brief von den ChefredakteurInnen der Süddeutschen | |
Zeitung, der The New York Times, der Financial Times, La Republicca sowie | |
dem Nachrichtenchef der BBC. Sie erinnerten daran, dass die EU-Kommission | |
im Jahr 2016 Zweifel an der Unabhängigkeit maltesischer Medien von der | |
Politik geweckt hatte. | |
## „Maltas Medien stark in politischer Hand“ | |
Einem EU-Bericht zufolge ist Malta das einzige EU-Land, in dem „Medien | |
außerordentlich stark in der Hand politischer Parteien“ sind und die | |
redaktionelle Unabhängigkeit schwach ausgeprägt ist. Die maltesischen | |
Behörden stünden unter Beobachtung durch Europa, schrieb die Kommission nun | |
in ihrer Replik. Man werde darauf bestehen, dass die maltesischen Behörden | |
das Verbrechen vollständig aufklären. In Brüssel wehte die Fahne am | |
Hauptsitz der EU-Kommission in Gedenken an die Investigativjournalistin auf | |
Halbmast. | |
Der Grüne EU-Abgeordnete Sven Giegold sagte, die Regierung dürfe mit der | |
Suche nach den Mördern nicht „davon ablenken, die tiefergehenden Mängel an | |
der Rechtsstaatlichkeit im Land anzugehen.“ Malta müsse mit gleicher | |
Dringlichkeit „die Strukturen verändern, die diese Tat erst möglich gemacht | |
haben,“ so Giegold mit Blick auf die Korruptionsvorwürfe. Er forderte die | |
Kommission auf, ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Malta zu prüfen. | |
3 Nov 2017 | |
## LINKS | |
[1] https://daphnecaruanagalizia.com/ | |
## AUTOREN | |
Christian Jakob | |
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