# taz.de -- Globale Recherche „Paradise Papers“: Die Verstecke der Superrei… | |
> Nach den „Panama Papers“ gibt es eine neue Veröffentlichung zu | |
> Steueroasen, die sich aus 21 Quellen speisen und 13,4 Millionen Dokumente | |
> umfassen soll. | |
Bild: Die Paradise Papers enthüllen auch die Geschäfte des amerikanischen Han… | |
Washington dpa | Nach den „Panama Papers“ gibt es eine weitere | |
Veröffentlichung zu Daten über Steuerschlupflöcher und über womöglich | |
brisante Geschäftskontakte hochrangiger Persönlichkeiten. Nach Angaben der | |
Süddeutschen Zeitung, die dem Netzwerk investigativer Journalisten (ICIJ) | |
angehört, geht es um Millionen Dokumente zu Briefkastenfirmen von einer | |
Anwaltskanzlei auf den Bermudas und einer Firma in Singapur. | |
Wie die ICIJ-Journalisten an die Daten, die auch Firmenregister von 19 | |
Steueroasen enthalten sollen, herangekommen sind, wurde nicht preisgegeben. | |
In den Daten sollen über ein Dutzend Berater, Kabinettsmitglieder und | |
Großspender von US-Präsident Donald Trump auftauchen, darunter auch | |
Geschäftskontakte nach Russland. | |
Insgesamt gehe es um 13,4 Millionen Dokumente aus Steuerparadiesen | |
weltweit, es würden die Namen von mehr als 120 Politikern aus fast 50 | |
Ländern auftauchen, dazu Unternehmer, Sportler und Unternehmer. Auch zu | |
Geschäftspraktiken einiger Weltkonzerne gebe es Informationen. Das neue | |
Datenleck wurde von den Autoren „Paradise Papers“ getauft. Insgesamt waren | |
mehr als 90 Medien beteiligt, in Deutschland neben der SZ auch der | |
Norddeutsche Rundfunk (NDR) sowie der Westdeutsche Rundfunk (WDR). Die | |
Daten wurden demnach über ein Jahr lang ausgewertet. | |
Die auf den Bermudas ansässige Anwaltskanzlei Appleby hatte vor wenigen | |
Tagen eingeräumt, dass möglicherweise illegal Datenmaterial dem ICIJ | |
zugespielt worden sei; man habe entsprechende Medienanfragen bekommen. Die | |
Firma betont, auf legale Offshore-Praktiken zu setzen und im Einklang mit | |
den Gesetzen zu handeln. Man nehme alle Vorwürfe „extrem ernst“. Nach | |
sorgsamer und intensiver Prüfung sei man aber zu dem Ergebnis gekommen, | |
dass es keinerlei Belege für Fehlverhalten seitens der Firma oder ihrer | |
Klienten gebe. Appleby sprach nicht von einem Datenleck, sondern von einem | |
illegalen „Cyber-Angriff“. | |
Besonders in den Fokus wird von der Süddeutschen Zeitung und den anderen | |
beteiligten internationalen Medien US-Handelsminister Wilbur Ross gerückt. | |
Er profitiere als Privatmann von Geschäften mit einer Firma, die dem | |
Schwiegersohn des russischen Präsidenten Wladimir Putin und Kreml-nahen | |
Geschäftsleuten gehöre. Sonderermittler Robert Mueller untersucht derzeit | |
mögliche Kontakte der US-Regierung nach Russland im Vorfeld der | |
US-Präsidentschaftswahl und eine mögliche Beeinflussung aus Moskau, um dem | |
Trump-Lager zum Sieg zu verhelfen. | |
Im Fall des US-Handelsministers soll es um eine Beteiligung an einer | |
Reederei gehen, zu deren Großkunden der russische Energiekonzern Sibur | |
gehöre. Navigator habe seit 2014 mit Sibur Geschäfte im Wert von mehr als | |
68 Millionen Dollar abgewickelt. Allerdings bleibe unklar, wie stark Ross | |
hier engagiert sei. Es ist bekannt, dass der Milliardär große Investments | |
im Schifffahrtsbereich hat und das Thema Offshore-Firmen war auch bereits | |
ein Thema bei seinem Bestätigungsverfahren im Senat. Ross bestreitet nach | |
Angaben der Zeitung, dass seine Geldanlage Einfluss auf seine Amtsführung | |
habe. | |
Die „Panama Papers“-Enthüllungen führten 2016 weltweit zu Ermittlungen. | |
Unterlagen der panamaischen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca, die von | |
ICIJ-Journalisten weltweit ausgewertet wurden, zeigten, dass zahlreiche | |
Politiker, Sportler und andere Prominente Vermögen in Offshore-Firmen | |
hielten – was nicht unbedingt strafbar ist. Die 11,5 Millionen Dateien | |
umfassten E-Mails, Urkunden und Kontoauszüge zu 214.000 Gesellschaften vor | |
allem in der Karibik. | |
Dabei tauchen die Namen von 140 Politikern oder Politikervertrauten auf, | |
darunter die Staatschefs Argentiniens und der Ukraine, Mauricio Macri und | |
Petro Poroschenko. In Island führte die Veröffentlichung zum Rücktritt des | |
Ministerpräsidenten Sigmundur Gunnlaugsson und zum Verzicht des Staatschefs | |
Ólafur Ragnar Grímsson auf eine Wiederwahl. In Pakistan wurde | |
Ministerpräsident Nawaz Sharif des Amtes enthoben. Das ICIJ erhielt für die | |
Enthüllungen der „Panama Papers“ 2017 die höchste Auszeichnung im | |
US-Journalismus, den Pullitzer Preis. | |
5 Nov 2017 | |
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