# taz.de -- Finanzskandal „Paradise Papers“: Paradiesisch legale Briefkäst… | |
> Der neue Finanzleak zeigt: Anlegern wird es viel zu leicht gemacht, ihr | |
> Geld in Steuerparadiesen vor den Finanzämtern zu verstecken. | |
Bild: Hier erholt sich das Geld der Reichen: Strand in Speightstown auf der Kar… | |
BERLIN taz | Die sogenannten „Paradise Papers“ ermöglichen einen tiefen | |
Einblick in die Welt der Steueroasen – von Malta bis zu den Bermudas. Denn | |
der Leak, über den am Sonntagabend das Netzwerk Investigativer Journalisten | |
[1][in zahlreichen Medien weltweit berichtete], umfasst 13,4 Millionen | |
Dokumente, die überwiegend von der Offshore-Anwaltsfirma Appleby stammen, | |
die potente Kunden und Unternehmen gern dabei berät, wie man seine | |
Steuerpflichten minimieren kann. Appleby selbst ist sich jedoch keiner | |
Schuld bewusst. Die Kanzlei erklärte, es gebe „keinen Beweis für | |
Fehlverhalten“. | |
In der Tat: „Steuergestaltung“ ist legal. Internationalen Unternehmen ist | |
es nicht verwehrt, durch Tricks wie Patentboxen oder Scheinkredite ihre | |
Gewinne in Länder zu verschieben, wo der Steuersatz gen Null tendiert. | |
Allerdings ist die Grenze zwischen Steuergestaltung und Steuerhinterziehung | |
fließend. Dies gilt vor allem für Privatpersonen, die sich sogenannte | |
Briefkastenfirmen in Steueroasen zulegen. Die Briefkastenfirma selbst ist | |
nicht illegal – aber sie muss dem heimischen Finanzamt angezeigt werden. | |
Diese Information wird aber gern unterlassen, denn sonst müsste man das | |
Einkommen ja zuhause versteuern. | |
Genau an dieser Stelle werden die „Paradise Papers“ explosiv: Es wurden | |
nämlich auch die Unternehmensregister von 19 Steueroasen geleakt. Jetzt ist | |
bekannt, wem die Briefkastenfirmen gehören, die in Antigua & Barbuda, | |
Aruba, den Bahamas, Barbados, den Bermudas, Kaimaninseln, Cookinseln, | |
Dominica, Grenada, Labuan, Libanon, Malta, Marshallinseln, St. Kitts und | |
Nevis, Saint Lucia, Saint Vincent, Samoa, Trinidad und Tobago sowie Vanuatu | |
angesiedelt sind. | |
## Ergebnis: natürlich nicht | |
Es lässt sich also ganz leicht abgleichen, ob die hiesigen Finanzbehörden | |
über die Briefkastenfirmen informiert sind, die sich in diesen Steueroasen | |
befinden und deutschen Staatsbürgern gehören. Ergebnis: natürlich nicht. | |
Die Experten der internationalen NGO „Tax Justice Network“ schätzen, dass | |
die Konzerne weltweit etwa 500 Milliarden Dollar an Steuern sparen, indem | |
sie alle legalen Tricks nutzen. Durch die illegale Steuerflucht von reichen | |
Privatpersonen entstehe ein Schaden von weiteren 200 Milliarden Dollar. | |
An Reformvorschlägen fehlt es nicht. So fordern Oxfam Deutschland und der | |
grüne Europapolitiker Sven Giegold, dass es eine „schwarze Liste“ für | |
Steueroasen geben soll. Dann wäre es schlicht illegal, eine | |
Briefkastenfirma in einem Land zu besitzen, das keine Steuern erhebt. | |
## Beliebtes Dreieck | |
Diese naheliegende Idee lässt sich in der EU jedoch nicht durchsetzen, weil | |
vor allem Großbritannien blockiert. Giegold fordert daher: „Mit seinen | |
Überseegebieten dominiert Großbritannien die Landkarte der Steueroasen. Wir | |
müssen die Brexit-Verhandlungen nutzen, um die britischen Steueroasen zu | |
schließen.“ | |
Allerdings ist der legalen Steuergestaltung der internationalen Konzerne | |
mit einer „schwarzen Liste“ nicht beizukommen. Die Firmen könnten weiterhin | |
ihre Gewinne von einem Land zum nächsten verschieben. Sehr beliebt ist | |
beispielsweise das Dreieck Irland, Niederlande und Luxemburg. | |
Daher verlangt Giegold: „Wir brauchen zudem volle Transparenz der Steuern | |
von Großunternehmen und einen gemeinsamen Mindeststeuersatz für Unternehmen | |
innerhalb der EU.“ | |
6 Nov 2017 | |
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## AUTOREN | |
Ulrike Herrmann | |
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